Titel: King Kong Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
Widmen wir uns - streng subjektiv, polemisch und pseudo-intellektuell wie immer - dem nächsten Blockbuster, den uns Hollywood vorsetzt. Und stellen wir ein großes Ärgernis gleich vornweg.
Als Beginnzeit ist 16 Uhr angegeben. Begonnen hat der Film eine halbe (!) Stunde später - in der Zwischenzeit wurden wir mit Werbung zugekleistert. Zweites Ärgernis: Die Bildqualität war unter aller Sau und ließ nur den Schluss zu, dass es sich um eine abgenudelte Kopie handelte. Von einem Film im Jahre 2005, in einem der angeblich modernsten Kinos in Österreich erwarte ich ein einwandfreies Bild, unterstützt von einwandfreiem Ton! Immerhin habe ich fast 20 Euro für zwei Karten (mein Therapeut wollte auch den Film sehen) bezahlt. Für mich ist es bereits überlegenswert, einfach keine Filme mehr im Kino anzuschauen, sondern zu warten, bis die Filme in der Videothek/im Handel bereitliegen, was ja in immer kürzeren Zeitabständen erfolgt. Es liegen selbst bei Blockbustern wie diesem nur noch wenige Monate zwischen dem Kino- und dem DVD-Release.
Kommt günstiger, die Bildqualität ist sogar auf meinem Fernseher besser und ich muss mich nicht von aufdringlicher Werbung nerven lassen. Damit will ich nichts gegen ein paar Spots und Trailer sagen - aber eine halbe (!) Stunde überstrapaziert selbst meine Geduld und mein Verständnis. So, das musste mal gesagt werden! Liest das jetzt eigentlich noch jemand oder seid ihr bereits ins Bett gegangen?
Zum Film selbst: Ich ging mit geringen Erwartungen rein und diese wurden vollauf erfüllt. Woher die fast durchwegs euphorischen Kritiken stammen, ist mir ein Rätsel. Zunächst einmal ist der Film zu lang, um mindestens eine Stunde. Ich liebe ausufernde Filme wie zB "Aliens" (im DC) oder "Titanic". Allerdings sind diese Filme von der ersten bis zur letzten Minute spannend. Es ist ja schön, dass sich Jackson Zeit mit den Charakterisierungen lässt, aber: Der Plot - ein paar Leute tuckern zu einer vergessenen Insel - rechtfertigt meiner Ansicht nach nicht die unübersehbaren Längen.
Nur ein Beispiel: In "Jurassic Park" wartet man auch lange, bis endlich der erste Dino-Angriff erfolgt. Nur: Bis es soweit ist, werden kurz die Protagonisten eingeführt, wird beschrieben, wer warum auf Isla Sorna geflogen wird, wie die Dinos produziert wurden, wird eingeführt, warum der Park scheitern wird und wer dafür verantwortlich sein wird. All das rechtfertigt etwa eine Stunde Erzählzeit ohne (abgesehen von der Anfangsszene) Actionsequenzen. In King Kong hatte ich das Gefühl, Jackson würde gewaltsam den Film strecken. Viele Szenen sind unnötig, banal, langweilig. Nein, es interessiert mich nicht, wie die Beziehung zw. Nebenfigur X und Dinofutter Y entstanden ist und sich entwickelt.
Warum? Weil es für die Handlung völlig unerheblich ist und wie ein Klotz ums Bein wirkt.
Der Plot selbst: Hier kann man geteilter Meinung sein, ob es zum Vor- oder Nachteil gereicht, dass sich Jackson eng ans Original von 1933 hielt. Ich hätte mir ein paar Überraschungsmomente gewünscht, vor allem am Schluss. Die Darsteller erfüllen ihren Job, wobei Naomi Watts positiv hervorsticht. Konträr dazu Adrien Brody, der schon in Der Pianist meiner Meinung nach eine grauenhafte, fast schon autistische "Leistung" bot. Das Potenzial von Jack Black, den ich sehr schätze, wurde nicht im Geringsten ausgelotet. Schade, denn gerade aus seiner Figur hätte man mehr machen können, vor allem dank des Talents von Jack.
Nun zum wichtigsten Punkt: die Tricktechnik. Der Riesenaffe ist sehr gut animiert ... ABER: Er wirkt mit zunehmender Filmdauer immer weniger wie ein Tier, denn vielmehr wie ein Mensch im Affenkostüm, sprich: Bei einem Disney-Film würde man Vermenschlichung der Tiere attestieren. Ehrfurcht oder Angst kann man vor diesem Tier nicht verspüren, das ein lieber, etwas einfältiger Kerl ist, aber kein monströses Ungeheuer.
Bei den Szenen, wo Dinosaurier Menschen jagen, traute ich meinen Augen nicht: Manche Sequenzen wirken tricktechnisch auf dem Stand der 80er Jahre. Nein, das ist keine Übertreibung - man merkt ganz genau, wie die Schauspieler in den digitalen Hintergrund reinkopiert wurden. Und das bei einem 200-Millionen-Film! "Jurassic Park" ist 12 Jahre alt, kostete nur ein Viertel so viel ... und ist tricktechnisch bei weitem den Dino-Szenen in King Kong überlegen.
Ein surrealer Höhepunkt ist der Kampf des Affen gegen drei T-Rex (ja, ich weiß: Anatomisch sind die Viecher nicht korrekt dargestellt; ich nenne sie trotzdem so): Wer die dämlichen Karatekämpfe zwischen Godzilla und Riesenmotten /Riesenkrabben/ Riesenkarnickel / Riesenwasauchimmer in den schundigen japanischen Godzilla-Movies liebt, wird auch diesen Kampf zu schätzen wissen. Ich möchte gar nicht näher darauf eingehen, weil das Ganze ärgerlich schwach inszeniert ist - als krönenden Abschluss übrigens mit einem unlustigen "Gag" garniert.
Ebenso enttäuschend der unspektakuläre Showdown. Es gibt zwar nur einen James Cameron, der mitunter drei (!) Showdowns inszeniert, ohne sich zu wiederholen, aber von einem Regisseur, der dermaßen gehypt wird wie Jackson, sollte man zumindest solide Arbeit erwarten dürfen. Das wäre auch ein schöner Schlusssatz für dieses kurze Fazit des Films: King Kong ist weder spannend, noch originell oder gar ein Meisterwerk. Dieser Film ist der krampfhafte Versuch, aus einem Nichts an Story ein Epos zu schaffen. Gut, es gibt schlimmeres, wie zB "Troja", wo aus einem an Ideen strotzenden Stoff ein Nichts gemacht wurde. Trotzdem: King Kong ist eine herbe Enttäuschung, gemessen am Budget, an den Schauspielern, am Regisseur. Drei Stunden ohne jegliche Spannung - an keiner Stelle kommt Jackson in Versuchung, den Zuschauer mit den Darstellern mitfiebern zu lassen (man erinnere sich an JP, wenn der T-Rex seinen ersten Angriff startet). Das ganze Werk wirkt so steril, wie die Szenen in New York.
Und nun würde ich gerne wissen, warum ich mit meiner Enttäuschung im völligen Gegensatz zu den Medien und den meisten Zuschauern stehe. Erwarte ich zu viel? Bin ich verwöhnt von Leuten wie James Cameron, Stanley Kubrick oder Ridley Scott, die Spannung UND gute Storys UND tolle Effekte in den meisten ihrer Filme vereinigen können? Bitte die Antwort nicht rausschreien - andere wollen auch noch mitraten.