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Reihe: Drachengasse 13, Band 1 Eine Rezension von Meara Finnegan |
Die Bewohner Bondingors sind vereint in Angst. Menschen, Zauberer, Zwerge, Elfen, Kobolde und Gnome fürchten sich vor dem Nachtfresser, der Läden im Vielvölkerviertel zerstört. Bisher beschränkte sich seine Fresslust auf tote Tiere, doch kaum ein Stadtbewohner wagt sich des Nachts vor die Türe.
Der Kommandant der Stadtgarde, Ritter Ronan von Wiesenstein, vermag ihn nicht zu fassen, und so reißt der machthungrige Stadtmarschall die Verantwortung für die Jagd nach dem Nachtfresser an sich.
Ritter Ronans Sohn Tomrin, der sich mit seinen zwölf Jahren schon ganz den Idealen seines Vaters verschrieben hat, schließt derweil im Hafenviertel ungewöhnliche Bekanntschaften. Zusammen mit seinen neuen Freunden begibt er sich auf die Suche nach dem Nachtfresser. Nissa, deren Mutter für die Zauberer kocht, liest heimlich in der magischen Bibliothek und lernt verbotenerweise die Zauberkunst. Der Bandenjunge Sando, der als Adoptiv-Neffe bei dem Zwerg Gump im Hafenviertel wohnt, bringt ganz andere Kenntnisse und Fertigkeiten ein. Zusammen gründen sie die „Drachengassenbande“, die in einem unsichtbaren Haus ihr Quartier aufschlägt. Als der Nachtfresser auch das Hafenviertel unsicher macht, begeben sie sich nach Einbruch der Nacht in Bondingor auf Monsterjagd – und erleben dabei so manche Überraschung...
Die hochwertige Verarbeitung des Bandes sprang mir als Erstes ins Auge. Ungewöhnlich bei diesem (für Taschenbücher üblichen) Preis wurde der Hardcover-Einband aufwändig in kontrastierenden Materialien illustriert. Im Buch fällt der Blick zuerst auf die gezeichnete Karte der Stadtviertel Bondingors, und eine sich jeweils zu Kapitelbeginn wiederholende Zeichnung. Die Schrift ist kindgerecht etwas größer als in herkömmlichen Büchern, allerdings nicht so groß, dass ich als erwachsener Leser es als negativ empfinden könnte.
Während einer ausführlichen (aber keineswegs langweiligen) Exposition werden die Hauptfiguren zusammengeführt, und es prallen buchstäblich Welten aufeinander. Die Kinder stammen aus verschiedenen sozialen Schichten und leben in unterschiedlichen Vierteln. Schnell stellen sie fest, welche Vorurteile sie von zu Hause oder nebenbei aufgeschnappt haben – und dass diese nicht immer begründet sind. Ohne einen moralischen Zeigefinger zu erheben, mit beneidenswerter Leichtigkeit, errichtet und demontiert das Autorenduo Vorurteile.
Das Vorbild nicht-phantastischer Jugendserien wie TKKG oder die drei Fragezeichen ist unübersehbar. Doch hier nimmt das Mädchen eine wichtigere und vor allem aktivere Rolle ein. Auch gibt es bei der Drachengassenbande keinen klar herausgearbeiteten Anführer. Jedes der drei Kinder bringt unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten mit, und gibt in seinen jeweiligen Expertengebieten den Ton an.
Immer wieder werden Stereotypen des Genres auf den Kopf gestellt oder parodiert.
Das Buch ist auch für erwachsene Fantasyfans ein einziger Lesegenuss.
Christina Humberg und Bernd Perplies legen den Auftakt einer phantastischen Jugendserie vor, die (vorerst) 4 Bände um das ungewöhnliches Trio umfassen wird. Ich bin schon gespannt auf die weiteren Bände.