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Inhalt: Dies sind die Fortschrittsberichte von Charlie Gordon, von ihm selbst verfasst. Charlie ist 32 Jahre und hat einen IQ von 68. Er arbeitet als Mädchen für alles in einer Bäckerei, deren Inhaber ihn aus Mitleid angestellt hat. Daneben besucht er eine Schule für Lernbehinderte. Dort zeigt er mehr Ehrgeiz als alle anderen; er möchte lernen, weil er intelligenter werden möchte. Dann eröffnet sich für ihn eine Chance: Er wird für ein Experiment ausgewählt, bei dem Forscher durch eine Operation seine Intelligenz um ein Vielfaches erhöhen wollen. Bisher wurde diese Operation nur bei Mäusen durchgeführt. Die letzte Maus, Algernon, ist dadurch so intelligent geworden, dass sie vergleichbare Aufgaben besser löst als Charlie. Nun ist also Charlie an der Reihe, und die Operation hat erstaunliche Erfolge. Charlie wird immer intelligenter und überflügelt bald seine Operateure. Auch erinnert er sich immer besser an seine Vergangenheit, und je mehr er erinnert, desto mehr Ereignisse entdeckt er, an die er sich lieber nicht erinnert hätte.
Bewertung: Flowers for Algernon ist ein glaubhafter Roman über die Entwicklung eines Lernbehinderten zu einem Hochintelligenten. Keyes gelingt es sehr gut, die Entwicklung von Charlie in seiner Gesamtheit darzustellen. Zum einen auf der Ebene der Sprache: Strotzt Charlies Sprache am Anfang noch von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, so werden diese mit der Zeit immer weniger, und auch sein Wortschatz wird immer größer. Zum anderen auch auf der Ebene der Erzählung: Keyes zeigt, welche Probleme jemand hat, der die Welt bislang aus der Sicht eines Grundschulkindes erlebt hat, wenn er binnen kürzester Zeit intellektuell zu einem Erwachsenen wird, aber emotional nicht in gleicher Geschwindigkeit wächst. Die Stärke des Romans liegt auch darin, dass er nicht platt fortschrittsgläubig ist, sondern gerade die Schwierigkeiten Charlies mit seinen neuen Fähigkeiten zeigt. Und diese stellen sich als immer größer heraus, je weiter Charlies Veränderung voranschreitet. So wird aus dem anfangs sehr lustigen Roman eine sehr nachdenkliche Geschichte, deren einziger Schwachpunkt darin liegt, dass sie an manchen Stellen die Empfindungen Charlies nicht noch ausführlicher darstellt und erläutert.
Fazit: eigentlich ein Roman, den man nicht ohne weiteres der Science Fiction zuordnen würde, da er in keine der bekannten Schubladen passt. Aber doch wieder insoweit Science Fiction, als er zeigt, was wäre, was sein könnte, wenn eine solche Operation existieren würde. Der Leser erfährt mehr über sich selbst, über das, was einen Menschen ausmacht - und dass es nicht seine Intelligenz ist.
Wenn es also eine Science-Fiction-Geschichte ist, dann eine solche, die man guten Gewissens auch Leuten empfehlen kann, die ansonsten mit Science Fiction nichts am Hut haben. Und der Hugo und der Nebula Award vergewissern uns, dass wir es immer noch mit Science Fiction zu tun haben.
Auf dem Roman basieren die Filme "Charly" (1968) und "Flowers for Algernon" (2000).
[Die Besprechung beruht auf der englischen Fassung des Romans.]