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Titel: Halo Eine Rezension von Sonja Buddensiek |
"Dafür haben wir keine Zeit!", rief ich. "Molly kann schon längst in ernsthaften Schwierigkeiten stecken."
"Unsere erste Sorge ist der Schutz von euch beiden!" Die Verärgerung in Gabriels Stimme brachte alle im Raum zum Schweigen. Niemand sprach, bis Ivy uns mit plötzlicher Entschiedenheit ansah.
"Xavier, was immer du vorhast, du kannst am Wochenende nicht zu dir nach Hause", sagte sie. "Dort ist es nicht sicher. Du musst bei uns bleiben."
Inhalt:
Bethany und ihre Geschwister sind Engel und werden auf die Erde nach Venus Cove geschickt, um gegen das Böse zu kämpfen, das dort Einzug hält. Seltsame und schlimme Dinge geschehen, gegen die unbedingt etwas getan werden muss.
Bethany war schon immer das Menschlichste der Geschöpfe und mischt sich deshalb als Schülerin unter die Jugendlichen der Highschool. Schnell findet sie Anschluss - und entwickelt Gefühle für den Schulsprecher Xavier, was nicht unentdeckt bleibt. Was soll sie tun: Ihrer Liebe nachgeben und ihre Herkunft zu gefährden oder das alles einfach ignorieren? Als dann auch noch schreckliche Ereignisse passieren, schwebt Beth in großer Gefahr. Und nicht nur sie...
Buchaufmachung:
Was für eine wunderschöne Gestaltung! Das Cover sieht im Original wie auch in der deutschen Version durch den Schemen des Liebespaars, das sich küsst, richtig toll aus. Der Lichteinfall lässt alles erstrahlend und die Flügel des Mädchens verdeutlichen den phantastischen Aspekt. Auch ohne Umschlag ist es toll anzusehen: Ein schwarzes, glattes Buch mit Ranken in den Sandfarben des Covers. Ein echter Hingucker!
Meine Meinung:
"Halo" klingt nach einer schönen, relativ originellen Engelsgeschichte, die sicherlich nicht neu ist, aber Potenzial hat. Daher ging ich mit halbwegs hohen Erwartungen an das Werk heran - und wurde leider, leider enttäuscht.
Der Einstieg gestaltet sich sehr schön - Alexandra Adornetto beschreibt den Ort, von dem Bethany und ihre Geschwister kommen, und ihre Lebensweise dort sehr einfühlsam und gut verständlich. Da die Hauptperson selbst das magische Wesen ist, gibt es nicht das ewige Herumgerate, was ich als sehr erfrischend erfand. Auch Adornettos Schreibstil selbst ist angenehm zu lesen, er ist flüssig und stockt nur selten. Das einzige Problem: Die Geschichte an sich. Denn die vergeht sich ab circa Seite 50 in absolut gängigen Klischees, nicht nur von den Figuren her. Liebe auf den ersten Blick, ausnahmslos wunderschöne Personen und ein böser, böser Bösewicht - oh je...
Tatsächlich ist beinahe der gesamte Plot komplett voraussehbar. Bethany trifft den wunderbaren, [eigentlich] unnahbaren Xavier, der natürlich auch noch - und nicht zu vergessen - perfekt ist, und ist sofort hingerissen. Er natürlich ebenfalls, auch, wenn er ja eigentlich der Unnahbare ist. Danach wird es kitschig. Und mit kitschig meine ich richtigkitschig. Es hat mich gewundert, dass ich keinen Zuckerguss zwischen den Fingern hatte, wenn ich Zeilen las wie, dass die Hauptperson "körperlich und seelisch mit ihm verschmelzen" will [S. 372]. Ein bisschen Kitsch tut nicht weh, aber in einer so geballten Ladung schüttelte es mich das ein oder andere Mal recht heftig.
Bethany selbst ist eine sympathische Hauptfigur, allerdings ohne nennenswerte Eigenschaften. Sie ist lieb, einfühlsam und benimmt sich in Sachen Xavier wie 14. Ansonsten ist sie das gängige Engels-Klischee: Wunderschön, magisch, herzensgut und nicht zu vergessen perfekt. Ihr Freund ist da nicht anders. Er umwirbt Beth mit seinem atemberaubenden Charme, ist vollkommen für sie da und der wunderbare Beschützer, der zudem noch ein unwiderstehliches Lächeln hat - nein, Verzeihung, ein schiefes Lächeln. Von dem ich nach hunderten Büchern, in denen es vorkam, noch immer nicht weiß, wie es anatomisch eigentlich möglich ist! Aber wenigstens bringt er ab und zu ein paar gute Sprüche und Witze, weswegen er noch meine liebste Figur war.
Bei den Nebenfiguren wird es dann allerdings richtig deutlich. Bethany lernt an ihrem ersten Tag Molly kennen, die sich ihrer sofort annimmt und komplett die sogenannte "Tussi" ist - sie spricht den lieben, langen Tag nur über Mode und Aussehen und nervt mit ihrer Besessenheit von allen gutaussehenden Kerlen, die in ihrer Umgebung verkehren. Besonders verliebt ist sie in Gabriel, Bethanys Bruder, der außer, dass er - wie könnte es anders sein - perfekt ist, nicht wirklich lang im Gedächtnis bleibt. Dasselbe mit Ivy, der Schwester, mit der ich ebenfalls nicht richtig warm wurde. Sehr schade...
Der Plot hätte einiges hergegeben, vor allem viel Spannung im Kampf mit dem Bösen. Stattdessen werden die guten Wandlungen eher im Hintergrund vollzogen und nur mal so sporadisch angemerkt. Ansonsten ist die Protagonistin nämlich viel zu sehr mit ihrer Beziehung beschäftigt, den kleinen Eifersuchtsdramen und dem Tagesablauf. Über 200 Seiten passiert buchstäblich nichts, außer dass Figuren eingeführt und benannt werden, die danach nie wieder auftauchen. Es wird so langweilig, dass ich anfing, Seiten zu überblättern, um dann festzustellen, dass ich immer noch mitkam.
Interessant wird es erst, als der neue Schüler, Jake Thorn, auftaucht, von dem jeder außer Bethany weiß, dass er nicht so gut ist wie er scheint. Er hätte durch seine Art und seine immer wiederkehrenden unterschwelligen Drohungen, gepaart mit seinem scheinheiligen Charme, ein interessanter Charakter werden können. Doch auch hier wird wieder nur Schwarz-Weiß und vor allem so vorhersehbar gezeichnet, dass ich die gesamte Zeit über wusste, woran ich war. Wenigstens ist es aber spannend und auch der Showdown wird endlich eingeleitet - der die meiste Zeit über auch recht fesselnd wirkt. Schade nur, dass die Lösung des Problems wiederum so wenig glaubwürdig ist...Der Epilog endet dann schließlich mit einem ansatzweise so zu nennenden Cliffhanger, der bei mir allerdings auch kein richtiges Interesse mehr weckte.
Fazit:
Schade, schade, dass hier so viel Potenzial verschenkt worden ist! Aber durch die klischeehaften Figuren, die wahnsinnig kitschige Beziehung und den langweiligen Mittelteil konnte mich "Halo" einfach nicht begeistern. Ich schwanke zwischen 2 und 2,5 Punkten, bin aber gnädig, weil die Idee selbst einfach sehr nett ist. Trotzdem kann ihr hier nur eine Empfehlung für die wirklich Kitsch-Erprobten aussprechen.