Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
In einem abgelegenen Hochland leben Menschen mit einer magischen Gabe. Sie leben in kleinen, abgeschieden gelegenen Hofgemeinschaften. Die wenigen Menschen mit ihren magischen Gaben können den anderen helfen oder schaden. Zu ihnen gehört Canoc, der in der Lage ist, mit seinem Blick das Wesen des Menschen zu erkennen. Er ist ein friedliebender Mensch, doch als er dazu gezwungen wird, verteidigt er das Land seiner Familie Caspromant gegen andere Angreifer. Nur einmal hat er selbst seine Kraft eingesetzt, um in einer der Tieflandstädte eine Frau zu entführen. Sie ist die Mutter seines Sohnes Orrec. Er wächst in der rauen Welt seines Vaters auf, in der nur das Überleben zählt, gleichzeitig aber auch in der kultivierten Welt seiner Mutter. Sie bringt ihm und Gry, der Tochter einer befreundeten Familie, Lesen und Schreiben bei. Entgegen der Gewohnheit zeigt sich bei ihm die seltsame Gabe erst spät. Mit dreizehn tötet er aus Versehen Tiere, und es sieht so aus, als ob er seine verfluchte Gabe nicht unter Kontrolle bringen kann. Die magischen Gaben sind für die Menschen nützliche Werkzeuge, die nicht gedankenlos eingesetzt werden. Ihnen ist durchaus bewusst, dass aus der Gabe ein Fluch werden kann. Weil aber nicht jeder die Gabe kontrolliert, gibt es Probleme. Aus diesem Grund wird Orrec von seinem Vater geblendet. Orrec vertraut seinem Vater. Erst als ein Fremder auftaucht, wird ihm klar, was die wilde Gabe vermag.
Ursula K. LeGuin wird immer noch an ihrer Fantasy-Erzählung "Erdsee" gemessen. Dabei ist sie eine sehr vielschichtige und sozialkritische Schriftstellerin. Ein anderes Buch, das hier wieder Erwähnung finden sollte ist Planet der Habenichtse. Gerade dieser Roman hat einige Ähnlichkeit mit dem vorliegenden Band Die wilde Gabe. Mit nur wenigen Beschreibungen entwirft die Autorin eine glaubwürdige Welt. Ihre Persönlichkeiten, die in der Welt leben, ihre Welt an sich machen die Leserschaft neugierig. Die wilde Gabe ist eine recht ruhige Geschichte. Sie entfaltet ihre Spannung sehr langsam, baut den Spannungsbogen auf, um ihn auch relativ langsam ausklingen zu lassen. In dieser Hinsicht erscheint mir die Erzählung eher wie ein Märchen.