Reihe: The Killables, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Bei “Das letzte Zeichen” gefällt mir der deutsche Titel weit besser als das Original (“The Killables”). In Kombination mit der Covergestaltung ist dem Verlag hier ein richtiger Glücksgriff gelungen: Der “schlichte” rosafarbene Hintergrund, der von Verbindungen und Lötpunkten durchzogen zu sein scheint, auf dem “das letzte Zeichen”, das “K” für “Killables” prangt.
Evie lebt in der “Stadt”, das einzige Bollwerk gegen das Böse in einer von Kriegen fast völlig zerstörten Zivilisation. Wenn man den Lehren des Systems Glauben schenken kann hat sich allerdings auch in Evie das Böse eingenistet, stellt sie doch immer wieder in Gedanken das System in Frage. Und trotz ihrer Verlobung mit der für sie wirklich guten Partie Lukas, liebt Evie seinen Bruder Raphael. Eine heimliche Liebe, für die beide jedes Mal aufs Neue eine Herabstufung im System riskieren.
Als Raphael eine Entdeckung macht, die nicht sein darf, droht ihm “das letzte Zeichen”, das “K” für “Killable”. Damit Raphael dem Tod entgehen kann, müssen die beiden fliehen.
Gemma Malley beginnt ihren Roman mit einem Artikel aus Wikipedia über die Amygdala. Abgesehen davon, dass mich dieser Artikel zu Beginn eher gelangweilt als unterhalten hat, hat er mich zumindest für einen kurzen Besuch bei Wikipedia verleitet – gefunden habe ich den Artikel dort so allerdings nicht (laut dem Buch ist er allerdings auch von Januar 2011).
Anschließend beginnt die Geschichte mit einem Ausflug in Evies ganz “normalen” Alltag: Ein Morgen, der mit Alpträumen und bissigen Kommentaren ihrer Mutter beginnt und mit einer heimlichen Begegnung in der Nacht endet. Ein Tagesablauf, der dem Leser viel über die “Stadt” verrät – und einem einen leichten Schauder über den Rücken laufen lässt: Gemma Malleys Zukunftsvision ist definitiv eine Dystopie.
Die einzelnen Figuren sind wirklich detailliert ausgearbeitet und weit facettenreicher, als man es auf den ersten, sogar zweiten Blick ahnt. Mit Evie als Hauptperson wird man schnell warm, ihr innig geliebter Raphael sagt mir allerdings weniger zu. Sein Verhalten hat mich des Öfteren erschreckt und auch wenn er für seine wirklich harte Kindheit bedauert werden sollte, entschuldigt diese bei weitem nicht jedes Verhalten. Was Evie an ihm findet ist mir wirklich schleierhaft. Das macht die Geschichte allerdings nicht minder lesenswert. In Gemma Malleys Welt gibt es eben sympathische und unsympathische Figuren, wichtige und unwichtige – und solche, die einen wirklich überraschen.
Und es sind nicht nur die Figuren, die einen überraschen. Gemma Malley schafft es in ihrer Geschichte, selbst dem kleinsten Geschichtsfragment eine Bedeutung beizumessen, eine Bedeutung, die man als Leser erst mit der Aufschlüsselung erkennt. Und damit ist “Das letzte Zeichen” eine Geschichte, die in sich absolut schlüssig ist. Mit dem Ende knüpft Gemma Malley alle Fäden zusammen – und bei einigen hätte ich das definitiv nicht erwartet. Wirklich gefallen hat mir das Ende allerdings trotzdem nicht. Es ist zwar ein “Happy End”, aber eines, das ich mir anders gewünscht hätte. Da mit “Die Verschwundenen” im August nächsten Jahres die Fortsetzung erscheint, kann ich jedoch zumindest dort noch auf besseres Ende hoffen.
Liebhaber klassischer Dystopien werden sicherlich ihre Freude an “Das letzte Zeichen” haben. Die auf dem Klappentext beworbene Liebesgeschichte hat zumindest mich nicht überzeugen können, macht aber auch nicht den Reiz der Geschichte aus und war zumindest für mich eher Hintergrundgeplänkel. Mich hat Gemma Malley mit der fesselnden Beschreibung ihrer düsteren Zukunftsvision und den dort lebenden Menschen überzeugt – und mit der Hoffnung auf ein “besseres” Ende werde ich mich sicherlich auch noch an die Fortsetzung wagen.