Reihe: Star Trek: Deep Space Nine 8.08: Mission Gamma IV Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der letzte Band der "Mission Gamma" Miniserie aus der Reihe "Star Trek: Deep Space Nine" versucht, alle bislang offen gebliebenen Handlungsstränge zu einem logischen Ende zu bringen bzw. eine neue Handlungsebene für weitere Bände zu öffnen.
Im letzten Band wurde kurz vor der Unterschift auf der Beitrittsurkunde Bajors zur Föderation der Vereinigten Planeten Premierminister Shakaar ermordet - ironischerweise von einem Trill. Sogleich öffnen sich auf Bajor alle politischen Gruben der Hölle und eine Vereinigung Bajors mit der Föderation scheint in weite Ferne grückt. Colonel Kira Nerys kann hier nur reagieren statt zu agieren. Als weiteres, destabilisierendes Element, ist die religiöse Spaltung Bajors in einen traditionellen und einen modernen Zweig der Verehrung der Gottheiten im Wurmloch. Hier hat das religiöse Exil von Kira einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, auch wenn Nerys hier nichts davon wissen will.
In der Serie "Deep Space Nine" hat die Religion schon immer eine tragende Rolle gespielt, hier kann sich der Leser einmal mehr davon überzeugen, das dieser Themenkreis keinesfalls zu Peinlichkeiten oder Platitüden führen muss. Im Gegenteil.
Rasant ändert sich dann die Ausrichtung des Handlungsstranges auf der Raumstation in eine Art Agententhriller. Kaum fassbare Invasoren bedrohen den Alpha-Quadranten und sorgen bei den Führungskräften vor allem bei der Föderation für grosse Unruhe, kennt man die Angreifer ja schon von früheren Begegnungen..
Weit weg im Gamma Quadranten ist Commander Elias Vaughn mit seiner Crew auf dem Rückweg von seiner mehrmonatigen Erkundungstour in den bislang feindlich gesinnten Bereich der Galaxie. Viele neue Zivilisationen wurden entdeckt und oftmals auch kontaktiert, leider ergaben sich auch einige Feindschaften, meist jedoch neue Freundschaften, die man künftig pflegen muss. Eigentlich muss Vaughn zufrieden sein, auch wenn die Defiant nach den vergangenen Abenteuern ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Doch nun stösst man auf etwas fast unglaubliches: Transpondersignale eines Föderationsraumschiffes. Dort, wo nach allen Aufzeichnungen noch nie ein Sternenflottenschiff gewesen ist - eine schiere Unmöglichkeit. Und obendrauf muss sich Vaughn im Zusammenhang mit dieser Entdeckung mit seinen ureigensten Ängsten auseinandersetzen und feststellen, das seine Entscheidungen nur noch von persönlichen Zielen geprägt werden. Der Zusammenbruch scheint vorprogrammiert.
Gerade der erzählerisch von den Ereignissen auf DS9 strikt getrennte Handlungsstrang im Gamma Quadranten hinterlässt bei mir einen eher zwiespätigen Bereich. Es werden, wie man es in dieser Reihe gewohnt ist und auch gut findet, emotionale Tiefen ausgelotet und persönliche Probleme über technisches Gebrabbel gestellt. Gerade diese Ebene stellte und stellt meines Erachtens DS9 stilistisch über viele andere Star Trek-Reihen. Doch leider fühlte ich manchen Plot in diesem Buch etwas zu sehr konstruiert, auch wenn Robert Simpson tapfer den Leser mit allen Möglichen Erklärungsversuchen einzulullen versucht. Mal werden die Drehkörper als Erklärung des Unerklärlichen herangezogen, mal einfach hingenommen. Zufriedenstellen vermag das den Leser kaum, erwartet er doch auch in dieser Reihe zumindest nachvollziehbare Handlungselemente.
Bessere Stimmung erzeugte bei mir dagegen der Raumstationen-Plot, in dem es vor Intrigen und Hinterhältigkeiten geradezu wimmelt. Glücklicherweise wird das Verhältnis zwischen Quark und Rom nicht wieder prominent in den Vordergrund gestellt, in diesem Band muss Kira Nerys mit ihrem Seelenheil dafür herhalten, den gierigen und sensationslüstigen DS9-Leser zu befriedigen. Keinesfalls wird er dabei entäuscht, liefert "Das kleinere Übel" doch allerlei Überraschungen und Wendungen, schlägt einen thematischen Bogen über mehrere Schwesterreihen und kann auch mit einem gutem Maß Action aufwarten. Gefällt mir!
Unterm Strich konnte mich "Das kleinere Übel" überzeugen, auch oder vielleicht trotz des Stirnrunzelns im Defiant-Plot. Für Neueinsteiger sicherlich schwer zu verstehen, aber wieder einmal ein guter Grund, mit der "Mission Gamma"-Reihe grundsätzlich zu beginnen. Simpson hat in seinem Buch auch genügend Handlungsfäden offen gelassen, um die Spannung über den Roman hinaus zu erhalten.