Titel: Das Judasgift Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Kardinalstaatssekretär Augusto Benelli aus Der Judasfluch setzte sich in einem kleinen Kloster zur Ruhe und übergab seine Aufgabe an Kardinal Hewson. Kardinal Hewson erhielt am Ende des Romans eine alte Münze und bildet damit den Ausgang für den vorliegenden Roman. Das ist nun sieben Jahre her. Für den Leser des Buches Das Judasgift ist die Kenntnis des Vorgängers nicht Pflicht und auch nicht notwendig.
Wer Verschwörungstheorien, Kirchenlegenden und gut erforschte Tatsachen mag, der ist bei diesem Buch und auch den anderen aus der Feder von Scott McBain richtig. Nun folgte der kanadische Kardinal Hewson in das Amt als Leiter der Kongrgation für Glaubensfragen. Und mit dem Silberling, den er im letzten Buch - also vor sieben Jahren - erhielt, geht es nun weiter.
Doch eigentlich beginnt es mit dem plötzlichen komatösen Zustand von Papst Johannes XXV. In seiner Bibliothek bricht er plötzlich zusammen, und Dr. Emiliani erhält einen Hinweis vom Mönch Gregor darauf, dass der Papst möglicherweise vergiftet worden ist. Der ärztliche Berater des Heiligen Vaters holt sich Rat bei Benelli. Augusto Benelli befürchtet, dass eine neue Verbindung zu den Silberlingen des Judas hergestellt wird. Von diesem Ansatz ausgehend haben wir eine spannende Erzählung. Puzzleteil um Puzzleteil wird im Lauf der Erzählung an seinen angestammten Platz zurückgestellt. Das scheint aber nutzlos, denn Papst Johannes XXV. und Dr. Emiliani sterben. Die Frage, wer folgen wird, steht unbeantwortet im Raum.
Wir könnten natürlich jetzt dazu übergehen und uns mit übernatürlichen Erklärungsversuchen an eben diesem Roman versuchen, doch das möchte ich anderen überlassen. Ich denke schon, dass, ähnlich wie bei Mária Szepes' Roman Der rote Löwe, man esoterisches Wissen hier hineindeuten kann. Ob nun Symbole oder ätherische Wesen eine gewisse Bedeutung haben oder nicht, sei dahingestellt. Scott McBain hat jedenfalls ein spannendes Werk geschaffen, das ich gern gelesen habe. Eine vielschichtige und aus diesem Grund keine leichte Unterhaltungskunst.
Eine kleine Frage möchte ich jedoch im Raum stehen lassen. Wenn die altbekannten dreißig Silberlinge damals bei Judas in einem Beutel waren, wie sollen Jahrhunderte später alle Silberlinge den Untergang der Welt bedeuten, wenn sie wieder zusammenkommen? Das hätte bereits damals den Untergang herbeiführen müssen.