Titel: Die Kinder der Feuersäule Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Als Tanita mit fünf Jahren zum ersten Mal mit ihrer Mutter geht, wird sie vom Tempel der großen Göttin beinahe magisch angezogen. Ihr ist, als würde sie den Ruf der Göttin vernehmen. Dies bemerkt auch der Priester und fordert ihre Mutter nach einer hitzigen Diskussion auf, das Kind an ihrem 12. Geburtstag dem Tempel zu übergeben. Sieben Jahre später wird sie abgeholt und kommt vom kargen Dorfleben in den Tempel, der seinen Novizen ein sehr luxuriöses Leben bietet. Sie ist verwundert, dass neben ihr nur fünf weitere Novizen im Tempel leben, aber noch mehr überrascht sie Irida, ihre Zwillingsschwester. Beide, so der Priester, seien Kinder der Göttin, genau wie alle anderen Novizen. In der Stadt haben alle eine menschliche Form, doch sobald sie ein magisches Tor durchschreiten verändern sich die Kinder und nehmen die Form eines Drachen an. Das Land hinter dem Tor wird als das Reich der Mutter bezeichnet. Die Novizen haben die Aufgabe, die Menschen zu vertreiben und mit ihrem Feuerodem die Felder niederzubrennen. Doch Tanita, die das karge Leben der Menschen auf dem Land kennt, weiß, dass sie die Bauern damit zum Tode verurteilt. Sie weigert sich, den Menschen Leid anzutun, und wird daraufhin vom ältesten der Novizen in eine Falle gelockt. Am Boden und verletzt, sieht sich sich dem blutigen Mob der Bauern gegenüber. Nur der Besitzer eines Wanderzirkus kann die wütende Meute davon abhalten, den Drachen zu töten und kauft ihnen Tanita ab. Doch deren Abenteuer haben erst begonnen.
Der Roman ist im positiven Sinne ungewöhnlich. Zwar erinnert manches an Krabat oder Die Brüder Löwenherz, aber Melanie Metzenthins Roman ist sehr eigenständig und überzeugt mit ungewöhnlichen Ideen. Hinzu kommt, dass die Autorin gut schreibt und den Leser mitzureißen vermag. Streckenweise wirkt Tanita älter als 12 Jahre, aber auf der anderen Seite war ein Mensch im Mittelalter mit 12 Jahren fast schon erwachsen und musste auch die Pflichten eines Erwachsenen übernehmen. So gesehen passt es dann wieder.
Melanie Metzenthin treibt die Geschichte konsequent dem Ende entgegen, das der Leser in der einen oder anderen Form so erwartet hatte, wie es die Autorin vortrug. Aber das stört keineswegs, denn dies ist eines jener Bücher, bei denen der Weg das Ziel ist. Tanita steht im Mittelpunkt, und deswegen geht es in dem Buch primär darum, wie sie die Gefahren meistern und letztlich erwachsen werden wird. Die beschreibt die Autorin mit viel Einfühlungsvermögen und das Ergebnis ist ein überdurchschnittlich guter Fantasy-Roman.
7 von 10 Punkten.
Die Kinder der Feuersäule - die Rezension von Erik Schreiber