Serie/Zyklus: Academy-Universum, Band 2 |
Jack McDevitt zählt zu den Stammautoren des Bastei-Lübbe Verlags, denn innerhalb der SF-Reihe sind bereits einige seiner Romane erschienen und noch erhältlich. Mit Die Sanduhr Gottes legt er einen weiteren Roman aus seinem Universum vor, in dem auch Gottes Maschinen spielt, ohne dass diese aufeinander aufbauen. Mit dem vorliegenden Roman erzählt Jack McDevitt eine völlig eigenständige Geschichte, in einem in sich abgeschlossenen Roman.
Vor über 27 Jahren hat eine Expedition MALEIVA III untersucht. Die Mission endete in einem Desaster, denn einige Besatzungsmitglieder fanden bei einer Außenmission den Tod. Sie wurden von den tierischen Geschöpfen des Planeten angegriffen und konnten sich nicht effektiv genug wehren, zumal die Wissenschaftler weder über die notwendige Ausrüstung noch über das militärische Wissen zur Verteidigung verfügten. Nun, Jahre später, wird eine neue Mission nach DEEPSIX, wie der Planet auch bezeichnet wird, ausgesandt. Zum einen handelt es sich bei DEEPSIX um einen der wenigen Planeten, die für eine menschliche Besiedelung in Frage kommen und zum anderen wird dieser Planet durch eine Kollision mit einem Gasriesen in einigen Wochen zerstört werden. Ein Phänomen, welches fast einzigartig ist und für die Wissenschaft geradezu einen Quell neuer Erkenntnisse darstellt.
Kurz nach dem Eintreffen der WENDY JAY erreicht auch das erste Vergnügungsraumschiff der Erde, die EVENING STAR, das System. Während die einen aus rein wissenschaftlichem Interesse den Zusammenstoß beobachten wollen, stellt dieser für die betuchten Sternentouristen einen einmaligen Höhepunkt ihrer Reise dar.
Da noch genügend Zeit zur Verfügung steht, gehen die Wissenschaftler zur Erforschung der zum Untergang verurteilten Welt über. Schließlich stellt DEEPSIX eine Besonderheit dar. Zum einen handelt es sich um eine der wenigen mit Leben ausgestatteten Welten und zum anderen ist das Leben auf ihm wesentlich älter als das auf der Erde. Die Entwicklung des Lebens hatte viel mehr Zeit.
Überrascht ist die Besatzung der WENDY JAY aber doch, als sie auf DEEPSIX Spuren einer vorindustriellen Zivilisation findet. Spuren, die die erste Mission nicht wahrgenommen hat und die man kurz vor dem Untergang des Planeten noch so weit wie möglich erforschen möchte. Schließlich sind die Menschen bei ihrem Vorstoß zu den Sternen auf sehr wenige Zivilisationen bzw. Reste solcher gestoßen.
Bei der Erforschung eines dieser Artefakte kommt es zu einem Beben, in Folge dessen beide Landefähren zerstört und mehrere Expeditionsteilnehmer getötet werden.
Pricilla "Hutch" Hutchins und ihre Gefährten finden sich unversehens als Gestrandete auf einem zum Untergang geweihten Planeten wieder. Mangels weiterer Landefähren sind ihre Gefährten im Orbit ebenfalls zur Hilflosigkeit verdammt.
Als letzter Strohhalm könnte sich eine Raumfähre erweisen, die von der ersten Expedition auf DEEPSIX zurückgelassen wurde. Hierfür müssen die fünf Überlebenden aber Dutzende von Meilen unbekannten Terrains durchqueren. Eine andere Chance bleibt ihnen aber nicht, und so machen sie sich auf den Weg.
Dieser Marsch nimmt einen Großteil des Romanes ein. Jack McDevitts Figuren müssen ständig improvisieren. Es fehlt sowohl an Lebensmitteln wie auch an der notwendigen Ausrüstung, von der benötigten körperlichen Fitness ganz zu schweigen. Bedroht werden sie hierbei nicht nur durch eine völlig unbekannte Fauna und Flora, sondern auch durch die Auswirkungen des sich nähernden Planeten. Erdbeben, Flutwellen, Stürme usw. beeinflussen den Marsch.
Böte diese Handlung nicht schon kurzweilige Unterhaltung genug, reichert der Autor seinen Roman um ein weiteres Element an. Die Besatzung der WENDY JAY findet bei der weiteren Erkundung des Planeten in dessen Umlaufbahn die Reste eines gigantischen Weltraumfahrstuhls, dessen Ausgangspunkt sich auf dem Planeten befindet. Die im Orbit treibenden Reste und die auf den Planeten zu erkennenden Ruinen lassen vermuten, dass eine weitere Zivilisation diesen Planeten einen Besuch abgestattet hat. Die Wissenschaftler sind natürlich begierig, mehr zu erfahren, und treiben ihre gestrandeten Kollegen zu einer eiligen Untersuchung der Ruinen an, in der Gewissheit, dass Letztere mit dem Planeten in Kürze untergehen werden.
Jack McDevitt hat einen handlungsdichten SF-Roman verfaßt, der über einen spannenden Handlungsbogen verfügt, dem er ständig neue Elemente hinzuzufügen versteht. Dabei verläßt er allerdings nicht die Ebene eines gelungenen Unterhaltungsromans. Leider werden die einzelnen Figuren nicht so ausführlich charakterisiert, wie man es sich als Leser wünschen würde. Mit einer wechselnden Erzählperspektive hätte der Autor diesem Manko durchaus Abhilfe schaffen können.
Auch der große Handlungsrahmen bleibt vage angedeutet. Der Autor konzentriert sich ganz auf die Beschreibung der Geschehnisse vor Ort und geht kaum auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte auf der Erde ein. Vieles bleibt deswegen unscharf und oberflächlich. Ein in vielen Einzelheiten ausgearbeitetes Universum bietet der Autor seinen Lesern nicht.
Mit Die Sanduhr Gottes legt Jack McDevitt ein unterhaltsames Stück SF vor. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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Die Sanduhr Gottes - zur Rezension von RealS