Titel: Blutwahn - Der Schrecken am See Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand |
Jana und Philipp, ein junges, frischverliebtes Pärchen, haben sich für ihren Urlaub ein gemütliches Ferienhaus im Allgäu ausgeguckt. Das Häuschen liegt gleich an einem See, dem Alatsee. Dieser See ist bekannt für seine rötliche Färbung, die von einer Purpur-Schwefelbakterienschicht in ca. 15m Tiefe verursacht wird. Im Allgäu ist dieser See die Grundlage für regionale Mythen und Sagen. Unheimliche Geschichten machen die Runde und sogar vermisste Menschen hat die Gegend bereits zu verbuchen. Sogar das Gerücht, dass in dem See ein Goldschatz aus der Nazizeit liegen solle, geht in der Gegend um.
Das unbekümmerte Paar ahnt nicht im Entferntesten, was diese Gerüchte für ihren Urlaub bedeuten werden. Sicher ist, dass sie diesen Urlaub so schnell nicht vergessen werden.
Interessanterweise war ich selber schon im Allgäu und kenne die Gegend um Füssen, Prem und den Alatsee, so dass ich mich sofort geistig in die Umgebung beamen konnte. André Wegmann hat die Landschaft sehr anschaulich beschrieben. Selbst Ortsfremde können sich ein optimales Bild machen. Wenn ich ein Foto des Alatsees google, erhalte ich prompt das Bild, das mir die Beschreibung im Roman in den Kopf gezaubert hat.
Allerdings läßt Herr Wegmann dem Leser kaum Gelegenheit, sich an der idyllischen Natur zu erfreuen.
Schon nach wenigen Seiten geht es gleich heftig zur Sache. Ehe man weiss, was los ist, befindet man sich in einem Albtraum aus Blut und Tod.
Bereits in seinen vorangegangenen Werken "Sonne des Grauens" und "Kutná Hora" zeigt André Wegmann seinen Lesern, wo der Hammer hängt. So ist es dann kein Wunder, dass er auch in "Blutwahn" mit seinen Lesern nicht zimperlich umgeht.
Der hartgesottene Horrorfan ab 18 Jahre darf sich hier getrost auf eine gelungene Mischung aus blutigem Gemetzel und freizügigem Sex freuen.
Während Philipp, ein blasser, bebrillter Durchschnittstyp eher langweilig ist, liegt der Löwenanteil der Charakterintensität komplett bei Jana.
Als gebranntes Kind, das in der Vergangenheit vom Stiefvater geschlagen wurde, macht sie einen relativ zerbrechlichen und empfindlichen Eindruck auf den Leser. Im weiteren Verlauf der Story mutiert sie jedoch zur zähnefletschenden Kampfmaschine, die knallhart alles Erforderliche tut, um am Leben zu bleiben. Jana rockt letztlich die letzten beiden Drittel der Geschichte im Alleingang und ist deswegen mein absoluter Lieblingscharakter - Frauenpower vom Feinsten.
Guter Splatterhorror lebt von seichten Charakteren, mitunter leicht unlogischen Handlungen und zum Teil vorhersehbaren Geschehnissen. Trotz korrekter Einhaltung dieser Horrorklischees, ist hier ein ansehnlicher Spannungsaufbau gelungen. Ein ansprechendes und für meine Begriffe wirklich cooles Ende rundet das Angebot ab und hinterlässt im Leser den Wunsch nach ein paar Seiten mehr.
Leider ist das Vergnügen mit nur 204 Seiten recht zügig beendet. Dafür ist aber, als kleines Leckerchen sozusagen, die Kurzgeschichte "Sonne des Grauens" noch mit im Paket. Da ist ein Preis von EUR 6,99 für ein Taschenbuch absolut gerechtfertigt.
Fazit:
"Blutwahn" rockt - und zwar gewaltig. Der Leser erhält beim Kauf dieses Buches ein gelungenes Paket aus Action, Blut und Sex. Deswegen gibt es dafür meine Kaufempfehlung für Leser ab 18 Jahre.