Titel: Geisterhauch Eine Rezension von Christel Scheja |
Die Gebärdensprachedolmetscherin lebt mit ihrem Mann und zwei Söhnen in New Mexico. Mit „Das Flüstern der Toten" hat sie ein überraschend gutes Debüt um ihre Heldin Charley Davidson hingelegt, das nun in „Geisterhauch" fortgesetzt wird.
Auch wenn sie nicht danach aussieht, Charley übt einen ganz und gar ungewohnten Job aus, der sie immer wieder in Gefahr bringt. Sie ist eine Schnitterin und hat die Aufgabe die Seelen der Toten ins Jenseits zu geleiten. Dass sie nebenbei auch noch ihrem Vater und ihrem Onkel hilft, Verbrechen aufzuklären, versteht sich von selbst.
So wendet sich eines Tages auch ihre beste Freundin Cookie an sie und bittet um Hilfe, denn eine Bekannte namens Mimi, die nur achtundvierzig Stunden vorher verschwunden ist, bittet um ein Treffen in einem Cafe.
Das wirkt überaus verdächtig – und richtig – statt der Frau finden sie auf der Toilette des Cafes nur eine kryptische Nachricht vor. Erst der Mann der Verschollenen kann Aufklärung bringen – es handelt sich um einen Namen. Den Namen einer Frau, die erst kurz zuvor ermordet wurde. Kann es sein, das Mimi nun Angst hat, ihr könne das gleiche passieren?
Als sich Charley die Sache genauer ansieht, gerät sie in ein Wespennest aus Intrigen und beinahe in die Hände des Täters, deren Mordserie schon vor vielen Jahren begonnen hat...
Leider kann sie sich diesmal nicht immer auf ihren persönlichen „Schutzengel" verlassen, denn Reyes, der Sohn Satans, hat mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen, die auch die junge Schnitterin in Gefahr bringen könnten.
So interessant und komplex der Hintergrund von „Geisterhauch" auch wirken mag, so magisch die Gefahren wirken – die Autorin kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch in erster Linie eine waschechte Romanze ist, in der auch Familienprobleme eine gewisse Rolle spielen.
Die Handlung bedient sich zwar der paranormalen Elemente, um das Leben für die Heldin ein wenig komplizierter machen, aber wirklich im Mittelpunkt stehen sie nicht. Dafür um so mehr die Missverständnisse und Ärgernisse in einer bestehenden Beziehung, die sich nicht so ganz weiterentwickeln mag. Gelegentlich kommt das ein oder andere Geheimnis ans Licht und baut die Charaktere etwas weiter aus – aber wirklich fesselnd ist das nicht.
Gerade erfahrene Leser, die schon einige Titel in dieser Richtung gelesen haben, werden viele Handlungsmuster wiedererkennen und so auch vorausahnen können, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.
Die Figuren bleiben recht blass, man mag zwar so einiges an kleinen Details erfahren, aber weder Charley noch Reyes entwickeln sich wirklich weiter durch die Erlebnisse und Erfahrungen die sie machen, die Nebencharaktere bleiben rudimentäre Gestalten, selbst die Familie der jungen Schnitterin.
Positiv ist anzumerken, dass sich die Autorin Zeit lässt, das Paar zusammenzubringen und die Beziehung recht realistisch darstellt, mit allen Höhen und Tiefen, die so unterschiedliche Personen mit sich bringen. Der Stil von Darynda Jones ist flüssig, ihre Geschichte hat keine nennenswerten Längen und bietet auch gelegentlich Abwechslung durch humorvolle Momente.
Alles in allem bleibt „Geisterhauch" eine solide paranormale Romanze, in der schwärmerisch veranlagte Leser das bekommen, was sie suchen, der Fantasy- oder Mystery-Fan wird aber eher darüber enttäuscht sein, dass die Autorin den interessanten Hintergrund nicht ausnutzt.