Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Man möchte meinen, dass der frühe Tod Stalins und der Niedergang der Sowjetunion Nachkriegsdeutschland einen großen Boom und viel Reichtum bringen sollte, doch genau das Gegenteil ist der Fall: Die USA, ohne ein nennbares Gegengewicht, beherrschen die Welt und Europa verkommt zum Armenhof der Welt. Vor diesem Hintergrund muss der englische Lieutenant Tupper, nachdem er in Indien in Ungnade gefallen ist, nun in Deutschland einen Mord aufklären. Ihm wird der Polizist Dünnbrot zur Seite gestellt und beide haben vom ersten Augenblick an keine Sympathie für einander übrig. Doch bald überschlagen sich die Ereignisse und es zeigt sich, dass hinter dem offenkundig einfachen Mord viel mehr steckt, als zunächst zu vermuten war.
Vor einem wahrhaft düsteren Hintergrund erzählt Oliver Henkel erneut eine Alternative-Timeline-Geschichte. Er skizziert ein verfallenes Deutschland, in dem es kein Wirtschaftswunder gab. Statt dessen haben Seuchen und verbitterte Eroberer sogar noch das zerstört, was übrig war. Die Menschen leben in den Ruinen eines fast entvölkerten Landes. Bei einem solchen Roman kommt es auch immer darauf an, was die Zeitlinie verändert hat und wie sich die Veränderung auf die Gegenwart auswirkt. Interessant ist hierbei, dass der Autor nicht den Vergleich mit dem Jetzt zieht, sondern das Jahr 1962 als Grundlage nimmt. Dies eröffnet Möglichkeiten, den historischen Persönlichkeiten andere Rollen zu geben. So regiert beispielsweise Adenauer von Köln aus eine rheinische Republik.
Zu einem Roman gehört aber natürlich auch die Geschichte an sich. Oliver Henkel schreibt sehr routiniert und obwohl Tupper, die Hauptfigur, eigentlich ein ziemlicher Loser ist, kommt man mit der Figur recht gut klar. In der ersten Hälfte erzählt der Autor auch sehr fesselnd von den Abenteuern seines Helden und es macht Spaß, den Roman zu lesen. Ab der Hälfte jedoch, in dem Maße, in dem sich der Autor der Verschwörung nähert, die Tupper aufdecken wird, verliert das Buch ein wenig an Fahrt. Zu sehr konstruiert ist die Handlung und manches scheint dem Leser zu sehr an den Haaren herbeigezogen zu sein. Da aber gegen Ende das Buch wieder an Fahrt gewinnt und das Ende durchaus gelungen ist, will ich nicht näher von den Ereignissen schreiben und zu viel vorwegnehmen. Soll der Leser sich selbst ein Bild machen. Der Roman ist durchaus lesenswert und bietet solide Unterhaltung. Allerdings gelang es Oliver Henkel nicht ganz, an seine früheren Werke qualitativ anzuschließen.
6 von 10 Punkten.