Reihe: Monster Blood Tattoo, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies sind die Abenteuer des kaiserlichen Lampenanzünders Rosamund Buchkind. Der Junge mit dem Mädchennamen stammt aus der Marineanstalt für Findlingskinder von Madame Opera und wurde später zum Lampenanzünder ausgebildet, als ihn Mister Sebastipol abholte. Bei seiner Arbeit erkennt er, dass der Halbkontinent schwer unter den Attacken der Monster zu leiden hat. Gemeinsam mit der jungen Threnody wird er in die Gegend ausgesendet, wo die meisten Monsterattacken stattfinden. In Threnody hat er eine kampferprobte Kameradin, denn sie ist in der Lage, Energieschauer als Waffe einzusetzen. Diese Kraft kommt den beiden sehr gelegen. Bei einem Angriff von riesigen Nickern können beide nur mit List und Tücke und viel Mut entkommen.
Rosamund wird an die Schule der kaiserlichen Laternenanzünder zurückbeordert. Sein Bericht über die Monsterattacken ist für die Oberen sehr wichtig. Aber langsam wird ihm klar, dass es weniger um die Berichte, sondern mehr um ihn und seine Einsätze geht. Man unterstellt ihm, dass er nicht alle Monster für böse hält und sie nicht alle bekämpft. Doch die schlimmste Behauptung kommt erst noch und könnte einen schnellen Tod für ihn bedeuten: Man wirft ihm vor, er selbst stamme von Monstern ab.
Der kaiserliche Sekretär Sicius ist mit dem Falschmenschen Pile dabei, den Helden Rosamund zu beschuldigen. Er, der die Nicker tötete, soll deren Freund sein. Rosamunds Partnerin Threnody versucht gemeinsam mit Lady Vey, ihm zur Seite zu stehen. In Wirklichkeit versuchen sie, ihn, der ein Monster Tattoo ablehnte, als einen Sedorner an den Galgen bringen. Doch der Chirurg Honorius Ludius Grotius Swill macht die Sache noch schlimmer. Er behauptet, Rosamund sei ein Rosamunderling, ein Monster in Menschengestalt.
D. M. Cornish ist ein äußerst vielseitiger Mensch. Neben den 617 Seiten, die der Roman für sich allein hat, bietet das Buch jede Menge Zeichnungen und Karten, die ebenfalls von D. M. Cornish hergestellt wurden. Damit ist es aber noch nicht getan. Zusätzlich findet sich ein fast einhundertseitiger Anhang, in dem die meisten Begriffe erklärt werden. Leider fand ich den Begriff Sedorner nicht. Aber das ist nur ein kleines Beispiel. Die Mühe, die sich Herr Cornish mit seinem Buch gab, ist außergewöhnlich. In allem steckt viel Liebe zum Detail. Seine Welt ist auf der Karte sehr gut ausgearbeitet, und doch lernen wir nur einen kleinen Ausschnitt der Welt kennen. Somit sind Rosamunds Abenteuer bislang nur regional zu sehen. Bei dieser Welt könnte ich mir durchaus vorstellen, dass noch andere Helden und Heldinnen Abenteuer erleben.
Rosamund ist eine Person, die bei den Jugendlichen sehr viel Anklang finden wird. Das Bild von ihm im Buch ist so gezeichnet, dass er sein Gesicht abwendet. Damit bleibt der Junge ganz den Vorstellungen der Leserschaft überlassen. Die anderen Personen, wie zum Beispiel Frau Europa oder der Nicker, sind sehr fein ausgearbeitet und entsprechen den Beschreibungen im Buch. Um bei Rosamund zu bleiben: Er ist ein Junge wie jeder andere auch, der in die Lehre geht und langsam, aber sicher Verantwortung übernehmen muss. Als ehemaliges Waisenkind ist er ohne große soziale Bindungen. Diese findet er erst langsam, indem er andere Menschen kennen lernt. Etwa seine Begleiterin Threnody. Doch er ist ungewöhnlich, denn er findet auch in den Monstern Freunde. Etwas, was er als Unterlaterner gar nicht haben dürfte: Die Monster, alle Monster, sind Feinde der Menschheit. Egal, wie freundlich sie sich benehmen.
Rosamund ist aufgeschlossen anderen gegenüber, lässt auch andere Meinungen gelten und ist nicht so engstirnig, wie die meisten Erwachsenen dargestellt werden. In seinem Job als Unterlaterner lernt er langsam die Regeln der Erwachsenenwelt kennen. In seiner Unwissenheit, weil kaum Regeln erklärt werden, verstößt er auch ab und zu dagegen. Dieses Buch ist nicht nur ein Abenteuerbuch, sondern es zeigt gerade den jüngeren Lesern, dass man sehr viel lernen muss. Gleichzeitig sagt es aber auch aus, dass bei all den Widrigkeiten, die einem entgegenschlagen, es immer eine Lösung gibt.