Titel: Endymion Spring Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Peter Schöffer ist ein junger Mann, der im Jahre 1452 mit Johann Fust gen Mainz zieht. Mitten im Winter zieht er einen Schlitten hinter sich her, nur um Herrn Fust ein paar Gefälligkeiten zu erweisen. Dabei hatte er so eine gute Lehre: In der St. Viktor Bibliothek ging er zu den besten Schreibern in die Lehre und war so stolz auf seine schöne Handschrift. Jetzt in Mainz meint er erfrieren zu müssen. Dabei ärgert er sich maßlos über seine Leichtgläubigkeit. Herr Fust hatte ihm alles, bis zur Hand seiner eigenen Tochter, einfach alles versprochen, nur damit er Johannes Fust zu Diensten war. Endymion, der stumme Gehilfe in Johannes Gutenbergs Handwerksbetrieb, beobachtet, wie eine dunkle Gestalt sich dem Hause des Herrn Gutenberg nähert, im Schlepp eine schwere Truhe, die in der dunklen Winternacht nicht deutlich zu erkennen ist. Als sie schließlich in der Werkstatt steht, kann er erkennen, dass die Truhe wunderbar gearbeitet ist. Die Truhe ist wunderschön verziert mit Verschlüssen in Form von Schlangenköpfen. Der Mann, der sich später als Johannes Fust vorstellt, erzählt ihm, nur wenn die Schlangenzähne Blut schmeckten, könne man den Deckel der Truhe öffnen. Endymion kann dem Geheimnis der Truhe nicht widerstehen.
Blake Winters ist ein zwölfjähriger Junge, der wieder einmal in der Bibliothek St. Jerome’s College auf seine Mutter wartet. Die Mutter ist Gastdozentin und braucht für ihre zwei Kinder eine Babysitterin. Daher ist sie in Paula Richards Büro, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Sie wollte schon seit einer halben Stunde fertig sein. Aber pünktlich wurde sie nie. Blake langweilt sich und klopft daher rückwärts gehend gegen alle Buchrücken, an die er kommen kann. Plötzlich bleibt er wie angewurzelt stehen. Eines der Bücher hat zurückgeschlagen. Dann hat er das Buch in der Hand, dessen Titel nur einfach "Endymion Spring" lautet.
Auf den Seiten sind keine Buchstaben, Wörter oder gar Sätze zu sehen. Stattdessen sieht es so aus, als ob feine Äderchen durch die Seiten liefen und vorsichtig pulsieren. Als der junge Blake genauer hinsieht, erscheinen Wörter, die nur er zu lesen imstande ist. Scheinbar wurde er ausgewählt ein fünfhundert Jahre altes Geheimnis zu lösen. Das ist jedoch nicht so einfach, denn unangenehme Mächte wollen das verhindern, ja versuchen, das Buch selbst in ihre Hände zu bekommen.
Matthew Skelton wurde 1971 in Southampton geboren, wuchs in Edmonton, Kanada auf und arbeitete an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. 2000 schrieb er seine Doktorarbeit über den Autoren H. G. Wells. Das Hörbuch erscheint Ende September in einer gekürzten Fassung. Der junge Autor weiß, worüber er schreibt. Allein in seiner Einleitung und seinem Nachwort kann man sehen, dass er das Buch, das er schrieb, ernst nimmt. Dabei gelingt es ihm sehr gut, drei unterschiedliche Jungen wie Peter, Endymion und Blake zu beschreiben, sodass man meint, neben ihnen zu stehen und sie direkt zu beobachten. Auf den ersten fünfzig Seiten wird Vergangenheit und Gegenwart gleichermaßen lebensecht dargestellt. Er schreibt sehr phantasievoll, balanciert dabei an der Grenze zwischen Wirklichkeit und Fantasy und Geschichte. Ich habe das Buch von einem zwölfjährigen Jungen gegenlesen lassen. Der meinte, als er damit fertig war, er würde es gern behalten und noch einmal lesen. Welch ein Lob ist für einen Autoren besser geeignet als so eines? Gleich noch einmal lesen!