Titel / Originaltitel: Googol Eine Besprechung / Rezension von Arne Handt
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"Im Jahr 2045 dringt eine riesige, weiß glänzende Pyramide jenseits der Marsbahn in unser Sonnensystem ein. Noch bevor die Öffentlichkeit davon erfährt, bricht die Nostradamus, ein Raumschiff mit einem außergewöhnlichen Antrieb und einer nicht weniger außergewöhnlichen Besatzung, auf, um hinter das Geheimnis dieses mysteriösen Artefakts zu kommen. Doch bald stellt sich heraus, daß sie nicht das einzige Schiff ist, das sich auf dem Weg zu dem fremdartigen Objekt befindet..." Nach diesen Ankündigungen des Klappentextes erwartete ich eine Mischung aus 2001 - Odyssee im Weltraum und Stargate. Nun ja, und in gewisser Weise bekam ich es auch: Googol verbindet die Plattheit von SG-1 mit der Langatmigkeit von 2001. Um es kurz zu fassen: Googol ist der vermutlich schlechteste Science-Fiction-Roman, den ich je gelesen habe.
Zunächst ein paar Worte zur Handlung. Ich war reichlich überrascht festzustellen, dass es in Googol eigentlich nur am Rande um die Erforschung der rätselhaften Pyramide geht. Der Hauptteil des Buches (die ersten 900 von 1054 Seiten) handelt von der Vorbereitung der Mission und der von Sabotageakten geprägten Reise der Nostradamus zu ihrem Ziel. Viel Spannung kommt allerdings nicht auf, da sich die Handlung schon bald auf ein Wiederholen ein- und desselben Musters reduziert: Immer wieder erfahren die Protagonisten, dass sie von den Organisatoren der Mission über gefährliche Details im Unklaren gelassen wurden, was immer wieder zu ernsthaften Gefährdungen führt...
Dieser Hauptteil wird in Hard-SF-Manier präsentiert und erinnerte mich gelegentlich an Eschbachs Solar Station, wobei man beim Vergleichen der beiden Bücher vorsichtig sein sollte, will man Andreas Eschbach nicht beleidigen (womit ich Solar Station nicht in den Himmel heben will). Dabei bekommt Klein den Hard-SF-Stil zu Beginn auch noch recht gut hin, aber leider sinkt das Niveau im folgenden kontinuierlich ab, bis es sich spätestens bei Beginn der Mission (nach ca. 350 Seiten) auf der Augenhöhe primitivster Groschenheftchen eingefunden hat.
Dies hat im wesentlichen zwei Ursachen: Einerseits reduziert sich der naturwissenschaftlich-technische Gehalt auf abstruses Technobabble (mein Favorit: Eine "gegenläufige Anomalie", die in den Rechner eingegeben wird, anscheinend so eine Art Virus), andererseits weist der Autor Defizite selbst bei den essenziellen Fertigkeiten des Schriftstellerhandwerks auf. Die Sprache ist durchgängig von schlechtem Stil geprägt, so dass ich mich manches mal versucht fühlte, dem Autor die Lektüre von Reiners' Stilfibel nahe zu legen.
Am meisten hat mich dabei gestört, wie der Autor immer wieder seine bemerkenswerte Unfähigkeit, Dinge und Situationen zu beschreiben, durch "na-du-weißt-schon-was-ich-meine"-Adjektive (wie beispielsweise "futuristisch") auszugleichen versucht. Ich habe mal irgendwo gelesen (und fand es äußerst zutreffend), Autoren sollten zeigen anstatt zu behaupten. Klein hat damit offensichtlich Schwierigkeiten.
Die Unfähigkeit zur Beschreibung wirkt sich auch katastrophal auf die Figuren des Romans und ihre Dialoge aus, die dementsprechend völlig konstruiert und einfach unglaubwürdig wirken. "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" lässt grüßen.
Dass Crew wie Missionsleitung fast ausschließlich aus Deutschen bestehen und das ganze Nostradamus-Projekt von einem deutschen Konzern unternommen wird, erscheint mir angesichts der extremen Globalisierung unserer Zeit recht befremdlich. Mehr als das, nämlich unterträglich, finde ich den mit einer ordentlichen Portion Arroganz gewürzten Nationaltrotz, der sich bei der Begegnung der Nostradamus mit einem amerikanischen Raumschiff offenbart. Amerikaner werden als verblendete Idioten dargestellt, in deren Augen die Deutschen immer noch Nazis sind und angesichts deren Patriotismus' man auch schon mal trotzig "Die Fahnen hoch" anstimmen darf, wie es eines der Crewmitglieder tut. Fehlt mir nur der Humor, um das als Satire zu erkennen? Ich denke nicht. Ich denke, hier wird - bewusst oder unbewusst - ein gefährlicher Nationaltrotz angesprochen, der heutzutage anscheinend (wieder) salonfähig wird.
Ach ja, am Schluss des Buch geht es dann doch tatsächlich auch noch um die Pyramide. Die Auflösung ihres Geheimnisses wird (im Vergleich zum sonstigen Entwicklungstempo) nahezu im Hau-Ruck-Verfahren abgewickelt und bietet keinen besonderen "Sense of Wonder". Dabei wird das Rätsel jedoch auch nur zum Teil gelöst, denn auf dem Mars stehen auch noch ein paar unerforsche Pyramiden herum.
Um es abschließend mal etwas anmaßend zu formulieren: Von verhinderten, dilettierenden Amateurschriftstellern (wie mir) unterscheidet sich H. D. Klein - zumindest nach Googol zu urteilen - nur durch das Durchhaltevermögen, einen tausendseitigen Klopper zu produzieren und die Chuzpe, diesen trotz der seiner offensichtlich mangelhaften Qualität zu veröffentlichen.
Zunächst ein paar Worte zur Handlung. Ich war reichlich überrascht festzustellen, dass es in Googol eigentlich nur am Rande um die Erforschung der rätselhaften Pyramide geht. Der Hauptteil des Buches (die ersten 900 von 1054 Seiten) handelt von der Vorbereitung der Mission und der von Sabotageakten geprägten Reise der Nostradamus zu ihrem Ziel. Viel Spannung kommt allerdings nicht auf, da sich die Handlung schon bald auf ein Wiederholen ein- und desselben Musters reduziert: Immer wieder erfahren die Protagonisten, dass sie von den Organisatoren der Mission über gefährliche Details im Unklaren gelassen wurden, was immer wieder zu ernsthaften Gefährdungen führt...
Dieser Hauptteil wird in Hard-SF-Manier präsentiert und erinnerte mich gelegentlich an Eschbachs Solar Station, wobei man beim Vergleichen der beiden Bücher vorsichtig sein sollte, will man Andreas Eschbach nicht beleidigen (womit ich Solar Station nicht in den Himmel heben will). Dabei bekommt Klein den Hard-SF-Stil zu Beginn auch noch recht gut hin, aber leider sinkt das Niveau im folgenden kontinuierlich ab, bis es sich spätestens bei Beginn der Mission (nach ca. 350 Seiten) auf der Augenhöhe primitivster Groschenheftchen eingefunden hat.
Dies hat im wesentlichen zwei Ursachen: Einerseits reduziert sich der naturwissenschaftlich-technische Gehalt auf abstruses Technobabble (mein Favorit: Eine "gegenläufige Anomalie", die in den Rechner eingegeben wird, anscheinend so eine Art Virus), andererseits weist der Autor Defizite selbst bei den essenziellen Fertigkeiten des Schriftstellerhandwerks auf. Die Sprache ist durchgängig von schlechtem Stil geprägt, so dass ich mich manches mal versucht fühlte, dem Autor die Lektüre von Reiners' Stilfibel nahe zu legen.
Am meisten hat mich dabei gestört, wie der Autor immer wieder seine bemerkenswerte Unfähigkeit, Dinge und Situationen zu beschreiben, durch "na-du-weißt-schon-was-ich-meine"-Adjektive (wie beispielsweise "futuristisch") auszugleichen versucht. Ich habe mal irgendwo gelesen (und fand es äußerst zutreffend), Autoren sollten zeigen anstatt zu behaupten. Klein hat damit offensichtlich Schwierigkeiten.
Die Unfähigkeit zur Beschreibung wirkt sich auch katastrophal auf die Figuren des Romans und ihre Dialoge aus, die dementsprechend völlig konstruiert und einfach unglaubwürdig wirken. "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" lässt grüßen.
Dass Crew wie Missionsleitung fast ausschließlich aus Deutschen bestehen und das ganze Nostradamus-Projekt von einem deutschen Konzern unternommen wird, erscheint mir angesichts der extremen Globalisierung unserer Zeit recht befremdlich. Mehr als das, nämlich unterträglich, finde ich den mit einer ordentlichen Portion Arroganz gewürzten Nationaltrotz, der sich bei der Begegnung der Nostradamus mit einem amerikanischen Raumschiff offenbart. Amerikaner werden als verblendete Idioten dargestellt, in deren Augen die Deutschen immer noch Nazis sind und angesichts deren Patriotismus' man auch schon mal trotzig "Die Fahnen hoch" anstimmen darf, wie es eines der Crewmitglieder tut. Fehlt mir nur der Humor, um das als Satire zu erkennen? Ich denke nicht. Ich denke, hier wird - bewusst oder unbewusst - ein gefährlicher Nationaltrotz angesprochen, der heutzutage anscheinend (wieder) salonfähig wird.
Ach ja, am Schluss des Buch geht es dann doch tatsächlich auch noch um die Pyramide. Die Auflösung ihres Geheimnisses wird (im Vergleich zum sonstigen Entwicklungstempo) nahezu im Hau-Ruck-Verfahren abgewickelt und bietet keinen besonderen "Sense of Wonder". Dabei wird das Rätsel jedoch auch nur zum Teil gelöst, denn auf dem Mars stehen auch noch ein paar unerforsche Pyramiden herum.
Um es abschließend mal etwas anmaßend zu formulieren: Von verhinderten, dilettierenden Amateurschriftstellern (wie mir) unterscheidet sich H. D. Klein - zumindest nach Googol zu urteilen - nur durch das Durchhaltevermögen, einen tausendseitigen Klopper zu produzieren und die Chuzpe, diesen trotz der seiner offensichtlich mangelhaften Qualität zu veröffentlichen.
Blade Runner - Rezensionsübersicht