Serie: Forgotten Realms (Vergessene Reiche) - Die Saga vom Dunkelelf 1 Hörspielumsetzung: Günter Merlau Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Unter der Oberfläche des Planeten Abeir-Toril, unterhalb des Kontinents Faerûn leben in der Stadt Menzoberranzan die Drow, die Dunkelelfen. Einst von den anderen Elfenrassen von der Oberfläche vertrieben, haben sie sich an das Leben in der Dunkelheit angepasst und frönen ihrer gewalttätigen Kultur und Gesellschaft. Mord und Verschlagenheit gehören zu dem, was Drowelfen ausmacht; Ehre gebührt demjenigen, der einen Gegenspieler oder auch nur ein Hindernis auf der Karriereleiter aus dem Weg räumt und dabei nicht erwischt wird. Die Welt der Drow wird regiert von Frauen, die alle als Priesterinnen der Spinnengottheit dienen. Männer haben einen geringen Stellenwert und werden entweder Krieger oder Magier. In Gesellschaft der Drow existieren verschiedenen Häuser - Familien, die ständig ihren Stellenwert verteidigen müssen und zudem noch den Ehrgeiz haben, nach oben zu kommen; denn regiert wird das Volk der Drow von den ersten acht Häusern in Menzoberranzan.
Das Haus Do'Urden bereitet sich vor, das Haus DeVir anzugreifen und zu vernichten - um in der Rangfolge nach oben zu rücken. Ziel der Do'Urden-Oberin Malice ist es, das neunte Haus in Menzoberranzan zu werden. Die Regel besagt, das niemand des gegnerischen Hauses überleben darf, um nicht selber vom Rat der ersten acht Häuser bestraft zu werden. Oberin Malice ist hochschwanger, als der Angriff beginnt, die Geburt ihres dritten Sohnes soll ein Tribut an die Spinnenkönigin werden; der Gottheit soll das neugeborene Kind geopfert werden, um sie wohltätig zu stimmen. Jedoch ermordet während der Schlacht gegen das Haus DeVir der zweite Sohn Dinin den Erstgeborenen Nalfein, sodass der Säugling Drizzt nunmehr der Zweitgeborene in der Rangfolge ist und sein Leben verschont wird. Vater des Drow ist der Waffenmeister des Hauses Do'Urden, Zaknafein, - dies erfährt er jedoch erst viel später.
Zaknafein ist nicht zufrieden mit der gewalttätigen Lebensweise der Drow und hofft, dass sein Sohn es ihm gleichtut und auch er sich von der Gesellschaft der Dunkelelfen distanziert - was natürlich ein Affront gegen die Spinnenkönigin darstellt und Malices Zorn hervorruft. Er kann die Oberin überreden, Drizzt in seinem zwanzigsten Lebensjahr auf die Schule der Krieger Melee-Magthere zu schicken, nachdem er schon einige Jahre die Kampfkunst von seinem Vater lernte. Dort gerät er in die Mühlen der Ränkespiele zwischen den Häusern, denn das Haus Hun'ett fühlt sich durch die wachsende Macht Do'Urdens bedroht und setzt seinen Erstgeborenen Masoj Hun'ett auf Drizzt an. Hun'ett kommt die Tatsache zu Hilfe, dass sich ein Überlebender des damaligen Massakers an dem Hause DeVir findet. Mit Alton DeVir glaubt die Oberin des Hauses Hun'ett alle Trümpfe in ihrer Hand zu haben.
Doch Drizzt entkommt jedem Anschlag auf sein Leben und kann Melee-Magthere buchstäblich überleben. Dann jedoch bricht der Kampf zwischen Hun'ett und Do'Urden zu einem Krieg aus, und Drizzt weigert sich, sich auf eine Seite zu schlagen...
Die Geschichte um den Dunkelelfen Drizzt Do'Urden ist eine der beliebtesten um die Vergessenen Reiche, eine Welt, die für das Rollenspiel AD&D (Advanced Dungeons & Dragons) erschaffen wurde. Zahlreiche Comics und Romane ergänzen die schon recht detailfreudigen Rollenspiel-Regelbücher und schaffen so ein buntes und vielfältiges Universum. R.A. Salvatore hat mit Drizzt einen sehr erfolgreichen Charakter geschaffen - so erfolgreich, dass er den Auftrag für etliche Fortsetzungen bekam und die Geschichten um die Dunkelelfen auch andere Autoren aufnahmen.
Der Hörspielverlag Lausch hat sich die Rechte um die Vertonung des Romanes gesichert und ein Werk geschaffen, das einen buchstäblich aus dem Ohrensessel hebt. Mit einer verkürzten Romanversion und szenisch straff geschnitten wüten die Protagonisten derart umher - untermalt von einem ziemlich heftigen Sound(track) - dass man eigentlich gar nicht den Mut findet, das Hörspiel nicht in einem Rutsch durchzuhören. Zwar fehlen einige Bereiche aus dem Roman, die meiner Meinung durchaus relevant wären und beispielsweise die Gesellschaft der Drow besser beschreiben und einiges erklären, was im Hörspiel als gegeben angenommen wird. Die Begegnungen mit Zaknafein und die Konflikte mit seinem Vater werden auch nur auf das Nötigste beschränkt - hier hätte man sicherlich das eine oder andere noch hineinbringen können, ohne den zeitlichen Rahmen zu sprengen.
"Der dritte Sohn" von Lausch war mein erster Kontakt mit der Welt von Forgotten Realms, und das Ganze hat mich so mitgerissen, das ich nachfolgend den Roman regelrecht verschlang. Ich wurde nicht entäuscht - im Gegenteil, die weiteren Bände sind auch schon auf meinem Schreibtisch...
Sowohl das Hörspiel als auch der Roman - beides uneingeschränkt empfehlenswert!