Serie / Zyklus: Das Sternenreich von Skolia, Band 1 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit den Rechten an der SF-Reihe "Das Sternenreich von Skolia" von Catherine Asaro hat sich die Verlagsgruppe Lübbe für eine in den Staaten überaus erfolgreiche SF-Serie gesichert. Immerhin gewann der Roman The Quantum Rose im Jahre 2001 den Nebula Award in der Kategorie "Best Novel" und das Potential in dieser Saga steckt, davon kann sich der Leser bereits im vorliegenden ersten Roman überzeugen.
Catherine Asaro ist hierzulande bislang noch nicht in Erscheinung getreten. Sie wurde in Oakland, Kalifornien geboren und wuchs auf in El Cerrito, welches nördlich von Berkley gelegen ist. Sie studierte chemische Physik und Physik in Havard. Im Verlaufe ihres Berufslebens arbeitete sie an der Universität von Toronto, dem Max Planck Institut für Astrophysik in Deutschland und am Havard-Smithsonian Center for Astrophysic. Sie ist verheiratet mit John Kendall Cannizzo, der als Astrophysiker bei der NASA arbeitet, und hat eine Tochter.
Wie viele amerikanische Autoren hat sie auch diverse Kurzgeschichten verfasst und in den einschlägigen SF-Magazinen veröffentlicht. Darüber hinaus hat sie viele wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
In ihrer Saga ist die Milchstraße in drei große Machtblöcke aufgeteilt, die allesamt von Menschen und ihren Abkömmlingen beherrscht werden. Neben dem Erd-Verbund, der als neutral gilt, schwellt bereits über Jahrhunderte hinweg ein Konflikt zwischen dem Skolianischen Imperium und dem Zusammenschluss der Händler.
In diesem Konflikt hineingeboren wurde Sauscony Valdoria, die eine der möglichen Nachfolger des regierenden Imperators (ein Bruder von ihr) von Skolia ist. Sie selbst steht seit Jahrzehnten als Jagenautin im Dienst des Skolianischen Militärs und gehört zu den erfahrenden Kämpfern. Als Jagenautin wurde sie gentechnisch und biotechnisch aufgerüstet, denn ein normaler Mensch kann die technischen Wunderwaffen der Zukunft ohne "Aufrüstung" nicht mehr beherrschen. Bei einem ihrer Einsätze begegnet sie dem Thronerben der Händler Jaibriol Qox Il, von dessen Existenz bislang niemand eine Ahnung hatte. Jaibriol, der aus einer Verbindung entstammt, die nur ein Ziel verfolgt, nämlich die Vernichtung der herrschenden Familie Skolias und vor allem des von ihnen aufrechterhaltenen Psiberspace-Netz, verliebt sich aufgrund seiner genetischen Herkunft und den damit verbundenen Fähigkeiten unsterblich in sie. Zu ihrem Leidwesen fühlt sich Sauscony genauso von ihm angezogen.
So schwankt sie im Verlaufe des Romans zwischen der Loyalität zu ihrer Familie und all dem für das sie so lange gekämpft hat und der Liebe zu Jaibriol, der sie sich einfach nicht entziehen kann und letztlich auch nicht will.
Wenn man die Grundhandlung des Romans betrachtet, so reduziert sich diese auf ein vielfach benutztes Motiv. Zwei junge Menschen entdecken ihre Liebe zueinander, ihre beiden Familien sind aber seit langem heillos miteinander zerstritten bzw. im vorliegenden Fall sogar Todfeinde. Beide überwinden alle Hürden und Grenzen, um ihre Liebe ausleben zu können. Wahrlich keine neue Idee und als Handlungshintergrund in allen Genres zu finden.
Was den vorliegenden Roman besonders lesenswert macht und ihm auch aus der Masse der Hard-SF-Romane heraushebt, ist die Konzentration der Autorin auf Sauscony. Dabei stehen die Actionelemente nicht im Vordergrund, sondern die Zerrissenheit der Heldin, die sich selbst erst im klaren darüber werden muss, was sie letztlich möchte und wo sie für sich ihre Zukunft sieht. Sauscony wird nicht als stahlharte Kämpferin dargestellt, sondern als eine Frau, die seit ihrer Geburt Zwängen unterworfen ist, denen sie nicht entfliehen kann. Der Imperator bestimmt über ihr Leben und ihre Zukunft und an der Notwendigkeit dessen sind ihr nie größere Zweifel gekommen. Zudem wurde sie selbst vor 10 Jahren psychisch und physisch stark verletzt. Die körperlichen Wunden sind verheilt, die seelischen aber bis heute nicht. Da ihr Peiniger zur führenden Kaste der Händler gehörte, wird sie durch Jaibriol immer wieder an diese Zeit erinnert.
Zu dieser charakterlichen Tiefe der Hauptprotagonisten gesellen sich gut ausgearbeitete und glaubwürdige Handlungsschauplätze. Der vorliegenden Roman spielt auf drei Planeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und anhand derer die Autorin ihr Universum beschreibt. Catherine Asaro beschreibt sehr detailliert die Handlungsschauplätze und entwirft einen in sich stimmigen Hintergrund. Dem Leser wird bereits hier bewusst, dass die Autorin ein farbenprächtiges Universum ausgearbeitet hat, in dem noch weitere Geschichten warten darauf erzählt zu werden.
Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und Tätigkeit hat sie viele Hintergründe sehr genau und ausführlich ausgearbeitet. Ihre Überlegungen präsentiert sie dem Leser auch, der allerdings ihren Gedankenspielen nicht immer wird folgen können, da er nicht über solch ein Bildungsspektrum verfügt. Ich halte ihr einfach zugute, dass sie im ersten Roman ihrer Saga die Grundlagen legen wollte und deshalb in einigen Fällen so ausführlich auf wissenschaftliche und technische Hintergründe eingegangen sind. Diese nehmen auch nicht überhand, als dass sie nun den Lesefluss bremsen könnten.
Mit Der PSI-Faktor hat Catherine Asaro einen wirklich überzeugenden SF-Roman verfasst, der aus dem Verlagsprogramm Bastei-Lübbes, welches ja in den letzten Monaten gespickt ist mit neuen Autoren, herausragt. Der zweite Band der Serie Jäger des Lichts wird in Kürze erscheinen und wird von mir auf alle Fälle gelesen werden.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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