Titel: Das Geheimnis des Kartenmachers Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Caspar Sebalds Abenteuer gibt es auch bereits als Hörbuch. Aber so ein Schmöker wie Das Geheimnis des Kartenmachers lohnt sich schon, in die Hand genommen zu werden. Es ist eine Liebes-Abenteuer-Grusel-Historien-Geschichte. Ein Abenteuer mit vielen Seiten, eine lesenswerter als die andere.
Caspar Sebald ist ein gewitzter Junge, der in der Lage ist, sehr schnell Bilder, Zeichnungen und Texte in sich aufzunehmen und sie später fehlerfrei wiederzugeben. Das macht ihn für den Kupferstecher Bartholomäus Wolkenstein kostbar. Allerdings muss der ihn erst einmal bekommen. Denn der Junge hat natürlich auch Unsinn im Kopf, wie andere Jungen seines Alters auch. Bei einem übermütigen, dummen Streich, bei dem er das Gesicht des Domherrn Servatius von Pirkheim mittels mittelalterlicher Graffiti verunstaltet, wird er erwischt. Für drei Tage muss er in den Wasserkerker zu Augsburg und danach einen Tag an den Pranger. Als er sich wieder frei bewegen kann, würde er ja gern in fremde Länder ziehen. Aber ihm fehlen die nötigen Mittel. Seine Lehrstelle ist er seit seinem dummen Jungenstreich los und muss zurück zu den Eltern, um in deren Gasthof zu arbeiten. Hier muss er unter der Knute seines gestrengen Herrn Papas und den Streichen seines boshaften Bruders ein armseliges Leben fristen. Mit seiner seltsamen Gabe, sich alles merken zu können, lockt er Gäste in den Gasthof. Auch der verschrobene Bartholomäus Wolkenstein wird so auf ihn aufmerksam. Bartholomäus bietet Caspar an, in seiner Werkstatt vor der Stadtmauer als Lehrling anzufangen. Dort trifft er auf das Mädchen Klara. Der Kupferstecher mag seltsam sein, er bringt aber dem Jungen sehr viel von seiner Kunst bei. Seltsame Dinge gehen in der Werkstatt des Kupferstechers vor sich, und noch seltsamer ist die geheime Kammer, die außer dem Lehrmeister niemand betreten darf. Immer wieder tauchen Menschen auf, die dem Meister Dinge bringen oder abholen. Woran arbeitet Bartholomäus in seinem Zimmer? Was bringen die Boten? Irgendwann erfährt Caspar es. Es sind Landkarten, die seinem Meister gebracht werden. Manchmal hat Caspar den Verdacht, es handele sich um die verbotene Theorie, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel sei. Diese gotteslästerliche Aussage wird von der katholischen Kirche streng verfolgt. Tatsächlich setzt der Augsburger Domherr seine Spitzel und den Inquisitor Heinrich Institoris auf den Kupferstecher an. Sie wollen ihn der Ketzerei überführen, um seines Hab und Guts und seines Wissens habhaft zu werden. Caspar soll ihnen dabei helfen, denn der Domherr ist seit Caspars Streich nicht gut Freund mit ihm. Daher droht von Pirkheim mit dem Scheiterhaufen. Dann ist da noch die schüchterne Magd Klara, die Caspar seltsam vorkommt. Dabei kann er sie eines Abends vor den sexuellen Gelüsten des eigenen Bruders retten, was wiederum nicht sehr gut für ihn ist. Aber die drei, der Meister und die beiden Jugendlichen, finden bald zusammen und bilden ein verschworenes Grüppchen.
Die Lage spitzt sich zu, als der Buchhändler Quentel von einem Mitbewerber überfallen wird. Dieser will eine ganz bestimmte Karte, die sich in Bartholomäus' Besitz befindet. Da der Meister sich mit der Kirche anlegt, bekommt er weitere Probleme. Die Inquisition ist nur zu gern bereit, den vom Weg der Kirche abgekommenen Mann mittels der Folter auf den wahren Weg zurückzuführen. So wird eines Nachts sein Haus überfallen, aber der kleinen Gemeinschaft gelingt die Flucht. Vorerst. Der Kupferstecher gelangt in die Hände seiner Gegner, und Caspar, Klara und Quentel wollen ihn wieder befreien.
Der Roman ist durchaus einer jener Romane, die man nicht einfach irgendwo stehen lassen sollte. Gut, die Sache mit der sexuellen Belästigung war etwas übertrieben, manch eine Wortwahl hätte ich anders getroffen. Zu oft haben wir eine Redewendung, die sich in der unsrigen Welt normal anhört, aber in der damaligen Zeit total fehl am Platz war. Die Nachforschungen von Rainer M. Schröder waren sicher erfolgreich, doch bei manch einer Beschreibung war es mir zu viel des Guten.