Reihe: Die Vergessenen Reiche - Die Dunkelelfen, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das grausame Volk der Drow, der Dunkelelfen, lebt in der Unterwelt in der Stadt Menzoberranzan. Das Leben dort ist streng in Hierarchien eingeteilt. Die Welt der Drow ist hart und unerbitterlich. Das Leben dieses unterirdischen Volkes gründet sich auf Verrat, Mord, Ränkespiele. Beherrscht werden die Dunkelelfen von den Frauen der einzelnen Häuser. In ihrem Glauben sind sie alle ergebene Dienerinnen und Diener einer Spinnengottheit. In diese vom Matriarchat beherrschte Welt wird Drizzt hineingeboren, als Sohn der Herrscherin Malice Do'Urden. Eigentlich sollte er der Spinnengöttin Lolth geopfert werden, denn dies ist das Schicksal des Drittgeborenen, sobald er einen Namen hat, damit die Spinnengöttin auch erfährt, wer ihr geopfert wird. Durch Ränke- und Machtspiele, die einen seiner beiden erstgeborenen Brüder das Leben kosten, bleibt er am Leben. Denn nun ist er nicht mehr der dritte lebende Sohn, sondern der zweite.
Fast erwachsen, soll er zum schrecklichen Kämpfer ausgebildet werden. Die Zeit der Ausbildung ist geprägt von der Glaubenslehre an die Spinnengottheit, der Anerkennung der Hohenpriesterin als absoluter Instanz in allen Fragen und harter körperlicher Ausbildung im Kampf. Schnell zeigt sich, dass er mit Klingen sehr gut umgehen kann, was zu einer speziellen Ausbildung durch den Waffenmeister Zaknafein führt. Eine Besonderheit ist seine Fähigkeit, im Dunklen wie auch im Hellen gleich gut sehen zu können. Damit ist er jedem gegenüber, der unterirdisch lebt, im Vorteil, wenn es darum geht, an die Oberfläche zu gehen. Die Dunkelelfen selbst gelten als der Schrecken der Unterwelt und der anderen Völker, die hier leben. Stets sind die Dunkelelfen bereit, zum Wohl und Glanz ihrer Göttin ihr an Grausamkeit nachzueifern. Niemand ist vor den Elfen sicher und die Elfen untereinander ebenfalls nicht, denn es kann schon einmal vorkommen, dass, ähnlich wie bei der Geburt von Drizzt, ein ganzes Haus ausgelöscht werden soll. Leidglich Drizzt begehrt gegen sein eigenes Volk und seine Herrschaft auf.
Drizzt Do’Urden ist ein erfolgreicher Schüler an der Kriegerakademie Menzoberranzans geworden. Seine Kampfkunst sorgt dafür, dass er sich schon bald den Patrouillen durch die Tiefen des Reichs anschließen muss. Ihm zur Seite stehen der zwielichtige Masoj Hun’ett sowie dessen magischer Gefährte, der schwarze Panther Guenhwyvar. Sein Bruder Dinin Do’Urden gehört ebenfalls dazu, er war es auch, durch dessen Brudermord Drizzt überhaupt leben durfte. Überfälle auf die Elfen des Oberreichs stehen auf der Tagesordnung. Statt einer immer wieder beschriebenen alptraumhaften Welt stellt sich die Oberwelt für Drizzt als faszinierend unerforschbare Welt dar.
An anderer Stelle geht es um Melee-Magtheres, der seit einem halben Jahr gesichtlose Meister lebt, um mehr über die Magie der Drow zu erfahren. Hinter der Maske versteckt sich der letzte Überlebende des Hauses De Vir, der sich an den Do’Urdens rächen will.
Die beiden Häuser Hun’ett und Do’Urden stehen in einem bösen Krieg. Das Haus Do’Urden muss nur noch das Haus Hun’ett beseitigen, um in den Kreis der acht hohen Häuser aufzurücken. Das Haus Hun’ett weiß um diese Tragödie, denn im Vergleich zu Do’Urden wirkt es schwach und besiegbar. Als einziges Haus wissen die Mitglieder von Hun’ett um die wahre Identität des gesichtlosen Meisters. Damit haben sie einen Trumpf in der Hinterhand, der gegen Do'Urden helfen soll. Doch noch eine weitere Tat ist geplant, um den Gegner zu schwächen: Drizzt soll ermordet werden.
Die Geschichten um den Dunkelelfen Drizzt aus der Welt der Vergessenen Reiche werden jetzt zum ersten Mal als vollständige Ausgabe veröffentlicht. Wurden vorher die Erzählungen getrennt, so ist der vorliegende Band, der in Aufmachung an Die Zwerge, Die Trolle etc. erinnert, so vollständig wie das amerikanische Original.
Die düstere Stimmung der unterirdischen Welt wird sehr gut beschrieben. Besonders spannend sind die strengen Hirarchien, die - in sehr viel grausamerer Form - an alte adlige Herrschaftsansprüche des Mittelalters erinnern. Durch die gekonnte Beschreibung von R. A. Salvatore und die sehr gute Übersetzung von Karin König fühlt man sich mitten in diese Gesellschaft hineinversetzt. Der Leser fühlt die bedrückende Lage im Reich der Dunkelelfen, wo Missgunst und Neid, Arroganz und Streben nach Macht an der Tagesordnung sind. Als Leser ist man mitten drin im Ränkespiel der Do'Urdens und fühlt sich fast als Beteiligter.
In Die Dunkelelfen schildert R. A. Salvatore das Aufwachsen und die Ausbildung des Dunkelelfen Drizzt Do'Urden in der Stadt Menzoberranzan. Erst zum Schluss der Erzählung wird Drizzt als Erwachsener geschildert, der nach einem eigenen Weg sucht, welcher aber nicht unter der Erde zu finden ist. Ein beachtenswerter, gelungener Auftakt der Serie, die bereits seit 1992 in Deutschland erfolgreich läuft. Inzwischen ist sie bei Lausch als Hörspiel zu haben. Weder das Buch noch das Hörspiel bescheren dem Leser eine leichte Kost. Dafür stellen beide eine vollkommen andere Welt dar. Drizzt Do'Urden, die beliebteste Figur R. A. Salvatores, bringt es in Deutschland auf mittlerweile 27 Bände, ein Ende ist nicht in Sicht. - Schwert und Magie, die Fantasy, bei der es zur Sache geht.