| Zyklus: Eragon Trilogie Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Gerade eben verschwand der seltsame Stein noch im Prolog der Geschichte, schon taucht er bei Eragon auf und wird zum Lebensmittelpunkt des fünfzehnjährigen Jungen. Schnell wird klar, dass sich der junge Autor Christopher Paolini selbst als dieser Eragon sieht, dessen Namen nur allzudicht an Aragon aus dem ‚Herrn der Ringe’ angelehnt ist. Der faszinierende blaue Stein bringt ihm gutes Geld, denkt er. Doch nach tagelangem Anbieten findet er keinen Käufer. Statt dessen zerbricht der Stein und gibt ein Drachenbaby frei. Der Lebensmittelpunkt von eben hat ihn endgültig in seine Fänge bekommen. Ab sofort ist der Junge selbst der Mittelpunkt der Ereignisse. Indem er das Drachenjunge berührt, geht ein Teil der Drachenmagie auf ihn über. Eragon wird zu einem magisch begabten Bengel, jedoch total unerfahrernen und überforderten Menschen. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was er mit seiner Magie anfangen kann, wie er sie einsetzen soll und wie, wenn überhaupt, er sie wieder loswerden könnte. Ausser er stirbt, aber das ist ein gänzlich vernachlässigbarer Grund. Als angehender Drachenreiter, er weiss es nur noch nicht, besitzt er nicht nur grosse Macht durch seinen Drachen, sondern erhält zudem noch die Magie, die grösser wird, je öfter er sie anwendet. Natürlich spricht sich in dieser mittelalterlich angehauchten Welt, und mehr als angehaucht ist es nicht, eine so ungewöhnliche Neuigkeit schnell herum. Die Kunde dringt auch an das Ohr des Herrschers Galbatorix. Galbatorix war selbst einmal ein Drachenreiter und hütet drei dieser Eier. Er hofft darauf, dass aus seinen Eiern endlich Drachen schlüpfen, doch das kann dauern. Wenn es sein muss Jahrhunderte. Ein Drache schlüpft nur dann, wenn ‚sein’ Reiter das Ei berührt. Nach dem Schlüpfen gibt der Drache einen Teil seiner Magie an den zukünftigen Reiter ab. Unter anderem auch die Fähigkeit, mit ihm per Telepathie Kontakt aufzunehmen. Eragon gibt seinem weiblichen Drachen den Namen Saphira und kümmert sich vorbildlich um ihn. Zwischen den beiden so ungleichen Wesen erwächst eine tiefe Freundschaft, die stärker wird, je grösser der Drache wird. Galbatorix ist inzwischen auf der Suche nach den Beiden. Er, als ehemals letzter Drachenreiter, der alle anderen Drachenreiter vom Leben zum Tode beförderte, sieht seine Macht gefährdet.
Eines Tages erscheinen in Eragons Heimatstadt zwei fremde, magisch begabte Wesen. Es sind zwei Ra’zac vor denen Saphira mit Eragon panisch in die Berge flieht. Nach seiner Rückkehr erfährt er von der Ermordung seines Onkels durch die Ra’zac und schwört Rache. Auf diese Weise entstehen die Geschichten, die Queste genannt werden. Ein oder zwei Personen der unterschiedlichsten Herkunft werden sich auf den Weg machen, um irgendeine Aufgabe zu erfüllen, und wenn es der Tod eines nahen angehörigen ist. Aber auch dies ist wieder einer von vielen Punkten, der das Klischeé einer Fantasygeschichte bedient. Von einem Buch, das im Alter von 15 geschrieben wird, erwarte ich auch nichts anderes. Um so mehr trifft es den Geschmack der jugendlichen Leser. Die Verkaufszahlen geben den Herausgebern schliesslich recht. Rache ohne Ausbildung reicht aber nie aus. Daher stellt sich ihm Brom in den Weg, als Eragon sich davon machen will. Brom stellt sich, welch Zufall, als ehemaliger Drachenreiter vor, der seinen Drachen verlor. Brom klärt den Jungen in Bezug auf die Magie auf. Sie verzehrt für jeden Zauber Energie, manchmal soviel, dass der Drachenreiter daran stirbt. Nach seiner Lehrzeit erhält Eragon für seine Queste ein Schwert. Ein von Elfen gefertigtes Schwert eines ehemaligen Drachenreiters. Gemeinsam ziehen die drei nach Dras-Leona, dem Hauptquartier der Ra’zac. Unterwegs treffen sie auf den Krieger Murtagh, nicht viel älter als Eragon, der, man glaubt es kaum, ebenfalls eine Rechnung mit den Ra’zac offen hat. Die Gruppe gerät in einen Hinterhalt, indem Brom tödlich verwundet wird. Murtagh und Eragon reisen nach dem Tod Broms weiter um in der Stadt Gil’ead nach Informationen zu suchen, die die Rebellengruppe der Varden betreffen. Diese kämpfen bereits seit sehr, sehr langer Zeit (hört, hört Rebellen gegen Dath Vader) gegen König Galbatorix. Man nimmt schliesslich Eragon gefangen, der aber mit einem Elbenmädchen in Begleitung fliehen kann (Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Han Solo lassen Grüssen, Es ist demnach klar, wer wen heiratet). Doch die Häscher sind hinter ihnen her. Vor ihnen die Hadarac-Wüste, hinter ihnen die Bösen Buben. Klar, dass es in die Wüste geht. Dort treffen sie in Trondjheim ein, der Stadt der Varden. Dummerweise führen sie die Gegener genau dorthin. Eine Audienz bei König Ajihad bringt Licht in die Geschichte mit dem Drachenei. Da kommen jetzt die Gegner ins Spiel, die die Stadt angreifen. Nach dem massenhaften Morden, in denen ein fünfzehnjähriger Junge einen erwachsenen Krieger tötet, soll Eragon mit dem Elfenmädchen Arya nach Ellesméra reisen, sich in der Magie zu vervollkommnen. Er muss ja noch einen Tyrannen ermorden.
Der heute zwanzigjährige Christopher Paolini schrieb sein Buch laut Pressespiegel im zarten Alter von fünfzehn Jahren. Er besuchte nie eine Schule, sondern wurde von seiner Mutter zu hause unterrichtet. Und weil niemand sein Buch haben wollte, veröffentlichte seine Familie das Buch in eigener Regie in einem Eigenverlag. Wer bei der Bewerbung dieses Buches so viel Wert auf diese Aussage legt, will natürlich einiges hervorheben, anderes dagegen unter den Teppich kehren. Das Buch ist sicherlich fesselnd. Es lenkt die Augen des Betrachters ein wenig ab, kann aber doch nicht von ein paar Schwächen, ob nun im Original oder durch die Übersetzung hervorgerufen, abwenden. Ich erwarte keinen literarisch perfekten Roman, wie der schlecht deutsch sprechende selbsternannte Buchkritiker. Aber es sind mir einfach zu viele Anlehnungen an bestehende Romane. Das Buch kommt zur Zeit genau richtig. Egal ob es sich um Harry Potter oder den Herrn der Ringe handelt. Dieses Buch hat von jedem ein bischen. Manchmal ein ein wenig zuviel des Guten, doch immerhin Fantasy und Magie. Ob es die ‚Drachenreiter von Pern’ sind, die Anne McCaffrey ins literarische Leben entliess, und wie bereits angesprochen J. R. R. Tolkien oder gar das Schriftsteller-Duo Eddings, die die Patenschaft zwangsläufig übernahmen, das Buch ist vergnüglich genug für Leser jeden Alters und Geschlechts