Titel: Die Legende von Aang Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
"Die Legende von Aang" spielt in einer Welt, in der die vier Elemente - Wasser, Luft, Erde und Feuer - von dafür talentierten Menschen beschworen werden können. Vier Nationen, eine jede Meister in ihrem Element, lebten seit jeher friedlich miteinander. Die Kräfte der Elemente wurden von einem Meister im Gleichgewicht gehalten: dem Avatar. Doch Aang, ein Junge, der die aktuelle Reinkarnation des Avatars darstellt, flüchtete vor Vollendung seiner Ausbildung vor den ihm auferlegten Pflichten. Nur mit der Beherrschung seines Geburtselements Luft ausgestattet, floh er in den Norden und wurde von einem Sturm überrascht und im ewigen Eis eingefroren.
Über einhundert Jahre sind seither vergangen und die Welt hat sich grundlegend geändert. Die Feuernation hat die anderen Völker in einem brutalen Krieg überrannt und herrscht nun mit Schrecken und Zerstörung. Dank mechanischer Ungetüme, die in Verbindung mit ihrem Feuerelement funktionieren, sind sie den anderen, weit weniger fortschrittlichen Nationen überlegen und geben ihne keine Chance auf den Sieg.
Doch eines Tages finden die Wasserbändigerin Katara und ihr Bruder Sokka den eingefrorenen Avatar und befreien ihn aus seinem eisigen Gefängnis. Erschüttert von den Schrecken, die seine Welt überzogen haben, entsetzt vom Tod all seiner Freunde, macht sich Aang ein Bild von der Lage im Dorf einer Luftnation. Dort beginnt er den Aufstand, die Auflehnung gegen die Soldaten der Feuernation, animiert die anderen Bändiger, sich zu wehren. Er erkennt, dass er seine Ausbildung fortsetzen und die Beherrschung der anderen drei Elemente lernen muss, um gegen die Feuernation eine Chance zu haben. Ihm zu Hilfe kommt die Drachensphäre, eine Welt, in die er mittels Meditation eindringen kann und in der ein riesiger Drache ihm teils orakelhafte, teils väterliche Tipps mit auf den Weg gibt.
Aangs Gegenspieler ist der Feuerlord Ozai, der Herrscher der Feuernation. Er sieht im Avatar eine existenzielle Gefahr für sein Reich und will ihn unter allen Umständen festnehmen. Ausgeführt wird dies von Kommandant Zhao, der mit teils grausamen Mitteln und allen notwenigen Tricks versucht, an die Stelle des verstoßenen Prinzen Zuko der Feuernation zu gelangen. Dieser hatte seinem Vater in einer Schlacht Schande bereitet und reist nun inoffiziell, begleitet von dem ehemaligen General Iroh, dem Avatar nach, um ihn für seinen Vater gefangen nehmen zu können. Jedoch ist Zukos Charakter vielschichtiger, als man auf den ersten Blick glaubt.
Aangs Ziel ist das nördliche Wasserreich, in dem Prinzessin Yue regiert. Dort will er die Kunst des Wasserbändigens erlernen, jedoch rückt die Armee der Feuernation auch dieser noch freien Stadt nun bedrohlich nahe. Ein Krieg ist nur eine Frage der Zeit ...
"Die Legende von Aang" entspringt der Animationsserie "Avatar - Der Herr der Elemente", die in über 60 Folgen im Grunde die oben genannte Grundstory erzählt. Regisseur M. Night Shyamalan, der zuletzt mit "The Happening" nicht sonderlich überzeugte, erfüllte sich hier den Traum, einen Franchise-Film zu drehen. Nachdem er sich bei der Suche nach geeigneten Material an großen epischen Blockbustern orientierte, schien ihm die amerikanische Animationsserie dafür geeignet. Hier muss ich ihm in Teilen zustimmen, "Die Legende von Aang" besitzt epische Breite und eine tiefe Mythologie, die überall sichtbar ist. Shyamalan vereint diese regligiöse Komponente mit der weiten Fantasywelt und verknüpft das Ganze mit einem gewagten Klebstoff aus Martial Arts, Stunt- sowie mannigfaltigen weiteren Effekten. Das macht den Film so schwierig, denn die Epik muss ja getragen werden - durch Handlung und Charaktere - und hier befindet sie sich in einem ständigen Wettstreit mit den Special und Visual Effects. Irgendwie kommt mir es vor, als ob letztere einen klaren Sieg davontragen, denn im Gegensatz beispielsweise zu Peter Jacksons Ring-Trilogie baute ich während des Filmes nur wenig Beziehungen zu den Charakteren auf. Selbst Aang mit seinen ständig demonstrierten Selbstzweifeln bleibt leider zu blass, um eine Identifikationsfigur zu sein - oder ein strahlender Held.
Die Welt, in der der Film spielt, ist ostasiatisch angehaucht, überall findet man chinesische oder indische Elemente, sei es in der Architektur der Bauten, in der Gestaltung der Kleidung oder in der Umsetzung der Mythologie. Beispielsweise erinnert die immer wiederkehrende Inkarnation des Avatar als Übervater an die Rolle des Dalai Lama. Dieses Element des Filmes ist sehr schön anzusehen, in der Verbindung von vielen hunderten, wenn nicht tausenden Statisten wirkt das Spiel von Kostümen, Städten und Schiffen sehr realistisch und überzeugend. Ebenso sind die Effekte von großer Qualität. Was besonders auffiel: Im Gegensatz zu anderen Filmen wurden große Kreaturen als Mittel zum Zweck benutzt oder standen im Hintergrund. Meist werden große Viecher in den Vordergrund gezerrt, um mit tollen Computereffekten zu prahlen oder von der schlechten Handlung abzulenken. Ob Aangs riesiges Reittier oder der beeindruckende Drache - hier hat man umsichtig, vorsichtig in Szene gesetzt.
Ob man die Handlung mit der Animationsserie gleichsetzen kann, das vermag ich mangels der Kenntnis des "Herrn der Elemente" nicht zu sagen, jedoch kann der Film durchaus überzeugen. Mehrere Spannungsspitzen arbeiten auf einen großen Höhepunkt gegen Ende des Filmes hin, immer ist alles durchzogen von Intrige und undurchsichtigen Charakteren. Das gefällt und unterhält. Der Film behandelt das erste Drittel der Animationsserie - "Buch 1: Wasser", somit kann man auf zwei weitere Teile hoffen, in denen die Geschichte weitererzählt wird. Angesichts der detailfreudigen Umsetzung und der guten Unterhaltung, die der Film rüberbringt, ist eine Fortsetzung auch zu erhoffen. In den nächsten beiden Teilen sollte nur die Charakterisierung der Figuren mehr in den Vordergrund rutschen, sonst driftet das ganze Projekt womöglich in ein seelenloses SFX-Spektakel ab.
Unterm Strich hat er mir gefallen, der Film war nicht das Highlight des Jahres, aber er kann sich durchaus sehen lassen. 7,5 von 10 Punkten