Reihe: Aberwitzige Abenteuer, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der alte Ozeandampfer S. S. Euphonia hat schon bessere Tage hinter sich. Unter dem Kommando von Kapitän Boris Belvedere fährt er zwar noch seine alte Route entlang der Küste von Dalkretien, hält aber nur noch an seinem Abfahrts- und Ankunftshafen. Dazwischen kann man nur die Küste bewundern.
Der alte Kahn, wie man das Schiff durchaus betiteln kann, hat inzwischen seinen ersten und zweiten Ingenieur verloren, da diese woanders anheuerten. Einzig der dritte Ingenieur, Koch und Diener auf dem Schiff, Arthur, hält noch alles zusammen.
Die S. S. Euphonia ist auch in der Hauptsache unser Handlungsort. Schon zu Beginn tritt Lucy Sky auf, die mit ihren Eltern und Brüdern unterwegs ist nach Harbour High. Der Grund der Heimreise ist das große Malheur, das ihrem Vater passierte, und der sich seither in seiner Kabine im Bett versteckt. Wie sich im Laufe der Erzählung herausstellt, war dieses große Malheur auf einen Bolzen zurückzuführen, der schließlich eine ganze Brückenkonstruktion zum Einsturz brachte. Aber das sei das einzige Geheimnis, welches ich hier lüfte. Im Laufe der Erzählung stoßen wir immer wieder auf den Ausspruch, bis das Malheur gegen Ende erklärt wird. Aber nicht nur dieses Ereignis ist rätselhaft. Da gibt es den geheimnisvollen Mann mit der dunklen Sonnenbrille, der so gut wie nie redet. Oder die beiden Mr. und Mrs. Hattenswiller, deren Gebrabbel außer dem Kapitän niemand versteht. Ganz fiese Figuren sind jedoch die fünf Clowns mit ihren grünen Melonen, die immer bierernst in der Gegend herumlaufen und tuscheln, aber sofort verstummen, wenn jemand in die Nähe kommt. Nur Lucy hat das Pech, sie einmal belauschen zu müssen, als sie sich in einem Rettungsboot versteckt und das Gespräch der fünf Männer anhören muss. Die Bruderschaft der Clowns hat sehr seltsame Namen, die alle an Schriften erinnern. Garamond, Franklin Gothic, Times Roman und so weiter. Diese fünf Männer hüten ein dunkles Geheimnis. Clownesk sind ihre Auftritte jedoch immer, und wenn jemand lacht, beschweren sie sich lautstark darüber.
Und dann gibt es noch den schleimigen ersten Offizier John-Alexander, der immer so tut, als ob er was tue, und dabei alles auf Arthur abschiebt. Gleichzeitig macht er Lucys großer Schwester Serena den Hof.
Lucys eigentliches Abenteuer beginnt jedoch mit dem Augenblick, als sie das erste Mal die seltsamen Geräusche aus dem dunklen Laderaum vernimmt.
Damit habe ich fast alles angesprochen, was auf diesem alten Kreuzfahrtschiff mit seinen seltsamen Passagieren geschieht. Wer allerdings den Pressetext gelesen hat, muss das Buch nicht mehr lesen. Paul Stewart baut ein Geheimnis nach dem anderen auf, um sie erst ganz am Ende der Geschichte aufzulösen, und im Pressetext steht schon die Lösung. Dies fand ich nicht sehr gelungen. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht, das Abenteuer zu lesen, vor allem auch, als ganz zum Schluss in einer Anzeige die Verbindung zu Fergus Crane hergestellt wird. Mit den Zeichnungen von Chris Riddell wird das Buch zu einem Erlebnis. Ich kann bisher jedes Buch, das ich von diesem Autoren-Zeichner-Gespann in der Hand hielt, nur wärmstens empfehlen. Das Buch wiederum ist ein Buch in Buch, denn Lucy hält in der Hand "Den kleinen Hoffendinck", eine Art Baedeker. Hier schreibt Lucy ihre Notizen hinein, während gleichzeitig auf einer Seite Hintergrundinformationen über die Welt einfließen. Allerdings gibt es eine kleine Einschränkung. Das Buch ist nur geeignet für Jugendliche von 8 bis 88. Alle anderen müssen sich mit den Bildern begnügen.