Titel: King Kong und die weiße Frau Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Geschichten von Ungeheuern sind Geschichten über Außenseiter. Entweder werden sie von Menschen dazu gemacht (siehe Frankensteins Monster) oder sind Opfer der Spiellaunen der Natur. Als Beispiel für diese zweite Art dürfte der Riesengorilla King Kong am besten geeignet sein. Als einziger seiner Art fristet er ein Einsiedlerdasein auf einer Insel im Pazifik, wo ihm gelegentlich von den Eingeborenen eine Jungfrau dargebracht wird.
Gerüchte über Monsteraffen gab es wirklich. 1901 ging der Belgier Oscar von Beringe diesen Berichten über Frauen raubende Affenmonster in Ruanda nach. Tatsächlich traf er auf diese Spezies, die heute unter dem Beinamen "sanfte Riesen" bekannt sind und nichts anderes als Berggorillas bezeichnen. Anscheinend kamen diese Berichte auch dem Regisseur Cooper und dem Produzenten Selznick zu Ohren, die diesen Stoff geeignet dafür fanden, um einen der bombastischsten Filme aller Zeiten zu drehen. Niemand anderer als Edgar Wallace sollte das Drehbuch schreiben, doch starb dieser, bevor er das Projekt zu einem Ende bringen konnte. Die beiden Autoren Creelman und Rose schrieben daher das Drehbuch weiter. Für die anschließenden Dreharbeiten benötigte man beinahe zwei Jahre. Ein Grund dafür war, dass Regisseur Merian Cooper eine völlig neue Tricktechnik anwenden wollte, die vor "King Kong" weitestgehend unbekannt war: die Stop-Motion-Technik. Die Special-Effects gestaltete vor allem Willis O'Brian, der später dem legendären Trickspezialisten Ray Harryshausen Unterricht geben sollte.
Trotz der langen Produktionszeit, die 670.000 Dollar verschlang (damals eine unvorstellbar hohe Summe für eine Produktion), wurde "King Kong" auf Anhieb zum Erfolg. Trotz Wirtschaftskrise spielte der Film bereits in der ersten Woche mehr als 100.000 Dollar ein (ein Ticket kostete damals 15 Cent!). Also auch in finanzieller Hinsicht war "King Kong" einfach riesig. Allerdings fiel die Geschichte um den Monsteraffen gleich nach den ersten Wochen der Zensur zum Opfer. Die Zensoren betrachteten "King Kong" als zu brutal und freizügig. Immerhin gab es Nahaufnahmen, in denen man sah, wie King Kong mit seinen Füßen Eingeborene zertrampelte, wie die getöteten Dinos bluteten und wie King Kong in einer Szene beginnt, Fay Wray zu entkleiden. Somit mussten die Trampel- und Ausziehszene geschnitten werden. Der übrige Film wurde zugleich nachgedunkelt, um das viele Blut nicht so deutlich sehen zu können. Von da an lief "King Kong" in einer gekürzten Version in den Kinos. Erst während der Restauration des Films wurden die geschnittenen Szenen wieder eingefügt und die Nachdunklung aufgehoben. Anscheinend enthielt die ursprüngliche Version von "King Kong" eine Szene, in welcher die Helden in eine Höhle fallen, in der sie von Riesenspinnen angegriffen werden. Diese Szene gilt heute als verschollen. Nur noch ein einziges Szenenfoto beweist, dass diese Szene tatsächlich gedreht worden war. Cooper entschied sich später jedoch dafür, die Szenen herauszunehmen, da er befürchtete, dass der Film zu sehr daran gemessen werden würde. In Peter Jacksons Remake wird auf diese Szene jedoch wieder Bezug genommen, wenn die Protagonisten von einer endlos erscheinenden Schar Riesenspinnen attackiert werden.
Der Riesenaffe selbst wurde in mehreren Remakes wieder zum Leben erweckt. Diese reichen jedoch so gut wie gar nicht an das Original heran. Auch die neueste Version von Peter Jackson ist zwar stellenweise eine nette Hommage an das Original, aber geht im Groben und Ganzen im übertriebenen Effektgehagel unter. "King Kong" aus dem Jahre 1933 ist und bleibt der Vater aller Monsterfilme.