Reihe / Serie: Das Spiel der Götter, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Unbarmherzig rückt das malazanische Imperium auf dem Kontinent Genebackis voran und erobert eine freie Stadt nach der anderen. Doch nun rücken die Truppen bis zur Stadt Daruhjistan vor, und diese Schlacht wird über die Zukunft der freien Städte, aber auch über das malazanische Imperium entscheiden. Die Imperatorin sieht nun endlich die Chance, sich unliebsamer Truppen (wegen der ehemaligen Treue zum gemeuchelten Imperator) wie den Brückenverbrennern zu entledigen. Doch deren Anführer, der Zauberer Dujek Einarm ist ein gefährlicher Gegner und sogar bereit, im Imperium einen Aufstand anzuzetteln. So beginnt ein politisches Intrigenspiel. Hauptmann Ganoes Paran wird losgeschickt, um die Brückenverbrenner in der Schlacht um Daruhjistan zu führen. Ihm zur Seite steht Adjunt Lorn, eine Vertraute der Imperatorin, und ihr Auftrag ist die Vernichtung dieser Truppen. Doch womit man im malazanischen Imperium nicht gerechnet hat: Es gibt noch andere Spieler in diesem ungewöhnlichen Showdown. Anomander Rake, Anführer der uralten Rasse der Tiste Andii, ist mit seiner fliegenden Stadt Mondbrut über Daruhjistan erschienen und zur Verteidung der Stadt zu allem bereit. Auch die beiden Götter Opoon und Hood beeinflussen die Ereignisse in ihrem Sinne. Die Ziele der Götter liegen im Dunkeln, und so ist der Ausgang der Schlacht mehr als ungewiss.
In seinem ersten Band der auf zehn Bände ausgelegten Reihe "Spiel der Götter" erzählt Autor Steven Erikson eigentlich hauptsächlich von der politischen Schlacht um eine Stadt. Nur allmählich erschließt sich das dem Leser, und es dauert bestimmt 200 Seiten, bis dieser überhaupt versteht, von was das Buch handelt, denn Steven Erikson ist ein unglaublicher Geheimniskrämer. Nur allmählich erkennt der Leser die Zusammenhänge, und dann beginnt das Buch interessant zu werden. Allerdings kommen so viele Personen vor, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Die Seiten zu Beginn des Romans sind abgegriffen und verknittert, weil sich dort das Personenregister befindet und man viel zu oft dorthin blättern musste. Das Gleiche gilt für das Ende des Buchs, an dem sich ein Register über Länder, Städte etc befindet. Nur: Warum schafft es der Autor nicht, diese Information so unterzubringen, dass dem Leser dieses Wissen während des Lesens sinnvoll vermittelt wird? Warum schafft der Autor so viele Protagonisten, die eigentlich für die Handlung keine Rolle spielen und viel zu schnell wieder den Lebensatem aushauchen?
Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich zu einem Freund des Autors geworden bin. Es gibt eigentlich keinen Grund, den Leser so im Dunkeln zu halten. Ich hätte mir einen zumindest erkennbaren roten Faden gewünscht, aber den hat der Autor in seinem, steckenweise sehr überfrachteten, Buch sehr gut versteckt. Der größte Kritikpunkt von meiner Seite aber sind seine Protagonisten. Diese sind mir viel zu blutleer. Eigentlich definieren sich die Charaktere über ihre Funktion und nicht über Reflektionen, und so ist, was sie denken und was sie fühlen, eher nebensächlich. Es ist dem Leser am Ende leidlich egal, wenn eine Figur das Zeitliche segnet, denn eine emotionale Bindung wurde nicht aufgebaut. Meist sind die Figuren tatsächlich nur 08/15-Fantasy-Klischees, die beliebig austauschbar sind. Das ist aber eigentlich klar, wenn man glaubt, einen Tross von 40 oder mehr Figuren bedienen zu müssen, und es hilft sicherlich nicht, wenn man zwischen den Protagonisten im Halbseiten-Takt wechselt.
Eigentlich ist das sehr schade, denn die Welt ist faszinierend und gut entworfen. Aber was nutzt die beste Bühne, wenn drittklassige Schauspieler ihre unverständlichen Texte herunterstöpseln? Ich kann verstehen, was Leser an diesem Werk finden, aber das, was Erikson mit seinen Protagonisten macht, ist in meinen Augen eine Katastrophe. Es finden nur sehr selten Charakterentwicklungen statt und in nur ein oder zwei Szenen bekommt der Leser Bezug zu den Figuren. Ich werde mir zweimal überlegen, ob ich ein weiteres Buch aus dieser Reihe lese.
4 von 10 Punkten