Titel: Fangboys Abenteuer Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand Mehr Rezensionen von Carmen Weinand gibt es auf Horror and more |
Nathan Pepper ist nicht wie andere Kinder. Äußerlich unterscheidet ihn nahezu nichts von normalen Menschen, aber sobald er gähnt oder aus anderen Gründen den Mund öffnet, offenbart sich das nackte Grauen. Nathan hat, genau wie ein Hai, den ganzen Mund voller Reißzähne. Kein Wunder also, dass seine Mutter sich weigert, ihn zu stillen und seine Großeltern ihn am liebsten im Garten verscharren möchten.
Trotzdem ist Nathan im Grunde ein ganz normaler Junge. Leider sehen seine Mitmenschen das anders. Deswegen ist es auch kein Wunder, dass Nathan auf ein Leben voller Abenteuer zurück blickt. Diese Abenteuer schildert Jeff Strand seinen Lesern auf 249 Seiten.
An alle, die schon die Mayhem-Reihe und “Benjamins Parasit” kennen: Vergesst alles, was Ihr je von Jeff Strand gelesen habt, denn “Fangboys Abenteuer” ist mit rein gar nichts davon vergleichbar.
Weder handelt es sich hier um einen Horrorschmöker, noch kann man dieses Buch im Thrillergenre einordnen.
Ich würde diese Story als märchenhafte Erzählung bezeichnen, die, trotz aller Bemühungen seitens des Autors, nicht zu humorig zu werden, immer wieder den typischen Strand-Humor aufweist. Nun ist es nicht so, dass man sich fortwährend vor lachen den Bauch halten muss, doch den einen oder anderen Schmunzler konnte auch ich mir nicht verkneifen. Natürlich hat Strand es sich nicht nehmen lassen, die Menschen und alles was sie gerne verbocken, auf die Schippe zu nehmen. So bekommt dann auch jeder, der es verdient, in diesem Buch sein Fett weg. Wer auf Seitenhiebe in dieser Form steht, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
Wie es auch bei vielen Märchen der Fall ist, sind alle Charaktere in diesem Roman irgendwie unwirklich, übertrieben und schillernd. Der Fokus liegt jedoch immer auf Nathan, den ich ziemlich schnell in mein Herz geschlossen hatte.
Der arme kleine Kerl mit dem guten Herz rutscht von einem Unglück ins nächste und man möchte ihn am liebsten aus diesem gemeinen Buch befreien und in Pflege nehmen.
Die ganze Geschichte ist in Kapitel unterteilt und es kommt einem vor, als sei man wieder ein kleines Kind, der Papa säße bei einem am Bett und erzählte einem jeden Abend mit übertrieben verstellter Stimme eine weitere Räuberpistole aus Fangboys Leben. Und wie ein kleines Kind blättert man nach jedem Kapitel mit großen Augen weiter, weil man von dieser unglaublichen Geschichte einfach nicht genug bekommen kann.
“Fangboys Abenteuer” ist aber nicht nur märchenhaft, sondern auch so bizarr wie “Alice im Wunderland”.
Auf der einen Seite gibt es Autos und Telefone. Auf der anderen Seite kommt auf einmal eine Pferdekutsche daher. Es gibt gute Menschen, böse Menschen, Kuriositäten, Geheimnisse, Gefahren, Kinder, die ins Gefängnis müssen und kleine Wunder. Eigentlich ist da kaum etwas, das es in diesem Roman nicht gibt. Ich könnte jetzt nicht einmal sagen, in welcher Zeit die Geschichte sich überhaupt zuträgt. Um um ehrlich zu sein, war mir das auch völlig egal, so gefangen war ich von dieser Story.
“Fangboys Abenteuer” war für mich ein einzigartiges, bizarres, herzzerreißendes und wundervolles Abenteuer, das ich in dieser Form noch nie gelesen habe.
Ihr wolltet Horror? Ich bedaure. Bis auf winzige, ziemlich harmlos erzählte Gewalt-Episödchen, für die unser kleiner Held nicht einmal etwas konnte, passt ansonsten nur noch das Cover zu meiner Homepage. Und dennoch war dieser Roman ein waschechter Pageturner, der in mir Gefühle ausgelöst hat, die ich zuletzt bei “Peter Pan” verspürte.
Fazit:
“Fangboys Abenteuer” von Jeff Strand hat das kleine Kind in mir zurück ins Leben geholt. Ich war zeitweise in einer völlig anderen Welt und habe das Buch am Ende mit Bedauern zugeschlagen. Dieses meisterhaft geschriebene, bizarre Märchen zeigt uns eine Welt, in der wir nicht leben wollen und die wir trotzdem nicht mehr verlassen möchten. Klare Kaufempfehlung für diesen fantasievollen und berührenden Roman.