Titel: Benjamins Parasit Eine Besprechung / Rezension von Carmen Weinand |
Benjamin Wilson, ein Englischlehrer und Familienvater, der seinem 40. Geburtstag entgegen sieht, steht kurz vor dem Trip seines Lebens. Noch läuft alles in geregelten Bahnen. Sein Leben gestaltet sich ereignislos und wenig aufregend, und anders will er es im Grunde auch gar nicht haben. Als eines schönen Tages plötzlich einer seiner Schüler mit einem Fleischerbeil Amok läuft und von der Polizei erschossen wird, ändern sich auch für Benjamin die ruhigen Verhältnisse.
Was kurz nach der Beerdigung des Schülers mit einem leichten Jucken in der Nase beginnt, eskaliert zu einem halsbrecherischem Road Trip zu Dritt. Benjamin, sein Parasit und Julie, eine betörend schöne aber schlagkräftige Kopfgeldjägerin.
"Benjamins Parasit" stand schon ziemlich lange auf meiner heimlichen Wunschliste, und das Warten hat sich gelohnt.
Jeff Strand versteht es nämlich wie kein Anderer, eine hochprozentige Mischung aus schwarzem Humor und Horror abzuliefern.
Den Löwenanteil dieser spaßigen Angelegenheit trägt dabei der Charakter von Benjamin Wilson. Dieser im Grunde bodenständige und eher langweilige Lehrer mutiert im Laufe der Story zu einem coolen, wenn auch tolpatschigen Actionhelden, der es ordentlich krachen lässt. Seine Slapstick-Einlagen haben mich mitunter Tränen lachen lassen.
Seine Begleiterin Julie geht zwar mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an ihre Aufgaben heran, wird aber durch Benjamin's unbeholfene Art öfter in unfreiwillig komische Situationen gebracht, als ihr lieb ist.
Selten dämliche Bösewichte und ein eigenwilliger Parasit runden das Charakterangebot sagenhaft gut ab.
Jeff Strand's humoriger und lockerer Schreibstil erlaubt ein entspanntes und äußerst unterhaltsames Lesevergnügen.
Trotzdem kommt auch der Horror in diesem Roman nicht zu kurz. Der Leser darf sich auf reichlich Action und viele unangenehme Fleischwunden freuen. Auch die Erotik bekommt ihren wohlverdienten Platz in der Story. Allerdings werden auch dabei eher die Lachmuskeln als die dafür vorgesehenen Körperteile strapaziert.
Wer sich jetzt fragt, wie diese Mischung aus "Väter der Klamotte", "Kimble auf der Flucht" und "Alien" funktionieren kann, sollte sich einfach selber ein Bild machen und sich das Buch besorgen.
Ich, für meinen Teil, habe jedenfalls Tränen gelacht und mich köstlich amüsiert. Langeweile sucht man hier wirklich vergebens. Die Story hat Wortwitz, Action, Comedy und Tempo. Was will man mehr?
Nach "Grabräuber gesucht" und "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte" war dies jetzt mein dritter Roman von Jeff Strand, den ich quasi in einem Rutsch verschlungen habe. Leider sieht es nicht so aus, als würde Bastei Lübbe die Mayhem-Reihe fortsetzen. Deswegen bin ich um so gespannter, was VOODOO PRESS den Fans künftig noch bieten wird.
Fazit:
Jeff Strand hat mit "Benjamins Parasit" einen temporeichen, urkomischen Road Trip abgeliefert, bei dem kein Auge trocken bleibt. Ich empfehle eine Tüte Popcorn, ein stumm geschaltetes Telefon und eine abgestellte Klingel in Kombination mit einer Packung Kleenex für die Lachtränen. Wirklich guter Stoff!