Titel: Das Blut des Lammes |
Mit "Das Blut des Lammes", verfasst von dem bekannten Phantastikautoren Thomas F. Monteleone, dessen jüngere Romane hierzulande nicht erschienen sind, öffnet sich der Area Verlag für Neuübersetzungen. Erschienen innerhalb der Horror-Hardcoverreihen bislang längst vergriffene, teilweise hochkarätige Werke bekannter nationaler und internationaler Autoren, liegt nun die erste, eigenständige Übersetzung vor. Mit Thomas F. Monteleones Roman "Das Blut des Lammes" wurde dieses Debüt gleich mit einem Bram Stoker Award-Gewinner begangen.
Der Roman beginnt im Jahre 1967. Eine kleine, geheime Gruppe des vatikanischen Geheimdienstes nimmt von dem Abbild Jesus im Turiner Grabtuch eine DNS-Probe und klont daraus einen Menschen. Dieser wächst in den Vereinigten Staaten auf, wird Priester und betreut eine Kirchengemeinde in New York. Obwohl ständig unter Beobachtung stehend, entwickelt er sich zu einem ganz normalen Menschen. Erst als Anfang-dreißig-jähriger geschieht etwas, auf das alle Beteiligten gewartet haben. Als Pater Peter Carneza von einem Drogensüchtigen ernsthaft bedroht wird, schießen aus seinen Fingern Blitze und töten den Jungen auf der Stelle.
Völlig verwirrt und geschockt, versucht er das gerade Erlebte zu verarbeiten und wird kurz darauf in den Vatikan gerufen. Dort erfährt er von den Mitgliedern der kleinen vatikanischen Gruppe die Wahrheit über seine Herkunft. Völlig entsetzt und an den Offenbarungen zweifelnd, flieht er in die USA zurück und versucht mit Hilfe einer ihm bekannten Journalistin seinen Häschern zu entkommen.
Während seiner Flucht durch die Vereinigten Staaten entfalten sich seine Kräfte immer mehr, und er selbst versucht durch eine Flucht in die Öffentlichkeit so bekannt zu werden, dass er nicht einfach, ohne Aufsehen zu erregen, beseitigt werdern kann. Getrieben durch seine Fähigkeiten, entwickelt er sich zu einem begnadeten Prediger, der eine Vielzahl von Menschen um sich scharen kann. Dabei stößt er in das Revier etablierter Fernsehprediger vor, die ihre eigenen Pfründe gefährdet sehen. Beobachtet von einem Agenten des Vatikans und misstrauisch beäugt von seinen Konkurrenten, entwickelt er seine Fähigkeiten weiter. Fähigkeiten, die daran Zweifel aufkommen lassen, ob er tatsächlich die Wiedergeburt des Sohnes Gottes ist, und die sowohl Gutes wie auch abgrundtief Böses zu tun in der Lage sind.
Den Roman muss man im Kontext seiner Zeit sehen, wenn man als Leser verstehen möchte, warum Thomas F. Monteleone für diesen den Bram Stoker Award gewann und dadurch seiner schriftstellerischen Karriere einen deutlichen Schub geben konnte. Zu der Zeit, als der Roman entstand, nämlich 1992, gab es noch einen Hype im Hinblick auf die Jahrtausendwende, die für viele gleichgesetzt wurde mit dem Untergang der menschlichen Zivilisation. Diesen nutzte Monteleone für seinen Roman und lag damit voll am Puls der Zeit. Heute, 13 Jahre später, existiert die Menschheit immer noch, und der Weltuntergang fand nicht statt. Dadurch wird der Roman auf einen normal einzuordnenden Horrorroman reduziert, der durch gute Ideen und entsprechende schriftstellerische Umsetzung glänzen sollte, um die ihm verliehene Auszeichnung rechtfertigen zu können.
Diesen Ansprüchen wird "Das Blut des Lammes" nicht gerecht. Die Story wirkt wie geradezu aus einem anderen Jahrhundert stammend und fällt bei einem Vergleich mit aktuellen Horrorwerken durch. Die Angst vor der Jahrtausendwende, vatikanische Geheimgesellschaften und Klone wurden seitdem zu häufig in Romanen verarbeitet.
Zudem fehlt dem Roman der erzählerische Drive, eine mitreißende Handlung. Monteleone benötigt viel zuviele Seiten zum Erzählen seiner Geschichte. Daran wäre durchaus nichts auszusetzen, wenn er mit ausgearbeiteten und tiefgründigen Figuren aufwarten würde. Diese finden sich in dem vorliegenden Roman aber nicht. Vielmehr bleiben sie oberflächlich und ihre Aktionen vielfach vorhersehbar.
"Das Blut des Lammes" hätte gleich nach seinem Erscheinen übersetzt und hierzulande verlegt werden sollen. Heute ist es lediglich als mittelmäßiger Horrorroman anzusehen, den man als Genrefan nicht gelesen haben muss.