Titel: Mara und der Feuerbringer: Götterdämmerung Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Das Mädchen Mara Lorbeer ist sehr unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen worden, die eigentlich viel zu groß für sie sind. Sie ist eine Spákona (eine Seherin der nordischen Mythologie) und als solche verfügt sie über die Kraft, in andere Welten zu gleiten. In den Gefilden der nordischen Götter trifft sie auf Loge, den Feuerbringer. Mara und ihr Mentor und Freund Professor Weissinger haben die Begegnung mit ihm gerade so eben überstanden. Der Feuerbringer ist eine gottähnliche Erscheinung, über deren Wesen beide noch immer rätseln. Fest steht, dass der fadenscheinige Esoteriker Doktor Thurisaz seine leichtgläubigen Seminarteilnehmer, darunter Maras Mutter, einen Reim aufsagen lässt, der, von vielen wiederholt gesprochen, dem Feuerbringer Macht verleiht. Beide wissen, dass Thurisaz einen großen Vortrag in der Feldherrenhalle in München plant, doch das gilt es zu verhindern, denn so würde er Loge sehr viel Macht zukommen lassen und für Mara und Professor Weissinger unbesiegbar werden. Mara läuft die Zeit davon und noch immer versteht sie ihre Kräfte kaum. Bisher konnte sie nur bestehen, weil Loge sie wiederholt unterschätzt hatte, doch diesen Fehler wird ihr Widersacher nicht noch einmal begehen und sie bei ihrer nächsten Begegnung mit aller Gewalt angreifen. Doch nur Mara steht zwischen Loge und der Vernichtung der Erde.
Zunächst einmal war ich überrascht, dass es absolut nahtlos weitergeht. Das ist ein wenig ungewöhnlich, denn solche Bücher setzen immer irgendwie ein paar Monate später ein und alles beginnt wieder im normalen Lesen - so wie bei Harry Potter und Co. Ob gut oder schlecht, das sei mal dahingestellt, nur kann ich mir vorstellen, dass der Verlag ein wenig gemeckert hat und meinte: "Und was ist mit den Lesern, die Buch 1 und 2 nicht gelesen haben?" Autor Tommy Krappweis hat sich jedoch durchgesetzt und greift den Handlungsfaden, wie gesagt, genau dort auf, wo Band 2 endete. Mara und Professor Weissinger stehen in einem Feld der Verwüstung und müssen überlegen, welchen Schritt sie nun machen. Dies bringt auch gleich Professor Weissingers Exfrau auf den Plan, denn ihr Wagen hat die monumentale Schlacht nicht überstanden. Schön, dass ihr nun mehr Raum gegen wird, denn die Dialoge von Weissinger mit seiner Verflossenen gehören zu den Höhepunkten des Romans und dürften vor allem die ältere Leserschaft ansprechen.
Ansonsten fährt der Autor damit fort, teilweise aberwitzige Bilder zu gebrauchen. So bezeichnet z. B. Mara Walhalla als Oktoberfestzelt vom Umfang einer Großstadt (welch schrecklicher Gedanke) oder Fanfaren als Vuvuzelas. Diese Stellen sind der ganz große Pluspunkt des Buchs. Des Weiteren hat sich meine Tochter (12 Jahre alt) bestens amüsiert über die vielen Genreanspielungen, aber auch über den hintergründigen Humor, der hier und da durchblitzt. Und wiederum war ich höchst erfreut, von bekannten Schauplätzen in München zu lesen. Nachdem im ersten Band die Museumsbrücke Schauplatz für den Showdown war, durften in diesem Band Mara und Professor Weissinger das Hotel Bayerischer Hof, Münchens erste Adresse für die High Society, gründlich verwüsten. Wie schön. Tommy Krappweis bleibt sich treu und bietet dieselbe gelungene Mischung von Humor und Spannung wie bereits in den ersten Bänden der Trilogie. Folglich gibt es keine Experimente, sondern eine Fortsetzung des sehr gelungenen Konzepts der Serie.
Längst ist die Serie kein Geheimtipp mehr und Tommy Krappweis ist es gelungen, sich als Jugendbuchautor zu etablieren. Dass ihm diese Figur jedoch besonders am Herzen liegt, zeigt sich daran, dass er bereits an der Umsetzung des Stoffes als Film arbeitet. Tatsächlich konnte ein erster Mood-Trailer die Investoren überzeugen und Tommy Krappweis erhielt den Auftrag, ein Drehbuch zu verfassen. Die Dreharbeiten für eine Umsetzung zu Band 1 in Form eines Kinofilms sollen Herbst nächsten Jahres beginnen und die Rolle der Mara ist bereits besetzt. Freundlicherweise hat mir Tommy Krappweis die Erlaubnis gegeben, verschiedene Bilder der Testaufnahmen hier zu zeigen. Und auch den Trailer durfte ich sehen. Nur so viel dazu: Ich kann es nicht erwarten, die Umsetzung der Bücher im Kino zu sehen. Es ist schon praktisch, wenn der Autor auch Filmschaffender ist und sich bestens in der Materie auskennt.
Mara und der Feuerbringer: Götterdämmerung ist ein gelungener Abschluss der Trilogie, aber sicherlich nicht das letzte, was wir von Mara hören werden. Weitere Bücher sind zwar nicht geplant, aber ein Wiedersehen im Kino ist sehr wahrscheinlich geworden. Die Romane sind der beste Beleg, dass gute Jugendbücher nicht unbedingt von englischsprachigen Autoren verfasst werden müssen.
9 von 10 Punkten.