| Serie: Die Feuerreiter seiner Majestät, 2. Band Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Man stelle sich vor, man lebte im 19. Jahrhundert und Napoleon überzieht Europa mit seinen Kriegen. Doch im Gegensatz zu unserer Welt gibt es Drachen, und die sind nicht von unwesentlicher Bedeutung.
Drachenprinz beschreibt die Abenteuer von Captain William Laurence und seinem Drachen Temeraire. Beide haben ihre Feuerprobe bereits bestanden, als sie England mit ihrem Geschwader vor der Niederlage retteten. Zur großen Überraschung aller mussten die Briten feststellen, dass der Drache, der aus einem Ei geschlüpft war, das auf einem gekaperten französischen Schiff gefunden worden war, ein Himmelsdrache ist. Dieser war, so stellte sich heraus, ein Geschenk an den französischen Kaiser, und der chinesische Kaiser ist wenig erfreut, dass ein Drache, der normalerweise nur dem Kaiser und seiner Familie zusteht, nun Partner eines gewöhnlichen Soldaten ist. So verwundert es niemanden in England, dass eine chinesische Delegation, geführt von einem Prinzen des Ostreiches, fordert, dass Temeraire nach China ausgeliefert wird. Und so müssen sich William Laurence und sein Drache an Bord des Schiffes Allegiance nach China aufmachen und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Doch die Reise ist lang, und auch in China gibt es politische Entwicklungen, von denen William und Temeraire noch nichts ahnen.
Der zweite Band um Will Laurence und seinem Drachen Temeraire setzt die Geschichte nahtlos fort. Höhepunkt des Romans sind nicht - wie man vermuten möchte - die Ereignisse in China, sondern die Reise dorthin, die mehr als die Hälfte des Romans ausmacht. Hierin kann die Autorin alle ihre Stärken - vor allem ihr Wissen über die Kriegsschifffahrt im 19. Jahrhundert - voll ausspielen. Die Passagen auf See sind sehr spannend und bestechen durch interessante Beschreibungen und Details. Später dann, als die Allegiance in China eingetroffen ist, verliert das Buch ein wenig an Fahrt. Zwar gibt sich die Autorin Mühe, das durch die Drachen veränderte China des 19. Jahrhunderts zu beschreiben, doch der Funke will nicht recht überspringen. Hinzu kommt, dass das Plot ein wenig zu vorhersehbar und zu durchsichtig ist. Ein zwei interessante Wendungen hätten das Lesevergnügen deutlich steigern können.
Dennoch: Drachenprinz ist ein Roman, der sich gut und flüssig liest und keinerlei Längen aufweist. Die Autorin zeigt Gespür für das richtige Maß an Handlung und Beschreibung. Da sieht man auch mal darüber hinweg, dass die Geschichte nicht sonderlich originell, sondern nur vielmehr eine Kombination von Standardplots ist.
7 von 10 Punkten.