Titel: Götterdämmerung Buchbesprechung von Ulrich Blode |
Der Journalist und Autor Neil LaHaye ist auf der Suche nach neuen Themen. Nach Recherchen zu Strahlenopfern von Atombombenversuchen und einem Buch zu Guantanamo, hat er es sich in einigen politischen Kreisen verscherzt, was sich auf seine Arbeit auswirkt. Dann weckt das Thema AIDS seine Neugier: Wie kam es zur Entdeckung des Virus, welche Forscher waren daran beteiligt und woher kam die Krankheit ursprünglich? Die Recherchen führen ihn auf die Spur des kubanischen Wissenschaftlers Victor Sanchez. Einst ein bekannter Jungforscher, verschwand Sanchez eines Tages von der Bildfläche. Was wurde aus dem Exilkubaner, fragt sich LaHaye. In einem medizinischen Chatroom lernt er Beatrice kennen, die Tocher von Victor Sanchez. Langsam lernen sich beide kennen und Beatrice offenbart LaHaye ihre Identität. Der Journalist fliegt nach Alaska, wo Beatrice und ihr Vater in einem geheimen Forschungslabor angestellt sind. Die Begegnung führt zu ungeahnten Folgen, denn Victor Sanchez’ Experimente haben ungeahnte Ausmaße angenommen, die die gesamte Menschheit bedrohen, sollte etwas davon nach Außen getragen werden: Es ist die Zeit der Götterdämmerung...
War die atomare Bedrohung im 20. Jahrhundert eines der vorherrschenden Themen des Untergangs, ist es nun (auch) die Gefahr von tödlichen Krankheiten. Hierbei spielt die Gentechnik eine besondere Rolle und Tanja Kinkel hat dazu intensiv für ihren Roman recherchiert. Ein großer Teil des Romans bewegt sich im Rahmen eines Wissenschaftsthrillers. Der glaubwürdig dargestellte, wenn auch nicht unbedingt sympathische, Journalist LaHaye ist eine unbedeutende Person, die in ein Wespennest aus politischen und unternehmerischen Interessen tritt. Wie der Anhang (Interview und Zusatzmaterialien) zeigt, unternahm Kinkel sogar Reisen in die USA, um sich über rechtliche und wirtschaftspolitische Fragen zu informieren, zum Beispiel zur Pharmaforschung. Daraus entstand ein brisanter Roman über die Verantwortlichkeiten des eigenen Tuns und den Versuch einiger Menschen „Schöpfer“ zu spielen. Dass Götterdämmerung am Ende zusehends phantastischerer Natur ist, schadet nicht unbedingt. Tanja Kinkel hat guten Roman geschrieben.
Götterdämmerung - Rezension von Andreas Nordiek