Titel: Chronicle – Wozu bist du fähig? Eine Rezension von Sonja Buddensiek |
"Also meine Theorie ist ja, dass das wie 'n Muskel ist. Es ist elastisch, wenn man ihn zu weit dehnt und auch zu schnell, dann reißt er. Und deshalb glaube ich auch, dass wir immer stärker werden."
Story:
Die drei Teenager Andrew, Steve und Matt machen eine äußerst ungewöhnliche Entdeckung. Auf einem Feld finden die drei jungen Männer ein in der Erde vergrabenes Objekt. Der Fund scheint einen wundersamen Einfluss auf die Halbstarken zu haben, denn schon kurz nach der Begegnung verfügen sie über ungewöhnliche Kräfte. Anfangs völlig überrascht von ihren neuen Fähigkeiten, probieren sich die Jugendlichen erst einmal aus und treiben ihre Späße. Doch als einer der drei Jugendlichen anfängt, seine Macht zu missbrauchen, entbrennt ein großer Streit unter den jungen Männern...
Meine Meinung:
Mit wackeligen Handkameras gedrehte Filme gibt es zu Genüge, meist sind diese aber eher Horror-Streifen. "Chronicle" ist dagegen irgendetwas zwischen einem Drama und einem Actionfilm mit einer absolut interessanten Story, weshalb ich ihn so unbedingt sehen wollte. Während ich anfangs ob der Drehtechnik noch etwas skeptisch war, konnte diese mich schon bald überzeugen und ich muss sagen: Ich bin begeistert!
Der Film ist vom Grundgedanken her, dem Erreichen von außergewöhnlichen Kräften, wie ein Superhelden-Film. Könnte man meinen. In Wirklichkeit jedoch sind die Protagonisten eher Anti-Helden. Nach dem auf einer Party ein Loch gefunden wurde, von dem mysteriöse Geräusche ausgehen, und Steve, Andrew und Matt sich in diesem umgeschaut haben, besitzen sie telekinetische Kräfte. Vielleicht hängen die damit zusammen, dass das grüne Etwas im Inneren der Höhle geradezu explodiert ist. Matt und Steve würden ihre neuen Fähigkeiten durchaus einsetzen, um Gutes zu tun - doch Andrew ist viel mehr damit beschäftigt, seine Macht auszubauen und bemerkt dabei nicht, wie alles in die Brüche geht...
Dane DeHaan ist glänzend in seiner Rolle des Andrew - obwohl er von Anfang an labil und seltsam wirkt, schafft er es dennoch, die Sympathien des Zuschauers einzufangen. Er macht mehrere Entwicklungen durch: Vom Außenseiter zum angesehenen Mitschüler bis hin zur ursprünglichen Position des Verspotteten. Diese Veränderungen bemerkt man nicht nur an den Situationen selbst sondern auch an seinem Aussehen. Michael B. Jordan spielt den neuen Freund Steve ebenso gut, er ist zwar ein beliebter Schüler, aber dennoch nicht oberflächlich. Auch wenn er die wenigste Spielzeit hat, ist er immer präsent. Und auch Alex Russell als Cousin Matt, derjenige, der versucht, alles zusammenzuhalten, gefiel mir sehr. Er ist ebenso fasziniert wie seine Freunde, versucht dabei aber dennoch, auf dem Boden zu bleiben.
Nach dem etwas schleppenden Beginn, in dem klar wird, dass Andrew die Anzeichen eines potentiellen Attentäters zeigt, wird es schnell spannend. Die neuen Kräfte hauen die drei Jugendlichen total um und sie treiben allerlei Schabernack damit - erschrecken ein kleines Mädchen mit einem fliegenden Bären, klauen Menschen Autos oder Einkaufswagen und entdecken, dass sie sogar fliegen können. So sind die ersten 30-40 Minuten eher locker-leicht und auch relativ witzig. Nachdem Andrew allerdings seine Fähigkeiten eingesetzt hat, um jemanden zu verletzen, geht die Spirale ganz schnell abwärts und die Ereignisse beginnen, sich zu überschlagen.
Der Junge wird immer unberechenbarer. Mit einer todkranken Mutter und einem gewalttätigen Vater gestraft, sieht er seine Fähigkeiten als seinen einzigen Lebensinhalt an - und sich selbst als besser als alle anderen. Durch seine Probleme in der Gesellschaft wird er immer aggressiver und seine Taten immer unüberlegter. Während ich anfangs noch eher weniger begeistert von der Kameraführung war, so empfand ich dies im Laufe der Handlung doch als sehr gut und vor allem passend - insbesondere deswegen, weil zwischendurch auch durch Überwachungskameras oder Handys ausgenommen wird. Der Titel hat also durchaus seine Berechtigung. Das Einzige, was mir seltsam erschien, war, dass es kaum jemanden zu stören scheint, wenn Andrew alles und jeden filmt - auch beim Einkaufen beispielsweise.
Das Tempo zieht ab Minute 65 noch weiter an, nachdem eine Aktion nach hinten losgegangen ist. Es wird noch spannender, noch actionreicher und die Effekte sind grandios - denn als Andrew endgültig ausrastet, wird so einiges zerstört. Zwar war dieser Ausbruch vorhersehbar durch Titel und Beschreibung, dennoch ist man gefesselt und mittendrin in diesem Kampf um Leben und Tod, den nur noch Matt verhindern kann. Der Showdown ist wirklich, wirklich fulminant und besitzt so einige Wendungen. Zwar ist die Schlussszene leicht verwirrend, in gewisser Weise aber auch ein Hinweis auf einen 2. Teil. Und mir ist klar: Den kann ich mir nicht entgehen lassen!
Fazit:
Nachdem ich mit der Art der Inszenierung von "Chronicle" zunächst nicht viel anfangen konnte, war bald klar, dass genau diese Kameraführung ihn so echt und gut macht. Die Jungschauspieler sind klasse gewählt, die Action kommt nicht zu kurz und das Ende ist voller atemberaubender Effekte und Spannung. Weil nicht wirklich alles stimmte, gibt es nicht die ganze Wertung - aber diesen Film sollte man sich nicht entgehen lassen! 4,5 Punkte.