Titel: Huguenins Frau Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Matthew Phipps Shiel gehört zu den bemerkenswerten phantastischen Autoren, die in Deutschland eher unbekannt sind. Von ihm kenne ich nur das Buch Die Purpurne Wolke, das 1982 im Wilhelm Heyne Verlag erschien. Matthew Phipps Shiel wurde auf der Insel Montserrat in Westindien geboren. Im Alter von 27 Jahren, 1892, begann seine schriftstellerische Laufbahn. Er schrieb unter anderem Horror- und Kriminalromane. Im Bereich der Zukunftsliteratur ist sein Roman Die Purpurne Wolke der bekannteste. Eine Giftwolke dezimiert die Menschheit, bis auf den Erzähler. In Deutschland gibt es meines Erachtens keine Übersetzung des im Englischen ebenso bekannten The Yellow Peril. Hier geht es um einen Wissenschaftler, der die Vernichtung Europas plant. Dieser 1898 geschriebene Roman kann durchaus als Vorläufer von Romanen wie Dr. Fu Manchu gelten oder den wesentlich späteren Heftromanen aus dem Gruselbereich.
Das vorliegende Buch hält sich an eine spanische Ausgabe als Vorlage. Der Herausgeber ist der spanische Autor Javier Marias. Wer mehr über den Autoren dieser Geschichten wissen will, kann in der Biographie nachlesen, die im Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur erschien, im Corian Verlag, geschrieben von Hermann Urbanek. Die Anmerkungen zu den Erzählungen von M. P. Shiel stammen von Antonio Iriarte. Zwar gekürzt, aber immer noch wichtig genug.
Die hier versammelten Kurzgeschichten reden dem Leser ein, dass der Heimatplanet des Menschen damit beschäftigt sei, das Grauen auszubrüten, das ihn letztlich auf unvorstellbare Weise umbringen wird. Ob das Buch empfehlenswert ist, kann ich nicht sagen. Zu unterschiedlich sind die Erzählungen. Die erste ist die für mich beste Geschichte geworden.
Vaila (House of Sounds) (1896)
Die Geschichte erzählt von einem schleichenden Grauen und einer Bedrohung über Jahrhunderte hinweg. Auf einer Insel vor Norwegens Küste steht ein Haus mit einer riesigen Sanduhr. Nach Ablauf von 500 Jahren soll diese die Vernichtung des Hauses auslösen. Man hat diese Erzählung mit Edgar Allan Poes Der Untergang des Hauses Usher verglichen, doch ist sie ganz anderer Art. Dem Autoren gelingt es, in diese Geschichte alles hineinzupacken, was einen großen Literaten der Phantastik ausmacht.
Huguenins Frau (Huguenin’s Wife) (1895)
Dies ist die Erzählung von einer Liebesbeziehung zu einer Frau. Dabei stellt sich langsam heraus, dass diese Frau ein gräuliches Monster ist.
Elendes Los eines gewissen Saul (Dark Lot of One Saul) (1912)
Saul ist ein Schiffbrüchiger. Unter dem Meer in einer Höhle lebt er von den Resten atembarer Luft. Er fiel in Südamerika der spanischen Inquisition in die Hände. In einem Holzfass wurde er über Bord geworfen und landete schließlich in der Höhle. Doch mit seinem Tod beginnt das Grauen erst recht.
Die Braut (The Bride) (1902)
Walter ist ein Mann, der bei der Arbeit Annie Rachel kennenlernt. Später zieht er in das Haus ihrer Mutter als Untermieter ein. Dort lernt er die jüngere Schwester Mary Rachel kennen. Ein Blick in die Bibel weist den Weg zur Erzählung, die Walter nicht überlebt.
Der bleiche Affe (The Pale Ape) (1911)
Die Erzählerin ist eine junge Frau, die in einem fremden Haus dem Geist eines Affen begegnet. Mit dieser Erzählung lernt das Mädchen das Grauen an sich kennen.
Der Primas der Rose (The Primate of the Rose) (1928)
Eine Londoner Geheimgesellschaft übt auf unangenehmste Weise Selbstjustiz. Die Freunde der Rose sind eine Geheimgesellschaft mit eigenen Regeln.
Das Buch ist ein bemerkenswertes Werk, das vor allem durch die Ergänzungen von Antonio Iriarte an Wert gewinnt. Ohne dessen Anmerkungen ist der Weg zu Matthew Phipps Shiel, dem König von Redonda, wesentlich schwieriger. Der in Deutschland so gut wie unbekannte Autor wird damit zumindest einem kleinen Publikum neu erschlossen. Der Autor Matthew Phipps Shiel legt ein sehr makabres Werk vor. Eigenwillig, morbide, anspruchsvoll, aber in jedem Fall gewöhnungsbedürftig. Ein empfehlenswertes Werk für Sammler von Phantastik. Und vielleicht hätte Michael Klett als Würdenträger des Jahres 2000 von Redonda darauf dringen sollen, dass mehr Informationen über den Autoren veröffentlicht werden.