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Eine Rezension von Judith Gor (Weitere Rezensionen von Judith Gor findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Über einer Wüstenstadt thront ein gewaltiger Turm – ein sogenannter Dungeon, der demjenigen, der ihn bezwingt, Macht und Reichtum verspricht. Allerdings sind bisher alle, die das mysteriöse Bauwerk betreten haben, darin ums Leben gekommen, denn im Inneren warten gemeine Fallen und schwierige Prüfungen. Auch Alibaba träumt davon, einen Dungeon zu bezwingen und ein Held zu werden, doch noch traut er sich diese gefährliche Reise nicht zu. Er schuftet für wenig Lohn bei einem skrupellosen Händler und verrät dabei seine Überzeugungen. Eines Tages taucht der verfressene Junge Aladdin auf, der Alibaba prompt Ärger einbrockt. Dennoch schickt er Aladdin nicht weg – zum Glück, denn Aladdin besitzt ein magische Flöte, in der der Dschinn Ugo lebt. Mit Hilfe des Dschinns könnte Alibaba den Dungeon endlich bezwingen …
Magi – The Labyrinth of Magic baut, wie die Namen der Protagonisten und das Setting zeigen, auf den Geschichten aus 1001 Nacht auf. Diese erstrahlen in einem neuen und typisch japanischen Gewand, das in den ersten Folgen noch etwas verwirrend ist. In Alibabas Welt sind verschiedenste Dungeons aufgetaucht, von denen nur wenige bezwungen wurden. Woher diese magischen Gebäude kommen, bleibt vorerst ein Geheimnis, doch nach und nach fügen sich verschiedene Puzzleteile zusammen. Im Zentrum der mysteriösen Ereignisse steht Aladdin, der wie ein Kind erscheint, aber oftmals überraschend erwachsen wirkt. Er weiß nicht, wer er eigentlich ist und bald wird klar, dass eines der Hauptthemen von Magi – The Labyrinth of Magic die Suche nach Aladdins Identität ist.
Auch wenn Alibaba Aladdin zunächst nur ausnutzen will, entwickelt sich eine richtige Freundschaft zwischen den beiden. Alibaba ist vom Mut des verfressenen kleinen Jungen beeindruckt, zudem rettet Aladdin im mehrmals das Leben. Der junge Magi sieht in Alibaba etwas, das dieser selbst lange Zeit verleugnet hat, und freut sich unheimlich über seine Freundschaft. Auch seinen Dschinn Ugo betrachtet Aladdin als Freund. Er hätte sich von Ugo jeden Wunsch erfüllen lassen können, doch er wollte „nur“ dessen Freundschaft. Da Aladdins Kindheit offenbar sehr einsam war, sehnt er sich nach Bindungen und ist ein treuer Kamerad. Trotz seiner empfunden Einsamkeit ist er meist fröhlich und blüht mit jedem neuen Kontakt mehr und mehr auf.
Im Vergleich zum Manga wurde die Story ein wenig umgestellt, was dem Anime deutlich mehr Tempo und Spannung verleiht. Die Geschichte konzentriert sich am Anfang auf die Protagonisten Alibaba und Aladdin, die man beide schnell ins Herz schließt. Daneben gibt es unter anderem die Sklavin Morgiana, die von den beiden Helden befreit wird. Ihre Herkunft ist mysteriös und ein weiteres Thema der Geschichte. Da die Protagonisten bereits in der ersten Folge aufeinander treffen, erfährt man erst nach und nach in Form von Rückblenden mehr über ihre Hintergründe. Alles in allem wurden die Informationen gut dosiert, sodass die Spannung erhalten bleibt und man trotzdem genug über die Charaktere erfährt, um ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Im Vergleich zum ersten Band des gleichnamigen Manga ist der Anime atmosphärischer, was nicht zuletzt an den satten und leuchtenden Farben liegt.
Denn Magi – The Labyrinth of Magic überzeugt auch optisch: Die Wüste und ihre Bewohner wirken durch gut ausgestaltete Hintergründe unheimlich lebendig. Die Statisten bleiben dabei unauffällig und fügen sich ins historische Setting ein, während die Protagonisten durch auffällige Frisuren und Haarfarben herausstechen. Aladdins Haar ist intensiv blau, Alibabas gelb und das der befreiten Sklavin Morgiana knallpink. Auch andere Charaktere, die mit den Dungeons in Zusammenhang stehen, fallen optisch aus dem Rahmen. SD-Elemente werden weitgehend passend eingesetzt und lockern die Story gekonnt auf. Was allerdings etwas stört, ist der Fanservice: Aladdins Vorliebe für vollbusige Frauen wirkt in der magischen Geschichte doch sehr deplatziert. Dass die Damen es auch noch unheimlich süß finden, wenn der kleine Junge ihre Brüste knetet, setzt dem Ganzen die Krone auf. Das ist für den westlichen Geschmack dann doch zu viel.
Die deutsche Synchronisation ist insgesamt gut, wobei Aladdins helle Stimme, die von Katrin Hess (bekannt aus Blue Exorcist) stammt, zu Beginn gewöhnungsbedürftig ist. Zunächst will sie nicht ganz zum Bild des kleinen Vielfraßes passen, doch sobald sich mehr und mehr Aladdins erwachsene Seite herauskristallisiert, empfindet man die Stimme als passender. Die Bildqualität der DVD ist ebenfalls gut und die intensiven Farben kommen sehr schön zur Geltung. Das schön gestaltete Digipack steckt in einem stabilen Karton, dazu es gibt ein Booklet mit Episodenübersicht und Interviews mit den deutschen Sprechern. Zudem wird noch eine Leseprobe aus dem Manga mitgeliefert.
Fazit
Die Märchen aus 1001 Nacht erblühen in Magi – The Labyrinth of Magic zu neuem und farbenfrohem Glanz: Die Geschichte um Aladdin und Alibaba ist von der ersten Folge an temporeich und enthüllt nach und nach eine spannende Mythologie, die Tiefgang und Magie vereint. Opulente Kämpfe, ernsthafte Gespräche und lustige Zwischenspiele verbinden sich zu einem facettenreichen Anime, der mit liebenswerten Charakteren und seiner verzauberten Wüstenatmosphäre überzeugt. 8 von 10 Punkten.