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Titel: Beutegier |
Die Ankündigung des italienischen Regisseurs Ruggero Deodato („Cannibal Holocaust“), 2010 einen neuen Kannibalenfilm herauszubringen, sorgt nun dafür, dass dem Horrorgenre die zweite kleine Kannibalenwelle (die erste fand Anfang der 80er Jahre statt) vor der Tür steht. Unter anderem führte dies zu „Beutegier“, der Verfilmung eines Romans von Jack Ketchum. Der Film handelt von dem kleinen Ort Dead River, der von einer Horde wild lebender Menschen heimgesucht wird, deren Leibspeise aus den Teilen ihrer zivilisierten Artgenossen besteht. Der Ex-Polizist George Peters macht sich daran, dem Treiben der Kannibalen ein Ende zu bereiten.
Jack Ketchum verfasste für „Offspring“ selbst das Drehbuch. Leider führte der unerfahrene Regisseur Andrew van den Houten Regie. Heraus kam dabei ein Film, der zwar atmosphärisch durchaus beklemmend wirkt, von der Dramaturgie jedoch zu wünschen übrig lässt. Natürlich wird hier versucht moralisch anzuecken, indem dargestellt wird, wie kannibalisch veranlagte Kinder andere Menschen umbringen. Doch das Make-up sowie die Kleidung eben dieser Kinder besitzen eher die Qualität von Karnevalskostümen. Somit wirkt der Film in manchen Sequenzen unfreiwillig komisch, besonders dann, wenn die Kinder wie die Pfadfinder durch die Landschaft spazieren. Es ist offensichtlich, dass sich van den Houten stark an Tobe Hoopers und Wes Cravens Filmen aus den 70er Jahren orientiert. Besonders die Musik (diese verdient wirklich einen Pluspunkt) lehnt sich an die unheimlich-kreischenden Töne von „Kettensägenmassaker“ oder „The Hills Have Eyes“ an und trägt viel zu der bedrohlichen Atmosphäre bei.
Was van den Houten und Ketchum letztendlich produzierten, ist ein kleines Trash-Filmchen, das sicherlich hätte besser ausfallen können. Was beiden jedoch gelingt, ist, den Zuschauer trotz der negativen Auffälligkeiten zu unterhalten. Dies vor allem dadurch, dass die Handlung nicht auf der Stelle tritt, sondern schnell voranschreitet. Kurz und bündig wird der Konflikt zwischen Zivilisation und Barbarei ausgetragen. Nebenhandlungen werden nur angedeutet. Der eigentliche Kampf zwischen den Kannibalen und den Normalos sollte eigentlich recht blutig ausgetragen werden. Doch da haben ihnen unsere FSKler einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn so ziemlich alle Goreszenen wurden für die deutsche Version entfernt. Immerhin handelt es sich dabei um beinahe sechs Minuten. Anscheinend haben unsere FSKler aus Wiesbaden einen richtig schlechten Tag gehabt. Auf alle Fälle zeigt der Vergleich zwischen geschnittener und ungeschnittener Fassung auf schnittberichte.com, dass hier mehr willkürlich als berechtigt vorgegangen wurde. Man könnte auch sagen: Hauptsache geschnitten. - Wie dem auch sei, „Beutegier“ ist ein Horrorfilm für zwischendurch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.