Titel: Die Kaiserin des blauen Lichts Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Welt ist bedeckt von Eis und Schnee, eine klirrende Kälte beherrscht die Oberfläche, auf der kein Leben bestehen kann. Die Menschen haben sich in tiefe Höhlen zurückgezogen. Das ist die nicht näher beschriebene Welt der Höhlenbewohner Bipa und Aer. Die beiden Jugendlichen sind seit Geburt so gegensätzlich wie Feuer und Eis. Das Mädchen Bipa denkt praktisch, während Aer eher seinen Tagträumen nachhängt. Er träumt davon, sein Volk aus den dunklen Höhlen durch die eisige Kälte in ein paradiesähnliches Land zu führen. Sein Ziel ist der sagenumwobene Palast der Kaiserin des blauen Lichts. Der Palast soll in einer Stadt aus Glas stehen, die allen Widrigkeiten strotzt. Dort gibt es kein Leid, nur Glück und Zufriedenheit. Mit diesen Träumereien ist Aer wie sein Vater, der ebenfalls den Weg aus den unterirdischen Höhlenans Tageslicht wagte. Leider kam sein Vater nie zurück.
Das Mädchen Bipa ist wesentlich wirklichkeitsnäher in ihrem Leben. Sie macht nur Nützliches, wie Aer meint. Sie hütet die Tiere und kümmert sich um andere Mitmenschen. Als Aer eines Nachts heimlich, still und leise aufbricht, dem Stern zu folgen, der ihm den Weg zur Kaiserin zeigen soll, folgt ihm Bipa. Ihr Verantwortungsgefühl gegenüber Aer lässt ihren Beschützerinstinkt erwachen. Irgendwer muss ihn doch davon abhalten, weitere Dummheiten zu begehen.
Die Kaiserin des blauen Lichts wendet sich mit seiner phantastischen Reise vornehmlich an jugendliche Leser. Die Reise der beiden Handlungsträger Aer und Bipa ist eine Art Suche nach dem Paradies, dem Land der Glückseligkeit, dem Schlaraffenland oder wie man die Heimstatt ewiger Zufriedenheit sonst nennen mag. Es ist aber auch gleichzeitig ein großes Abenteuer auf der Suche nach sich selbst und dem Weg, erwachsen zu werden. Fesselnde Situationen und phantastische Ideen sind Grundlage für die Geschichte der spanischen Autorin Laura Gallego GarcÃas. Die Erzählung einer Liebe und des ewigen Kampfes zwischen Gut und Böse. Unterschwellig wird den Lesern aber auch eine gesunde Lebensweise nahe gebracht. Auf ihrer Wanderung treffen Bipa und Aer auf verschiedene Wesen, die sich in Stadien zwischen Mensch und göttlichem Zustand befinden. Das ist der Idealzustand aller, die zur Kaiserin wollen und die Aer sich zum Vorbild nimmt. Aer ist bereit zu hungern, um so zur Kaiserin aufzusteigen, Bipa hingegen hält nichts davon. Sie hält an einer gesunden Lebensweise fest, nach dem Motto ‚Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper’. Eine durchaus lebensbejahende Botschaft, verpackt in einer ansprechenden Rahmenhandlung. Laura Gallego GarcÃa beschreibt eine vielseitige Welt. Ihre Figuren leben durch eine sichere lebensnahe Beschreibung. Ihr in diese Welt zu folgen ist leicht, vor allem wenn man vor einem Fenster sitzt und in die verschneite Wirklichkeit des Jahres 2010 hinaussieht. Wie schön ist es dann, nach der langen Reise und überall lauernden Gefahren das Reich der Kaiserin zu erreichen.