Reihe: Warrior Cats, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist die Geschichte von dem nach Unabhängigkeit strebenden Hauskater Sammy, den es in die weite Welt zieht, die sich im Wald hinter dem Gartenzaun zeigt. Der kleine feuerrote Kater will hinaus, und als er seine erste Nacht im Wald verbringt, trifft er auf Mitglieder des Donnerclans. Der Donnerclan hat gerade eine Auseinandersetzung mit dem Flussclan verloren, die wegen des schweren Wetters auf dem Gebiet des Donnerclans jagen wollen. Weil der Katzenclan zu wenig Mitglieder hat, ist die Königin des Clans auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs. Der Donnerclan mit seiner Suche nach neuen Mitgliedern ist nicht wählerisch und will daher auch fremde Katzen aufnehmen. Sammy, der sich auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer befindet, erscheint daher als vielversprechendes Talent. Nicht so verwöhnt wie die anderen Hauskatzen und noch nicht beim Tierarzt gewesen, um kastriert zu werden. Doch es gibt da noch eine Prophezeiung: Nur Feuer kann den Donnerclan retten. Nicht das wirkliche Feuer ist gemeint, sondern der kleine Sammy, der als Feuerpfote in den Donnerclan eintritt. Bald zeigt sich für den jungen Kater, dass das Leben im Wald nicht sehr einfach ist. Entbehrungsreich und mit vielen Kämpfen zwischen den Katzen, die bis zum Katzenmord gehen. Die Ausbildung ist hart. Sie führt ihn in die Auseinandersetzung mit dem Schattenclan. Damit sind wir schon bei Clan Nummer drei, von vieren.
Die Abenteuer des jungen Katers könnten aber auch jederzeit die Abenteuer eines Jungen gewesen sein. Aus diesem Grund wird sich jeder Junge gern mit Feuerpfote gleichsetzen. Da der Kater mit der Zeit erwachsener wird, ist dies durchaus auch ein Ziel der Leser: erwachsener werden.
Es gibt genügend Romane, in denen Tiere eine Hauptrolle spielen oder gar wie in den Fabeln von Fontaine den Menschen vollkommen ersetzen. Mit Sammy alias Feuerpfote greifen die drei Autorinnen auf die Erzählform von Fontaine zurück, allerdings mit den modernen Mitteln der Abenteuer-Fantasy.
Die Tierfantasy ist am ehesten den Fabeln gleichzusetzen. Wie die Fabeln tragen Fantasy-Geschichten, in denen sprechende Tiere die Hauptrolle spielen, einen moralischen Bestandteil in sich. Sehr oft drehen sich diese Geschichten um eine Gruppe von Tieren, die aus ihrer angestammten Heimat vertrieben werden, beschreiben zugleich ihre Suche nach einem neuen Lebensraum. Die tierischen Wesenszüge weisen dabei dieselbe Vielschichtigkeit und ein ähnliches Sozialverhalten auf wie die menschlichen Gegenstücke in den meisten Fantasy-Erzählungen. Die Tiere machen eine Entwicklung durch, und in der Regel dreht es sich auch um ganz ähnliche Themen: das Überleben, die Selbstfindung, das Erwachsenwerden und die Rettung der eigenen kleinen Welt. Mit der Geschichte sind die Damen in bester Gesellschaft. Neben dem Klassiker von Richard Adams mit seinem Werk Unten am Fluss, bekannter unter dem englischen Titel Watership Down, sind auch Clive Woodall mit Vogelherz, William Horwoods Trilogie Die Wölfe der Zeit, Kenneth Grahames Der Wind in den Weiden sowie Colin Danns Als die Tiere den Wald verließen typische Vertreter dieses Subgenres.
Um ehrlich zu sein: Ich wollte das Buch gar nicht lesen, weil ich befürchtete, dass die Katzen menschliche Eigenschaften aufgesetzt bekommen. Meine Befürchtungen wurden erfüllt. Zudem ist der größte Fehler der Erzählung der, dass Katzen nie in Rudeln zusammenleben und den Wildkatzen erst recht ein ausgeprägtes Einzelgängertum eigen ist. Abgesehen von diesen beiden Dingen ist es jedoch ein spannendes Jugendbuch geworden. Die beteiligten Tiere sind sehr schön beschrieben. Da stimmen Bewegung und Verhaltensmuster. Jedes Tier hat seine eigene Beschreibung, Muster im Fell, besondere Eigenschaften oder Aussehen, die letztlich jeder Katze einen zutreffenden Namen geben. Die drei Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym Erin Hunter verbergen, sind alle Katzenfreundinnen. Die Ideen kommen von Victoria Holms und werden von Cherith Baldry und Kate Cary in lesenswerte Abenteuer umgesetzt. Das gebundene Buch mit dem Stimmungsvollen Titelbild ist für das Zielpublikum bestens ausgewählt. Es zeigt Sammy, der seine Heimstatt bei den Menschen verlässt, um sich dem Donnerclan anzuschließen, und dort letztlich mit dem Namen Feuerherz die Abenteuergeschichte beendet. Mit der Karte auf dem ersten Blatt und auch auf dem letzten kann man die einzelnen Schauplätze sehr genau erkennen.