Titel: Kryptum Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das Handy klingelt mitten in der Nacht und Erzbischof Luigi Presti wirft den amerikanischen Kommissar John Bealfeld aus seinem Hotelbett in Antigua. Anscheinend tritt genau das ein, was die amerikanische Wissenschaftlerin Sara Toledano vorhergesagt hatte. Als John Sara aus dem Kloster abholen soll, ist die Frau verschwunden. Auf der Suche nach dem Vermächtnis ihrer Vorfahren war Sara Gast in dem Kloster, wo sie dem Inquisitionsprozess über Raimundo Randa nachforschte, gleichzeitig aber auch in den Katakomben und Kanälen unter der Stadt, wo Raimundo die Flucht gelang. Auf der Major Plaza geschehen seltsame Dinge. Und das gerade zu einer Zeit, da Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern stattfinden sollen. Und als dann der Papst auf dem Platz auftritt und eine Rede hält, öffnet sich unversehens ein Krater und die Monstranz verschwindet in der Tiefe. Unverständliche Stimmen und Geräusche dringen daraus empor und selbst der Papst ist davon nicht unbeeinflusst. Selbst er brabbelt unverständliches Zeug. John Bealfeld macht sich sofort auf die Suche nach der Wissenschaftlerin. Ihm schließt sich der Kryptologe David Calderón in Begleitung von Saras Tochter Rachel an. War Sara vielleicht im Besitz der endgültigen Antwort? Doch wo ist die Wissenschaftlerin und kann David aus den Fragmenten dieselben Rückschlüsse ziehen wie Sara? David erhielt zuvor von Sara vier der zwölf Fragmente. Er setzt sich daran und versucht die Symbole zu entschlüsseln. Die drei unterschiedlichen Handlungsträger John, David und Rachel werden schnell von Jägern des verlorenen Schatzes zu Gejagten der National Security Agency, die ebenfalls hinter dem Pergament her ist.
1582, Phillipp der Zweite herrscht in Spanien. Im Alkazar wartet der Spanier Raimundo Randa auf seinen Prozess, den die Inquisition anberaumt hat. Seit Jahren war er hinter den zwölf Teilen eines Schriftstückes her, das bis in die Zeit des alten Babylon zurückreicht. In seiner langen Zeit der Suche, aber auch der Verfolgung wechselte er seinen Namen, seine Staatsangehörigkeit, ja sogar seinen Glauben. Und das alles nur wegen eines Pergamentes. Zwölf jüdische Familien sollen jeweils im Besitz eines Teiles sein und wenn man diese Teile zusammenfügt, hält man nichts Geringeres als die Formel der Welt, den Etemenaki, in den Händen. Raimundo sitzt nun in diesem Kerker fest, nur ab und zu von seiner Tochter besucht, der er zum Teil sein langes Leben und seine Geheimnisse erzählt, die er zum anderen zur Mithilfe bei seiner Flucht überredet. Er ist sicher, ganz nah an seinem Geheimnis zu sein.
Kryptum ist ein Buch, das mich auf Anhieb bezauberte. AgustÃn Sánchez Vidal erschafft eine eigene Welt mit ungewöhnlichen Schauplätzen und glaubwürdigen Personen. Geschickt wechselt er zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Herr Vidal mischt historische Daten mit erfundenen Informationen. Der Autor gab sich in den zehn Jahren seiner Arbeit sehr viel Mühe mit seiner Recherchearbeit. Die akribisch gesammelten Einzelheiten bilden einen lockeren Verbund mit erfundenen Einzelheiten. Alle Teile ergeben zusammen einen spannenden Mystery-Thriller, von dem sich viele andere eine Scheibe abschneiden können. Ich wünschte mir, das Buch würde ein hervorragend gemachtes Hörspiel oder noch besser, ein düsterer, geheimnisvoller Film.