Reihe: Dark Angels’, Band 1 Eine Rezension von Erik Schreiber |
Die Zeit der Rückkehr, für die beiden Schwestern Dawna und Indie, und ihre Mutter, tritt ein. Gemeinsam kehren sie ein Jahr nach dem Tod der Grossmutter nach Whistling Wing, in das geerbte Haus zurück. In der Ortschaft New Corbie mit dem Anwesen Whistling Wing verbrachten die beiden früher jeden Sommer. Der Ort hat sich seit ihrer Kindheit stark verändert, denn in Whistling Wing gehen seltsame Dinge vor sich. Nicht nur ihre dem Engelwahn verfallene Mutter verhält sich eigenartig, sondern es geschehen weitere seltsame Begebenheiten, die sich nicht erklären lassen. Das Gleiche gilt für die Zeit, etwas mehr als einen Monat, von Anfang August bis Mitte September, in der beide Mädchen gleich alt sind. Dawna ist das ältere Mächen, vernünftig, mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen stehen und kümmert sich in ihrer netten und zuvorkommend Art um Mutter und Schwester. Indie, die jüngere ist ein echter Wildfang. Ungestüm, frech und gerade heraus. Sie weiss, was sie will. Lediglich in der Zeit des Jahres, in der sie gleich alt sind, verbindet die beiden ungleichen Schwestern etwas ganz Besonderes, Übernatürliches.
Es sind die magischen 33 Tage im Sommer, in denen die beiden gleich alt sind, in dieser Zeit passieren immer ganz besondere Dinge, etwa, dass sie ihre Gedanken lesen können. Dies geht solange, bis Dawna am zweiten September ihren Geburtstag feiert. Sonst war immer ihre Grossmutter zur Stelle, doch diesmal müssen Dawna und Indie ohne ihre Unterstützung auskommen. Während die Mutter sich auf ihrem Esoterik-Trip mit Engelsschau befindet und ihre Zeit mit dem Guru Shantani verbringt, bemerken Dawna und Indie schreckliche Veränderungen. Der neue Lebenspartner ihrer Mutter, Shantani, ein selbsternannter Engelsguru wirkt von vornherein unsympathisch. Shantani ist nicht klar zu fassen, da sich um ihn einige Geheimnisse ranken, die erst in den Folgebänden eine Rolle spielen werden. Und auch die Mutter, wird wohl zu einer Engelseherin werden, die nachher erkennt, wer denn die Dunklen Engel (wäre doch ein passender deutscher Titel) sind.
Rätselhafte schwarze Vögel kreisen über der Ortschaft des Anwesens von Whistling Wing und sorgen für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Die Vögel verbergen ein großes Geheimnis, dass weit in die Vergangenheit der Familie zurückreicht. Der Schwarm bedrohlich aussehender schwarzer Vögel, die keiner zuvor gesehen hat, scheint Dawna und Indie zu beobachten. Die Schwestern spüren eine fast magische Kraft und Verbundenheit miteinander, tiefer und gefühlsstärker als die reine Schwesternliebe, die sie schon immer verband. Dawna und Indie spüren instinktiv, dass sie im Mittelpunkt einer unausgesprochenen dunklen Bedrohung stehen und sie erkennen nur langsam ihre schwere Aufgabe. Als die beiden Mädchen erkennen, welche Bewandtnis es mit den Vögeln auf sich hat, ist es beinahe schon zu spät.
Natürlich fehlt keine Liebesgeschichte, man bekommt sogar gleich zwei. Die Beschreibung ihrer Liebhaber lässt jedoch zu wünschen übrig.
Die Charaktere Dawna und Indie sind sehr sympathisch, lebensnah und authentisch beschrieben und für ihr Alter glaubwürdig dargestellt, ihre unterschiedlichen Eigenschaften überzeugen. Nach einem relativ ereignislosen und fast langweilig anmutenden und dahinplätschernden Beginn, wird es gegen Ende des Buches spannender, allerdings mit vielen offenen Handlungsfäden und unbeantworteten Fragen, die nur langsam zu einem zusammenhängenden Handlungsstrang zusammengeführt werden, ohne Auflösung der Geheimnisse und Entwicklungen.
Die Geschichte der Mädchen wird im Wechsel aus der Sicht von Dawna und Indie erzählt. Beide erzählen in der Ich-Perspektive in wechselnden Kapiteln und so ist die Aufmachung des Buches hilfreich, weil die Perspektivwechsel in zwei unterschiedlichen Farben gestaltet sind. Dawnas Kapitel sind mit einer schwarzen Feder, die Sachlichkeit und eine gewisse Distanz ausstrahlt, Indies Kapitel mit einer roten Feder gekennzeichnet, die sehr gut zu ihrem Temperament als Wildfang passt. Nachteilig sind die dadurch gegebenen Wiederholungen, die man bereits aus der Sicht der anderen gelesen hatte. Die beiden Autorinnen spielen gekonnt mit Gefühlen und Ängsten, mit Namen und Nummernsymbolik, mit der Lesegeschwindigkeit der Leser. Die Zusammenhänge und die angedeuteten Geheimnisse innerhalb der Geschichte fallen daher oft im Nachhinein auf.
Die Nachteile: Zwei deutsche Autorinnen, die sich eine Zeitlang hinter amerikanisch klingenden Pseudonymen verstecken, amerikanisierte Titel, die auch in deutsch gut klingen würden und wieder einmal Amerika als Schauplatz. Man könnte fast meinen, in Deutschland besteht kein Platz mehr für deutsche Geschichten.
Andererseits gehöre ich definitiv nicht zum Zielpublikum. Ich kann mir vorstellen, dass gerade in den Blogs der Jungmädchen alles in den Himmel gelobt wird, alles ach sooo schön romantisch ist. So gesehen ein moderner Schauerroman.