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Titel: Der verlorene König
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
König Farstal, Herrscher der antiken Insel Ankinoë, muss um seinen Thron bangen, denn sollte ihm und seiner Frau bis zum 50. Geburtstag kein männlicher Thronfolger geboren werden, fällt seine Krone seinen Bruder, Polynos. Dank des reisenden nubischen Magiers Sarhan und seinem speziellen Elixier kann jedoch das Unglück von Herrscherhaus abgewendet werden und schon bald erblickt ein kleiner Junge, Golias, das Licht der Welt.
Sechzehn Jahre gehen ins Land; Golias wächst zu einem stattlichen Jüngling heran, der mittlerweile seinen kaum älteren Trainer und Freund, Konios, im Schwertkampf ebenbürtig ist. Eines Tages verhindern die beiden Gefährten, dass der zudringliche Vetter, Varon, die schöne Aerena, Golias' Schwester, vergewaltigt. Allerdings ist der Preis dafür hoch, denn Golias zieht nicht nur den Hass seines Onkels auf sich, sondern wird von seinem eigenen Vater unter Hausarrest gestellt.
Die Lage wird noch ernster, als Farstal in Folge eines Giftanschlags, für den Ploynos verantwortlich zeichnet, ins Koma fällt und sich der Renegat zum Interimsherrscher ausruft bis der rechtmäßige Könige wieder genesen ist. Von Sarhan erfährt Golias, dass sein Vater nur dann genesen wird, wenn es ihm gelingt, die Blume der Erinnerung vom Baum des Herren der Zeit zu erringen; die Reise dorthin ist jedoch lang und gefährlich.
Heuchlerisch stellt ihnen Polynos ein Schiff zur Verfügung, dessen Besatzung aus gedungenen Mördern besteht. Während der Magier den Verbrechern in die Hände fällt, gelingt Golias und Konios die Flucht und sie kehren gerade rechtzeitig heimlich in den Palast zurück, um Aerena erneut vor Varon zu retten, eine Rettung, die der bösartige Vetter mit seinem Leben bezahlt. Eine überstürzte Flucht aus dem Einflussbereich Polynos wird damit unausweichlich, doch zunächst gilt es, auch den gefangenen Varhan zu retten.
Serge le Tendre liefert mit diesem ersten Golias-Album eine geradezu klassische Geschichte an der Grenze zwischen Historien-Abenteuer und Fantasy ab, eine einfache Story, die zwar kaum Überraschungen bietet –weder in der Dramaturgie, noch den Charakterkonzepten -, die aber in ihrer schwungvollen, dynamischen Inszenierung dennoch gefällig leicht und unterhaltsam daherkommt und die in der Figur des fremdartigen „Außenstehenden“Sarhan dann doch noch den Hauch eines Geheimnisses bietet (aber auch dieses Konstruktionskonzept ist ja landläufig bekannt).
Der Story entsprechend, unbeschwert visualisiert Jérôme Lereculeyin in seinen klaren Zeichnungen sowohl die Choreografie der Action, als auch die ruhigen, stillen Momenten in Form pittoresker Landschaften, während Stambeccos farbenfrohe –jedoch nicht bunte –Koloration perfekt die unterschiedliche Stimmungen und Atmosphären einfängt. Kleinere zeichnerische Schwächen sind lediglich in den Proportionen der Figuren –und hier insbesondere der Gesichter –erkennbar, wobei die Physiognomien ohnehin so angelegt und z.T. leicht überzeichnet sind, dass sich in ihnen Gut und Böse widerspiegeln.
Fazit: Eine locker erzählte und gefällig visualisierte Abenteuergeschichte, die trotz ihrer Vorhersehbarkeit hinreichend unterhaltsam ist, um für einige Augenblicke der Realität zu entfliehen.