Serie/Zyklus: Star Trek Classic, Band 102 (Spiegeluniversum Band 1) Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Captain James Tiberius Kirk zog sich mit seiner Lebensgefährtin Teilani auf den Planeten Chal zurück. Dort, in der klingonisch-romulanischen Kolonie, wollte er sich auf sein Altenteil zurückziehen, das Leben geniessen und in Ruhe alt werden. Von seinem paradiesischen Planeten kehrt er auf die Erde zurück. Während einer dort stattfindenden grossen Galafeier wird Kirk entführt. Seine Entführer sind Mitglieder einer Rebellengruppe aus dem Spiegeluniversum. Vor über 100 Jahren besuchte Kirk mit seiner Enterprise das Parallel-Universum. Oder sollte man sagen, das Anti-Universum. Denn was hier Gut ist, ist im anderen Universum Böse. Im fremden Universum existiert Kirk und Spock und McCoy und... ebenso wie die Förderation, die Klingonen etc. Allerdings ist dort die Welt wesentlich dunkler, brutaler und gemeiner. Die Menschen werden von Gewalt und Terror heimgesucht. Und das alles unter der Fuchtel des gewalttätigen Herrschers Tiberius. Vor 108 Jahren überzeugte Kirk im Spiegeluniversum den Anti-Spock etwas gegen den Anti-Kirk, den Herrscher Tiberius, zu unternehmen. Anti-Spock unternahm auch etwas und stürzt Tiberius, der unerkannt entkommen konnte und mit ihm zerstörte er die Förderation. Die Rebellen konnten die Regierungsgewalt nicht übernehmen. Cardassianer und Klingonen bildeten eine Allianz und übernahmen das Gebiet, das früher die Förderation einnahm. Noch brutaler und gewalttätiger ist das Regime, das das Alte ablöste. Der Anti-Spock, Führer der Rebellen macht nun den echten Kirk für dieses Desaster verantwortlich. Er reist mit ein paar getreuen in das hiesige Universum. Er will das James T. Kirk zur Rechenschaft gezogen wird. Zudem wagt er einen wahnwitzigen Plan. Kirk soll ihm helfen, im Spiegeluniversum für Recht und Ordnung zu sorgen. Frieden und Freiheit eine Chance geben und somit allen Bewohnern ein besseres Leben zu gewährleisten.
Nicht nur die Rebellen des Parallel-Universums reisen in das hiesige, auch die neuen Machthaber haben bereits einen Stützpunkt in den Badlands des Universums der friedliebenden Förderation. Über Jahre hinweg wurden hier führende köpfe der Förderation durch ihresgleichen aus der Parallelwelt ersetzt. An den wichtigsten Führungspositionen stehen die Fremden und niemand hat es bislang bemerkt. Zudem wird die Enterprise zusammen mit Picard und der neuen Crew der "Next Generation" entführt. Das modernste und kampfstärkste Förderationsraumschiff soll im Anti-Universum die Widerstandsbewegung unter dem Anti-Spock niederwerfen. Anführerin des Enterkommandos ist die sadistische Cardassianerin Gul Rutal. Jean Luc Picard nimmt den Kampf gegen sie auf und will sein Schiff, die U. S. S. Enterprise zurückerobern.
Nach langem hin und her gelingt es James T. Kirk das Vertrauen vom Anti-Spock wieder zu erlangen. Mit seinen alten Teamgefährten macht sich Kirk auf den Weg in die Badlands. Ziel ist es, die schleichende Invasion aus dem fremden Universum, samt ihrem Stützpunkt in den Badlands zu besiegen. Dies scheint erst recht einfach zu sein, wenn man das Unmögliche so bezeichnen will. Noch undurchsichtiger und unmöglicher wird die Situation als man herausfindet, das der ehemalige Diktator Tiberius auch an gewissen Fäden zieht um Marionetten tanzen zu lassen.
Wer den Roman gelesen hat, wird feststellen, nur das wenigste ist tatsächlich von William Shatner geschrieben. Sicherlist ist die Abrechnung zwischen Kirk und McCoy in einer Episode so ein Teil. Der umfangreichere Rest stammt aber vom hervorragenden Autorenehepaar Garfield und Judit Reeves-Stevensen. Das Gespenst lässt sich leicht und flüssig lesen, dafür sorgen diese beiden Autoren mit ihrer jahrelangen Erfahrung und dem exzellenten Hintergrundwissen zur Serie "Raumschiff Enterprise" und den anderen Ablegern aus dem Star Trek Universum. Einer bestimmten Serie, "Classic" oder "The next Generation" oder... lässt sich dieser Roman nicht zuordnen. Vom Zeitpunk liegt er irgendwo dazwischen. Das Problem mit dem "neuen" "alten" Captain Kirk liegt einfach darin, was macht man mit ihm? In das reguläre Universum kann er nicht zurück. Ganze Handlungsstränge von der Fernsehserie bis hin zu Büchern und Comics würden über den Haufen geworfen. So bleibt nichts anderes übrig, als alte Gegner und andere Dimensionen heraufzubeschwören. Wobei die anderen Dimensionen ja gar nicht mehr so fremd sind, die U. S. S. Enterprise war bereits da. Eine andere Frage ist, warum tragen Förderationsraumschiffe immer noch die alten amerikanischen Schiffsbezeichnungen? Wird hier der Größenwahnsinn Amerikas deutlich, die Weltpolizei zu spielen? Überall der Beste zu sein, sich überall einzumischen und sich bei unangenehmen Situationen hinter der ersten Direktive zu verstecken?
Wie auch immer man zur Serie stehen mag, Andreas Brandhorst verstand es wieder einmal ein glatten und gut zu lesenden Roman zu übersetzen. Ich sehe es als eine grosse Leistung an, einen Roman dem deutschsprachigen Publikum so gekonnt zu präsentieren.