Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Die Menschheit hat sich in der Milchstraße ausgebreitet und das Imperium bewahrt einen brüchigen Frieden mit abtrünnigen Sternensystemen. Als man auf ein Schiff einer außerirdischen Rasse stößt, ist die Aufregung groß. Der Pilot stirbt, bevor man mehr erfahren und eine zuverlässige Kommunikation aufbauen kann. Eines jedoch ist sicher: Die Außerirdischen sind den Menschen ebenbürtig, und man fürchtet, dass diese gescheiterte Kontaktaufnahme als Aggression gewertet werden könnte. So schickt man eine Mission auf den Weg unter der Führung eines durchaus schießwütigen Admirals, der im Falle eines Falles zu jedem Schritt bereit wäre. Die Gruppe von Forschern sieht das mit Besorgnis, vor allem da nach Erreichen der Heimatsysteme der Kontakt gelingt und sehr fruchtbare Gespräche folgen. Die Zivilisation der Kultur, Splitts genannt, ist für die Menschen faszinierend und bald stellt sich heraus, dass die Abgeschlossenheit des Heimatsystems in einem Sternennebel bislang eine Expansion über das Sonnensystem hinaus verhindert hat. Für die in der Enge ihres Systems festgehaltenen Aliens sind die Menschen die Heilsbringer, doch verbergen sie vor den Menschen Geheimnisse, die sie zu Erzfeinden der Menschen machen könnten. Auch die Menschen verheimlichen Dinge und das Anhäufen der Lügen droht den Erstkontakt in ein Desaster zu wenden.
Der Splitter im Auge Gottes ist ganz ohne Zweifel eines der wichtigsten SF-Werke zum Thema Erstkontakt. Der Roman an sich ist irgendwie misslungen. Dem Buch fehlt ein klar erkennbarer roter Faden und verlässliche Protagonisten. Zu Beginn wird der Leser mit unglaublich viel Hintergrund-Information zum Imperium und der Menschheitsgeschichte vollgeladen, die eigentlich für die Geschichte keine Rolle spielt oder zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Später wird es besser, doch scheinbar willkürlich werden die Protagonisten gewechselt. Erst ab der zweiten Hälfte setzt sich das Ganze und die Hauptfiguren des Romanes werden erkennbar. Vielleicht mag das mit auch daran liegen, dass der Roman von zwei Autoren geschrieben wurde, die nicht unbedingt harmonisch miteinander arbeiteten.
Auf der anderen Seite wird eine durchaus faszinierende Geschichte erzählt, die auch heute noch zu begeistern versteht. Ab dem Punkt, an dem die Kontaktaufnahme aus dem Ruder läuft, wird der Roman richtig interessant und der Leser weiß nicht recht, zu wem er halten soll: zu den imperialistischen Menschen, denen es nur um das Wohlergehen der eigenen Rasse geht, oder zu den Splitts, die in einer evolutionären Zwickmühle stecken und verzweifelt versuchen, die Menschen dazu zu bewegen, ihnen den Weg zu den Sternen zu öffnen (was sicher auch eine Bedrohung für die Menschen bedeuten würde). Diese Frage, ob die Büchse der Pandora geöffnet werden soll oder nicht, ist die zentrale Frage des Romans.
Fazit:
Der Roman hat seine Höhen und Tiefen. Nach dem wirklich katastrophalen Beginn wird der Roman besser und besser. Die Splitts wurden mir von Beginn an zu menschlich dargestellt und wirken wir ein 08/15-Star-Trek-Alienvolk. Erst gegen Ende hin gelingt es auch hier den Autoren zu überzeugen, doch man fragt sich: Warum nicht gleich so? So muss man sagen, dass Kürzungen sowie ein kompetentes Lektorat dem Roman gut getan hätten. Dann wäre dies wohl einer der besten SF-Romane geworden.
So aber lautet mein Urteil: 7 von 10 Punkten.
Der Splitter im Auge Gottes - die Rezension von Christian Plötz