Serie: Chroniken der Eismark, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Herrscherin der Eismark ist ein Titel, den sich die 13-jährige Thirrin erst noch erwerben muss. Das junge Mädchen benimmt sich jedoch eher wie ein Junge, mit all den Kampfesfertigkeiten eines Soldaten, die sie erlernt. Sie sitzt weniger gern bei ihrem Lehrer Maggiore Totus. Also tobt sie lieber mit einer Soldateneskorte durch den Wald und trifft dort auf einen Werwolf. Doch statt ihn zu töten, schenkt sie ihm das Leben. Das hat weitreichende Folgen, denn der Werwolf ist nicht irgendeiner, sondern gleichzeitig der König der Werwölfe, der ihr dafür ein immerwährendes Bündnis anbietet. Die junge Königstochter macht sich, ohne groß darüber nachzudenken, wieder auf den Weg zurück nach Hause. Einer ihrer Soldaten ist verletzt, findet aber in der Höhle von Oskan Hexensohn eine Unterkunft und Heilung. Wieder zu Hause steht das Jul-Fest an und damit ihr 14. Geburtstag. Noch während der Feierlichkeiten wird klar, dass Scipio Bellorum mit seinem Heerwurm anrückt, um den Krieg gegen die Eismark zu führen, das Land zu übernehmen, Alte und Kinder zu erschlagen und den Rest in die Sklaverei zu führen. Scipio Bellorum führt bereits seit Jahrzehnten Krieg, und seinen Armeen und Reitereien konnte bisher noch niemand wiederstehen. So fiel ein Reich nach dem anderen. Nur mit der Eismark hat er noch keinen Händel gehabt, was sich ändert.
König Roderich zieht an die Südgrenze, um dem Feind die erste Schlappe beizubringen. Beim Versuch, die gegnerische Fahne zu erobern, fällt er. Seine Tochter Thirrin wird zur Königin der Eismark, zu Thirrin Freya Starker Arm Lindenschild, Wildkatze des Nordens. Sie ist jetzt eine Waise, denn ihre Mutter starb bereits bei ihrer Geburt. Ihr zur Seite stehen als Berater ihr Lehrer Totus und Oskan, der Heiler. Um den Tod ihres Vaters zu rächen und die Eismark gegen den eindringenden Feind zu verteidigen, benötigt die junge Herrscherin Verbündete. Das Wetter ist ihr erster Verbündeter. Obwohl spät im Jahr, kämpfen Eisregen, Schneestürme und Kälte doch auf ihrer Seite und verschaffen ihr eine Pause, in der sie sich nach weiteren Verbündeten umsehen kann. Da wären natürlich zuerst einmal die Werwölfe. Gegen diese, die Vampirmajestäten, Geister und Zombies kämpften die Menschen der Eismark bereits. Daher sind die Wesen den normalen Menschen durchaus unsympathisch. Trotzdem versucht Thirrin das Unmögliche. Ihr gelingt es, die Waldkönige auf ihre Seite zu bringen, die Schneeleoparden ebenso wie die Vampirmajestäten. Als sie schließlich wieder in ihrer Stadt Frostmarris ankommt, scheint alles zu spät zu sein.
Es freut mich sehr, als einer der ersten diese Buch gelesen zu haben, und es den Lesern vorstellen zu dürfen. Der offizielle Erscheinungstermin ist der 5. August und so kann ich eure Neugier ein wenig wecken. Das Jugendbuch ist sehr schön zu lesen, fand meine ungeteilte Aufmerksamkeit, ohne dass ich etwas anderes nebenher las. Das ist durchaus nicht immer so. Manch einen Autor lasse ich mittendrin links liegen, wenn er mir zu langweilig wird. Das geschah bei Die Herrscherin der Eismark nicht. Stuart Hill schrieb eine abwechslungsreiche Geschichte mir vielen interessanten Nebenfiguren. Allerdings bediente er sich freigiebig bei vielen anderen Autoren, Sagen und einem großen Allgemeinwissen. König Roderich wird, ohne viel zu verraten, von Walküren in den Himmel getragen; wir haben Werwölfe und Vampire, die alle die Sprache der Eismark sprechen, während sich General Scipio Bellorum einer anderen Sprache bedient. Scipio Bellorum kommt, wie auch der Lehrer Totus, aus dem Süden der Welt. Vieles an ihm erinnert an das alte Rom und seine Eroberungsfeldzüge. Ohne dass Scipio den römischen Kaiser Ceaser kannte, benutzte er leichthin dessen "veni, vidi, vici". Wir haben eine Ansammlung von Fremdwesen, die Thirrin nur aus den Sagen kannte, die im letzten Augenblick aber alle auf ihrer Seite kämpften. Dabei ist es umgekehrt ähnlich, denn die riesigen sprechenden Schneeleoparden hielten die winzigen Menschen ebenfalls für sagenhafte Geschöpfe. Mit viel Humor erzählt Herr Hill seinen Roman. ER ist abwechslungsreich und in der Schilderung der Schlacht nicht sonderlich brutal. Dabei kehrt er deutlich hervor, dass Krieg und Gewalt nicht das richtige Mittel zur Konfliktbewältigung darstellt. An anderer Stelle wiederum wühlt er die Gefühle der Leser auf, wirft sie in ein Jammertal, um bald darauf wieder himmelhoch jauchzend zu sein. Wie eingangs erwähnt: Es ist ein Jugendbuch. Aber auch erwachsene Leserinnen und Leser werden ihre Freude daran haben. Immer geradlinig schreibend, verbirgt Herr Hill kleinere Überraschungen. Die nächste wird wohl die Fortsetzung sein, denn es gibt ja noch die Eistrolle, die gegen die Schneeleoparden Krieg führen; es gibt immer noch das südliche Reich, das genügend Krieger in einen erneuten Krieg führen kann und noch viel unentdeckte Welt. Also begleitet die junge Thirrin in eine überraschende Welt.