Serie / Zyklus: ~ Titel / Originaltitel: Der Tag, an dem die Götter starben Autor: Walter Ernsting Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Der Tag, an dem die Götter starben ist einer der größten Erfolge Walter Ernstings und zudem eines seiner wenigen Bücher, die nicht unter Pseudonym erschienen sind. Es handelt sich um einen "Dokumentarroman", der die fantastischen Erlebnisse des Autoren Walter Ernsting enthält.
Erschienen ist der Roman zuerst in Frankreich und den USA im Jahr 1969, erst zehn Jahre später in Deutschland. Der reale Ernsting vereint beim Erzählen die Theorien Erich von Dänikens über Außerirdische, die als Götter auf die Erde kamen, mit seinen eigenen oft verwendeten Themen der Zeitreise und außerirdischen Raumfahrern sowie biographischen Schilderungen.
Bei einem Besuch in der Schweiz trifft der Schriftsteller Ernsting auf den Hotelier Erich von X. Beide sind sich auf den ersten Moment äußerst sympathisch, als würden sie sich seit Jahren kennen. Und sie haben die gleichen Interessen. Erich von X. erzählt von seiner Begegnung mit dem Wissenschaftler Aristide Holmès. Anscheinend fühlen sich alle Menschen, die sich außerirdischer Phänomene bewusst sind, miteinander verbunden, wenn auch unbewusst. So lernte Erich von X. den Forscher Holmès in Ägypten kennen. Von Holmès hat er eine kleine steinerne Sphinx geschenkt bekommen, die die Tür zu einer geheimen Kammer in der Nähe der peruanischen Stadt Cuzco öffnen soll. In dieser Kammer einer kleinen Pyramide steht eine Zeitmaschine.
Von X. ist aufgrund verschiedener Verpflichtungen an das Hotel gebunden und bittet deshalb Ernsting nach Peru zu reisen. Nach anfänglichem Zögern und entsprechender Reisevorbereitungen bricht Ernsting nach Peru auf. Nicht nur, dass es ihm gelingt in die Kammer einzudringen, er reist sogar dreiundzwanzigtausend Jahre in die Vergangenheit, trifft auf eine Kolonie der Altairer und den Professor Holmès. Der Wissenschaftler erklärt Ernsting die Hintergründe. Die altairischen Kolonisten seien nach den Gesetzen des Galaktischen Bundes illegal auf der Erde, die aufgrund der einheimischen Bevölkerung als geschützt gilt. Obwohl nach moralischen Maßstäben den Nachkommen der illegalen Kolonisten keine Schuld für ihr Dasein auf der Erde trifft, müssen sie mit einer Strafexpedition des Bundes rechnen. Der Galaktische Bund macht keine Ausnahmen. Deshalb verwischen die Altairer, die von den Eingeborenen als Götter angesehen werden, ihre Spuren auf der Erde, um unentdeckt zu bleiben. Holmès vermutet aber, dass alle Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichen. In wenigen Jahren würden die Altairer ausgelöscht und die wenigen Überlebenden sich mit den Eingeborenen vermischen. Die Zeitmaschine sei außerdem keine Erfindung der Altairer, sondern würde aus einer entfernten Zukunft kommen.
Ernsting genießt seinen Aufenthalt bei den freundlichen Altairern und kehrt in die Gegenwart zurück. Einige Zeit später bricht auch Erich von X. in die Vergangenheit auf, kurz bevor die Strafexpedition erwartet wird. Holmès kehrt nicht in das zwanzigste Jahrhundert zurück, sondern will alles bis zuletzt erleben und aufzeichnen. Damit ist das Abenteuer noch nicht beendet. Es gibt Hinweise, dass all die Jahrtausende Kontrollstationen des Galaktischen Bundes über die Erde wachten. Walter Ernsting erinnert sich an seinen Aufenthalt in Norwegen während der Besetzung 1942. Damals hat er etwas erblickt, das heute Sinn ergibt. Aufgrund besonderer Lichtverhältnisse muss Ernsting eine sonst unsichtbare Kontrollstation für Sekundenbruchteile gesehen haben. Er beschließt nach Norwegen aufzubrechen, wo ihn möglicherweise Mitglieder des Galaktischen Bundes erwarten.
Erzählerisch ist Der Tag, an dem die Götter starben gelungen. Das Besondere sind die vielen biographischen Einsprengsel, die der fiktiven Geschichte einen geeigneten Rahmen und Tiefe verleihen. Das und die Berichte des Erich von X. und Aristide Holmès erlauben es Ernsting eine abwechslungsreiche Geschichte zu entwickeln. Unterhaltung steht bei diesem Roman an erster Stelle, aber es werden auch Fragen aufgeworfen. Eine davon ist, ob die Altairer für die Sünden ihrer Vorfahren bestraft werden dürfen. Wer will, kann über verschiedene solcher Punkte nachdenken, ohne dazu genötigt zu werden. Optimismus beherrscht das Buch, obwohl die Handlungen der Außerirdischen und Menschen nicht immer zum Guten führen. Das Treffen mit den Vertretern des Galaktischen Bundes führt nicht zu einer neuen Freundschaft, aber zu einer Grundlage für spätere Verständigung. Und das ist ein weiterer Vorteil von Der Tag, an dem die Götter starben. Der Autor schöpft nicht alle Themen aus, sondern lässt manches offen. Ein detailliertes Szenario wäre der gekonnten Erzählung sogar abträglich gewesen. Mit dem Auflösen aller Fragen würde die Geschichte unglaubwürdig und jede Faszination verloren. Geschickt verknüpft Walter Ernsting bereits bekannte Themen zu einer neuartigen Entdeckungsreise, die um die Frage geht, ob außer uns noch jemand da sei. Was bleibt, ist intelligente Unterhaltung.
Walter Ernsting
Der Tag, an dem die Götter starben
Düsseldorf: Verlag Marion von Schröder, 1979
ISBN 3-547-72550-X
Walter Ernsting
Der Tag, an dem die Götter starben
Rastatt: Arthur Moewig Verlag, 1985
ISBN 3-8118-2315-9
Walter Ernsting
Der Tag, an dem die Götter starben
in:
Clark Darlton Werkausgabe 11
Ein aufsehenerregender Roman und der Werkstattband
Rastatt: Arthur Moewig Verlag, 1986
Walter Ernsting
Der Tag, an dem die Götter starben
Düsseldorf: Econ Verlag, 1997
ISBN 3-612-27305-1
Anm.: Enthält ein Interview mit Walter Ernsting geführt von Ulrich Dopatka