Titel: Kingdom Come |
Pfarrer Norman McCay begleitet Wesley Dodds, den Golden Age-Sandman, am Krankenbett bei seinen letzten Lebensminuten und erzählt ihm, das er Dinge in der Zukunft gesehen hat, die der Offenbarung in der Bibel gleichen und das der jüngsten Tag nahe ist. Wesley ist ein alter Freund des Pfarrers und er meinte einmal zu ihm, daß durch das immer stetig steigende Auftauchen der Superhelden und ihrer immer stärker werdenden Gegner, die menschlichen Errungenschaften seitdem immer mehr zum erliegen kommen. Das Metroplis in dieser Zeit ist bevölkert von Superhelden aller Art, die Nachfolger der legendären ersten Helden, die aber zum größtenteil von der Bildfläche verschwunden sind. Allerdings ist die neue Generation auch umso gnadenloser im Kampf gegen ihre Gegner und viele provozieren diese auch noch, weil sie einfach die Lust am Kämpfen haben. Dabei wird die Umgebung der Kampfeshandlungen nicht größer beachtet und Unschuldige kommen meist mehr in Gefahr, als es ohne das Zutun der neuen Helden der Fall wäre. Die menschlichen Führer will sich mit Gesetzen gegen Metawesen zur Wehr setzen, allerdings werden diese von den Metas kaum beachtet.
McCay gehen die letzten Worte von Dodds nicht aus dem Kopf und er macht sich seine Gedanken dazu und liest die Bibel an den betreffenden Stellen, bis eine geisterhafte Erscheinung in sein Leben tritt. Es ist der Spectre, der personifizierte „Zorn Gottes“. Er braucht McCays Hilfe, da seinUrteilsvermögen der Schlüssel zum Überleben der Menschheit in der kommenden Apokalypse ist. So führt er ihn in einer vergeistlichen Form als Beobachter zu den verschiedenen Schlüsselpunkten der kommenden Katastrophe. Als erstes zu einem verbitterten alten Mann der einsam und von der Welt zurückgezogen auf einer Farm arbeitet. Es ist niemand anderes als der Kryptonier Kal-El, Superman, der sich nach dem Tod seiner Frau Lois Lane aus dem Superheldengeschäft zurückgezogen hatte und nichts mehr mit den Menschen zu tun haben wollte. Bis ihn eines Tages Wonder Woman aufsucht und ihn von einer Katastrophe berichtet, die sein Nachfolger Magog verursacht hatte und dabei mit einem Nuklearschlag Kansas ausgelöscht hatte und eine Million Opfer zu verzeichnen hatte.
Wonder Woman möchte ihre alten Freunde der damaligen Justice League zusammenrufen und mit deren Hilfe die neuen Metawesen wieder zurück zu den damaligen Tugenden und Respekt vor den normalen Menschen führen und sei es mit Gewalt, wenn sie sich nicht fügen wollen. Kal-El von der Katastrophe sehr betrübt schliesst sich ihr an und auch die anderen Helden, die sich aus dem ganzen Geschehen zurückgezogen haben, schliessen sich schnell an. Allerdings gibt es auch einige Gegner dieses Planes, in vorderster Linie Batman, der Gotham mit einer allgegenwärtigen Robotarmee unter seiner Kontrolle hat, und sich selbst nur noch mit einem Exoskelett auf den Beinen halten kann. Er schliesst ein Bündnis mit ehemaligen Supergegner, angeführt von Lex Luthor, der den Plan der JLU entgegensteht. Luthor hat dabei einen Joker im Ärmel: den per Gehirnwäsche gefügig gemachten Captain Marvel. Wird die Katastrophe zu verhindern sein ? Wer wird der Gewinner sein: Metas oder Menschen ?
Kingdom Come ist unbestritten einer der Höhepunkte im DC Universum. Hier noch als Elseworld-Geschichte angeprisen, also eine sogenannte „Was wäre wenn“-Geschichte, die ausserhalb der Kontinität des DC-Universums steht, so wurde diese in den späteren DC-Comics doch ein Teil dieser, in dem man die sogannte „Hypertime“ einführte, die auch Figuren des „Kingdom Come“-Universums in das DC-Universum einfließen lies. Unterstützt durch die bekannten, fast photorealistischen Zeichnungen von Alex Ross, erzählt uns Mark Waid eine packende Story der Zukunft des DC-Universums mit vielen Anekdoten der klassischen Comics. Dabei wird fast das volle Repertoire der Superhelden ausgeschöpft, die hier aber auch sehr verändert auftreten, durch Schicksale gezeichnet und zum Teil enttäuscht von denen, die sie eigentlich beschützen wollten.
Die Figur des Pfarrers Norman McCay, bei dem Alex Ross seinen eigenen Vater als Modell nahm, ist hierbei der Avatar des Lesers, der ihn durch die Geschichte führt und die eigentliche Hauptperson des Comics ist. Da er ein normaler Mensch von der Strasse ist, kann man sich als Leser sehr gut in die Figur hinein versetzen, mit seinen Fragen und Eindrücken zur hier erzählten Geschichte.
Die hier in der neuen Ultimate Edition erschienene Ausgabe ist auch sehr schön aufgemacht. Neben einer dreiseitigen Einleitung von Elliot S. Maggin und einer Widmung an dem verstorbenen Superman-Darsteller Christopher Reeve am Anfang, gibt es nach dem Comic noch die Apokryphen, in dem die Alex Ross anhand von Skizzen und Zeichnungen die Handlungsträger vorstellt, weitere Zeichnungen und Artworks zu Kingdom Come, die in Werbung und Titelbilder einiger Magazine benutzt wurden, sowie ein „Making of...“ anhand der für diese Ausgabe hinzugefügten Seiten um den gealterten Orion, der die Regierung seines gestürzten Vaters Darkseid auf der Welt Apokolips übernahm, aber gemerkt hatte, das es doch nicht so einfach ist, die ehemals unterdrückten Einwohner auf ihren neuen Wege zu führen.
Kingdom Come ist ein Glanzstück unter den Superheldencomics, den jeder einmal gelesen haben sollte und dies wohl auch mehrmals tut, um alleine schon in den wundervollen, detailreichen Zeichnungen von Alex Ross neues zu finden.
Fazit: 10 von 10 Punkten