Serie / Zyklus: Academy Universum #3 |
Nach Gottes Maschinen und Die Sanduhr Gottes liegt mit CHINDI nun der dritte Roman aus dem "Academy Universum" vor. Dieser wurde in den USA für den Nebula Award nominiert. Ein weiterer Roman aus diesem Universum erschien in den USA im letzten Jahr unter dem Titel Omega und bildet den Abschluß des Zyklus. Für diesen erhielt Jack McDevitt den John W. Campbell Award. Sicherlich wird dieser ebenfalls bei Bastei-Lübbe erscheinen, allerdings nicht vor April 2005.
Priscilla Hutchins, die daran denkt aus dem aktiven Raumfahrerdienst auszusteigen, wird von ihrer Vorgesetzten dazu überredet und mit einem Verwaltungsposten gelockt als Pilotin für eine besondere Mission zu fungieren. Die Gesellschaft Kontaktsuchender, deren Mitglieder über imense Finanzmittel und entsprechenden Einfluß verfügen, finanziert der Akademie für Wissenschaft und Technologie ein neues Forschungsraumschiff und möchte dieses vor der offiziellen Übergabe an die Akademie für eine spezielle Mission benutzen.
Eine Mission, die in den Tiefen des Weltraums einen mysteriösen Funksignal nachgehen soll, welches vor Jahren bereits einmal aufgefangen wurde und nun vor kurzem wieder. Während die Akademie davon ausgeht, dass hinter diesen "Funksprüchen" nichts steckt, sind die Mitglieder der Gesellschaft Kontaktsuchender davon überzeugt, dass da draußen mehr zu entdecken ist.
Mehr widerstrebend nimmt Priscilla den Auftrag an und geht mit einer Besatzung von Raumfahrneulingen auf Entdeckungsreise. Eine Reise, die sie weiter in die unbekannten Tiefen des Raumes führen wird, als sie sich selber vorstellen konnte.
Am Ursprungsort des Funksignals findet die Besatzung getarnte Beobachtungssatelliten vor. Das Jagdfieber hat Hutch Passagiere gepackt, denn die Satelliten entstammen einer bislang unbekannten Technik, hinter der hoch technisierte Zivilisation stehen muss. Eine Zivilisation, die vielleicht noch existiert, was einer Sensation gleich kommen würde, denn bisher hat die Menschheit lediglich eine bewohnte Welt gefunden, deren technischer Stand aber denen der Menschheit Ende des 19. Jahrhunderts entspricht.
Hutch, die genau weiß wie gefährlich der Weltraum sein kann, sieht sich einer völlig Besatzung gegenüber, die völlig aus dem Häuschen ist und sie zur Weiterfahrt drängt. Aufgrund des politischen Drucks kommt die Akademie den Wünschen ihrer Sponsoren nach und so bricht die Memphis zur Entdeckungsreise auf. Am Ende ihrer Fahrt, in deren Verlauf sie eine technisch rückständige Zivilisation und einen "Altersruhesitz" zweier Außerirdischer einer unbekannten Rasse entdecken, treffen sie auf die CHINDI, einem riesigen Raumer, der seit unvorstellbarer Zeit durch die Weiten des Weltraumes zieht, Beobachtungssatelliten aussetzt, Artefakte von bewohnten Planeten sammelt und deren Zivilisationen beobachtet. Für die Mitglieder der Gesellschaft Kontaktsuchender und für die gesamte Menschheit stellt die CHINDI eine Sensation dar, die unbedingt näher erforscht werden muß.
Jack McDevitts Universum ist bei weitem nicht so düster und furchteinflössend wie viele Utopien anderer Autoren. Galaktische Kriege mit all ihren schrecklichen Folgen spielen in seinem Universum keine Rolle, denn die Menschheit, die den Schritt in den Weltraum geschafft und als Zivilisation überlebt hat, befindet sich scheinbar alleine da draußen. Innerhalb des von Menschen erforschten Bereichs befinden sich keine anderen, hochstehenden Zivilisationen. Reste längst vergangener Zivilisationen und Hinterlassenschaften raumfahrender Völker wurden gefunden, aber ein direkter Kontakt konnte nicht hergestellt werden. Ebenso wurde die Menschheit nicht von höherstehenden, raumfahrenden Völkern besucht. Vielmehr muss sie erkennen, dass solch eine Begegnung in den Weiten der Milchstraße lediglich ein Zufall sein kann und vielleicht erst in Jahrzehnten, wenn nicht gar in Jahrhunderten stattfindet. Dies hat dazu beigetragen, dass nur noch mit begrenzten Mitteln nach anderen Zivilisationen geforscht wird und die Raumfahrt nach wirtschaftlichen Erwägungen durchgeführt wird. Da zudem die meisten offenen Fragen zum Entstehen des Universums usw. geklärt sind, wird die Raumfahrt an sich immer kritischer beäugt.
Die Entdeckung der CHINDI und der von ihr ausgesetzten Beobachtungssatelliten stellt für die Menschheit einen Katalysator dar und löst eine Euphorie, ja fast eine Hysterie aus. Man ist nicht alleine, sondern es gibt oder gab eine Vielzahl von Zivilisationen dort draußen, die allesamt entdeckt werden wollen.
Um einen reinen Abenteuer-SF-Roman im Stile von Captain Future handelt es sich dennoch nicht. Der Weltraum verzeiht keine Fehler. Unvorsichtigkeit wird oftmals mit dem Tod bestraft und menschliche Erklärungsversuche erweisen sich als tödliche Irrtümer. So verliert Hutch im Verlaufe des Romans nicht nur einige Besatzungsmitglieder durch Unfälle oder Angriffe Außerirdischer, sondern ganze Raumschiffe werden zerstört und ihre Besatzungen getötet. Haupthandlungsträger haben bei McDevitt grundsätzlich keine Überlebensgarantie.
Die gesamten Geschehnisse werden sehr ausführlich und detailiert geschildert. Jack McDevitt nimmt sich den Raum um seine Figuren umfassend zu charakterisieren, selbst wenn sie die nächsten 50 Seiten nicht überleben werden. Deshalb ist der Handlung auch einiges an Rasanz genommen, nicht an Spannung, denn Spannungsbögen finden sich über den gesamten Roman verteilt. Lediglich die Rettung eines Teammitgliedes von der CHINDI erinnerte mich sehr an die in Die Sanduhr Gottes beschriebene Rettungsmission.
Alles in allem ein aus überdurchschnittlich verfaßter SF-Roman, der von einer wesentlich realistischeren Sichtweise was die Anzahl der raumfahrenden Zivilisationen und den Gefahren des Weltraums ausgeht als Weltenentwürfe anderer Autoren.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite
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