Reihe: Die Abenteuer des Edeltocht Lampenzünder, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Anke Brandt |
Edeltocht Lampenzünder, Bibliothekar dritten Ranges im Gewölbe Allen Bekannten Wissens, führt bis zum Beginn seines Abenteuers ein recht zufriedenes Leben. Tagsüber sortiert er Bücher, abends liest er gern abenteuerliche Geschichten aus dem Hralbrommsflügel der Bibliothek.
Eines Tages erhält er den Auftrag, ein Päckchen und einen Brief zum Zollhaus zu bringen, und schon steckt der kleine Halbling in großen Schwierigkeiten. Seine Neugier ist größer als seine Angst vor Beinbrandern, üblen Geschöpfen, die Lord Khadaver gegen Ende der Verheerung erschaffen hatte. Aus Büchern kennt Tocht die Geschichte des Koboldlords sowie den Verlauf der Verheerung, eines Krieges zwischen Menschen, Elben und Zwergen gegen Kobolde, die Lord Khadaver unter sich vereinigt hatte. An dieser Stelle beginnen dann auch schon die Ähnlichkeiten zum "Herrn der Ringe", denn ähnlich wie bei Tolkien hat die Vergangenheit auch in "Die Halblinge" einen großen Bezug auf das zu bestehende Abenteuer.
Edeltocht gerät bei seiner Flucht vor den Beinbrandern zunächst in die Fänge von Piraten, die ihn jedoch schnell als einen der Ihren anerkennen. Tocht kann mit Hilfe des sich über Bücher erworbenen Wissens eine Loheley, ebenfalls eine von Lord Khadaver erschaffene Kreatur, bezwingen, die das Piratenschiff bedroht. Als dann Kobolde das Schiff angreifen, wächst Tocht über sich hinaus und opfert sich, um die restliche Mannschaft und das Schiff zu retten.
So gerät der Halbling in die Sklaverei, bis er an eine Diebesbande gerät, die ihn wegen seiner Fähigkeiten freikauft. Doch auch das Leben als Dieb ist nicht so einfach, wie es in den Büchern steht, und so sieht sich Tocht am Ende noch einem Drachen gegenüberstehen.
Der Halbling begreift im Lauf der Handlung sehr schnell, dass echte Abenteuer doch viel gefährlicher sind, als wenn man die Abenteuer anderer Leute liest.
Aber auch der Leser merkt sehr schnell, dass nicht alle Abenteuer so aufregend sind, wie man manchmal erwartet.
Die Geschichte an sich ist recht gut und spannend geschrieben, was ich jedoch als störend empfand, waren die vielen offensichtlichen Parallelen zum "Herrn der Ringe". Wenn sich der Autor daran so anlehnt, dann hätte er auch Tolkiens Vorstellung eines Hobbits übernehmen können. Das hat er aber nur ansatzweise getan. Und wegen dieses Widerspruchs in sich fielen die Parallelen vielleicht um so mehr auf. Es reicht nicht, aus Sauron einen Drachen zu machen und aus dem Ring einen Edelstein, der das Drachenherz birgt. Wenn man beide Artefakte dann noch in der Lava versenken muss, um sie zu zerstören, verliert der Autor doch einiges an Glaubwürdigkeit seiner eigenen Fantasie.
Eine andere Frage, die ich mir bis zum Ende des Buches gestellt habe, ist: Warum heißt es eigentlich "Die Halblinge"?
Nur um die lose Buchreihe um Fantasy-Geschöpfe zu vervollständigen?
Denn über die Rasse Halblinge erfährt man so gut wie nichts. Tocht ist ein besonderer Halbling, denn er arbeitet abgeschieden in einer Bibliothek, in einer Welt, in der es sonst kaum Bücher gibt und fast niemand lesen und schreiben kann. Er lebt recht behütet in einer ansonsten aufregenden Zeit und Welt. Alle anderen Halblinge, so scheint es, werden von der Koboldbrut versklavt. Über sie erfährt man nicht viel. Erinnerungen an die Zeit vor der Sklaverei werden angedeutet, doch auch damit konnte ich mir ein normales Leben der Halblinge in dieser von Mel Odom erschaffenen Welt nicht vorstellen.
Titel und Parallelen haben den Lesespaß nun zwar etwas eingeengt, doch alles in Allem gehört dieses Buch dennoch in jede gut sortierte Fantasybibliothek. Es ist eine durchaus empfehlenswerte Geschichte, die weitaus mehr zu bieten hat als das, was ich zu bemängeln hatte. Ein Halbling unter Piraten, Sklaven und Dieben sorgt doch für einige Spannung. Besonders die Beschreibung von Tochts Gefühlen ist dem Autor dabei sehr gut gelungen.
Fazit: eine empfehlenswerte, spannende Abenteuergeschichte.
6 von 10 Punkten