Serie / Zyklus: Der Herr der Ringe Eine Besprechung / Rezension von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Inhalt:
- Foreword
- Early Work
- Visions, Myths and Legends
- Art for Children
- The Hobbit
- The Lord of the Rings
- Patterns and Devices
- Appendix on Calligraphy
- Selected Bibilography
- Index
Als mich vor gut einem Jahrzehnt richtig das Tolkienfieber packte, habe ich mir den einen und anderen Schatz gekauft, dieses Buch gehört dazu. Das DIN A4-Hardcover hat mich damals 35 englische Pfund gekostet und noch habe ich es nicht gereut, denn es ist wunderschön aufgemacht, mit vielen hochwertigen Farbtafeln. Und bis zu diesem Buch war mir nicht bewußt gewesen, was alles noch hinter dem Namen Tolkien steht. Hört man Tolkien denkt man automatisch an Der Herr der Ringe und Der kleine Hobbit, vielleicht weiß man auch noch, daß er eine ganze Welt geschaffen hat und es wird viel hervorgehoben, daß er Sprachen erfunden hat. Aber er hat dieser Welt auch ein Gesicht gegeben, an dem sich alle nachfolgenden Tolkien-Künstler orientiert haben.
Und so beginnt das Buch mit einem Vorwort der beiden Autoren, in dem die beiden genau das bekanntgeben, nämlich, daß es schade ist, daß zwar alle Tolkien als Schriftsteller, die wenigsten aber als Künstler und Illustrationen kennen.
Sein größtes Werk ist sicherlich Mittelerde und auch dieses Buch kann sich dem nicht verschließen, will sich dem auch nicht verschließen, so zeigt doch das Cover eindeutig ein Bild aus derselben. Und der größte Teil des Inhaltes beschäftigt sich mit Tolkiens visuellem Schaffen zu dieser Welt. Aber das Buch zeigt auch noch mehr.
Das Ehepaar Hammond / Scull beginnt, so wie es sich gehört, mit dem Anfang. Denn das Buch beginnt mit den ersten Kindheitswerken Tolkiens und der Leser erfährt die eine oder andere Anekdote aus den ersten Lebensjahren des Künstlers. Aber es steht nicht das Leben Tolkiens im Mittelpunkt, sondern sein künstlerisches Werk und so sieht der Leser den Wandel von den kindlichen Zeichnungen eines 12jährigen zu den akribischen Landschafts und Gebäudewiedergaben eines 18jährigen, die sich vor keinem Auge mehr verstecken müssen. Und irgendwann im Laufe der folgenden Zeit entdeckt er dann auch die Wasserfarben und von der naturgetreuen Wiedergabe wechselt er langsam zu den Bildern seiner Phantasie.
Die Autoren haben Wert darauf gelegt, wenn sie die Möglichkeit hatten, unveröffentlichte Werke zu zeigen. So werden Illustrationen zu seinen Geschichten "vor" Mittelerde gezeigt und konsequent kommentiert und die Entstehungsgeschichte beschrieben, die bis dahin nur wenige sehen durften/konnten. Leider sind von diesen nicht mehr viele erhalten. Und dann natürlich die wunderschönen, zum Teil farbenprächtigen Werke, die er zu seiner Mittelerde malte & zeichnete. Manchmal nur einfache Skizzen, dann fertig ausgearbeitete Aquarelle und Tintenzeichnungen. Die Einflüsse des Jugendstils werden deutlich und auch wie sehr ihm jedes Detail am Herzen lag, so daß er auch die Cover für die erste Herr der Ringe-Ausgabe selbst gestaltete.
Das Buch endet dann mit einer Anzahl kleiner sehr schön gearbeiteter Symbole & Muster und den Schriften, die er für seine Welt geschaffen hat und über die es sich selbst schon lohnen würde ein eigenes Buch zu schreiben.
Mir gefällt dieses Buch sehr gut, zum einen wegen der Masse an Abbildungen, nicht jeder Bildband über einen Künstler wartet mit über 200 Abbildungen auf und zum anderen wegen der Qualität der Arbeiten und dem Eingehen der Autoren auf die einzelnen Bilder und ihrer Erschaffung.
Die Schriftsprache ist manchmal ein bißchen trocken und die englische Ausgabe, die ich besitze, sollte sich wirklich nur jemand zu legen, der gut mit dem Englischen zurecht kommt, wimmelt es doch von Fachausdrücken
und langen, verschachtelten Sätzen. Und genau das ist es auch, was dem Buch etwas schadet, sind die beiden Autoren sicherlich Kenner Tolkiens, so kommt doch der Lehrer und der Bibliothekar in beiden durch und machen es zu einem etwas anstrengenden Lesespaß. Macht man sich jedoch die Mühe, dieses Buch durchzuarbeiten, wird man belohnt, denn man bekommt beim Lesen und Ansehen ein Gefühl - einen Eindruck von dem Menschen Tolkien, der immer an sich und seiner Kunst gefeilt hat um das zeigen zu können, was er vor seinem inneren Auge sah. Und es ist schön, daß sich jemand die Mühe gemacht hat diesen Aspekt von Tolkien der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Von mir 9 ½ von 10 Punkten.
- Februar 2004 -
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