| Reihe: Star Wars: Das Verhängnis der Jedi-Ritter, Band 3 Eine Rezension von Mario Pfanzagl |
Da Luke und Ben von den Aing-Tii erfahren haben, dass Jacens Odyssee ihn einst auch in den Schlund geführt hat, wo er eine mysteriöse Machtpräsenz wahrgenommen hat, sind nun auch sie dorthin aufgebrochen. Wie Jacen finden auch sie dort eine ungewöhnliche Machtpräsenz vor, die womöglich auch einst dafür verantwortlich war dass der junge Ben Skywalker sich von der Macht abkapselte. Die beiden Skywalkers finden jedoch noch etwas im Schlund, womit keiner der beiden gerechnet hätte - eine Centerpoint nicht unähnliche Raumstation und dutzende dort gestrandete Schiffe.
Unterdessen hat Staatschefin Daalas Anti-Jedi-Politik nach den letzten Rückschlägen ein neues Opfer gefunden, Tahiri Veila wird nun vor dem Jedi-Gerichtshof wegen des Mordes an Großadmiral Pellaeon angeklagt. Etwas wogegen die Jedi unter dem frischgebackenen Großmeister Kenth Hamner wieder sehr wenig auszurichten wissen. Hamners Führungsschwäche wiederum lässt die Solos auf eigene Faust Pläne schmieden wie man Daala beikommen und die jüngst erkrankten Jedi vor ihrem Zugriff retten kann. Doch nicht nur Daala will den Jedi ans Leder, auch Moff Lecersen und Skandalreporter Javis Tyrr haben es auf die Robenträger abgesehen, wobei die beiden sogar ein Bündnis geschmiedet haben.
Wenig später als die Jedi kommen auch die Sith des verlorenen Stamms im Schlund an, um dort die Jagd auf Luke zu eröffnen, dessen Präsenz sie erst kürzlich allesamt sehr eindrucksvoll durch die Macht wahrnehmen konnten (am Ende von OMEN). Doch anstatt den Skywalkers auf die Schlundloch-Station zu folgen, verschlägt es sie auf einen mysteriösen Planeten, wo eine uralte Macht sie bereits erwartet...
Bereits in den ersten Kapiteln von ABGRUND wird deutlich dass Verhängnis der Jedi-Ritter zumindest in der ersten Trilogie der neunteiligen Buchserie den Versuch darstellt Wiedergutmachung für Wächter der Macht zu leisten, indem man die beiden Skywalkers auf Jacens Spuren dessen Reisen und wohl auch Fall nachvollziehen lässt. Denn herauszufinden warum Jacen sich der dunklen Seite zugewandt hat ist für Luke die einzige Chance sein Exil abzukürzen und den Jedi Orden vor dem Untergang und Meister Kenth Hamner zu retten. Verhängnis spricht diesen Aspekt deutlicher aus, die Jedi haben seit Jacens Wandel mit einem Führungsproblem zu kämpfen. War Luke seinem Neffen und der galaktischen Politik gegenüber zu nachsichtig, Kenth Hamner ist selbst an seinen besten Tagen ein schlechterer Großmeister als Luke während des Zweiten Galaktischen Bürgerkriegs. Die Galaxis braucht Luke also wieder einmal einen Skywalker und damit gibt es wieder klar definierte Helden, die sich auch als solche engagieren und mit heftigstem Gegenwind ringen müssen.
Schon die ersten drei Bände von Verhängnis der Jedi-Ritter zeigen, man hat aus vergangenen Fehlern gelernt, denn die Autoren sind deutlich mehr bemüht die Geschichten ihrer Vorgänger dort aufzugreifen, wo sie endeten. So sind die Sith den Skywalkers tatsächlich auf den Fersen, der Gerichtsprozess gegen Tahiri läuft auch wirklich an und Daala lässt sich in ihren Bestrebungen die Jedi unter Kontrolle zu bekommen auch nicht beirren, während Jag Fel weiterhin mit Verhandlungen um die Zukunft des Imperiums beschäftigt ist. Auch wenn es drei Autoren sind die für die Entstehung dieser ersten drei Bände verantwortlich sind, die Geschichten fügen sich sehr gut aneinander und lassen keine krassen Brüche erkennen wie zu Zeiten von Wächter der Macht oder Erbe der Jedi-Ritter.
Eines hat sich natürlich nicht geändert, Troy Denning ist immer noch der Mann der für die Schlüsselromane (den jeweils dritten Band der drei Trilogien) verantwortlich ist und auch den finalen Band 9 schreiben wird. Diesen Einfluss darf man nicht unterschätzen und so auch dass Denning dazu neigt sich "seiner" Themen zu bedienen und der Reihe damit einen unverkennbaren Stempel aufdrückt, während ein Aarron Allston sein in den X-Wing-Romanen entstandenes Profil schon deutlich vernachlässigt. Keine Sonderstaffel, keine Gespenster und außer Michael Stackpoles Corran Horn auch kein echter X-Wing-Charakter haben es mit größeren Rollen in die neue Reihe geschafft, auch wenn Wedge Antilles Töchter durchaus Ambitionen zu Höherem bewiesen hätten. Aber vielleicht kommt da ja noch was.
Kyp Durron der aufgrund seiner gemeinsamen Geschichte mit Daala fast prädestiniert wäre eine größere Rolle zu spielen, wurde jedoch bisher eher zu einem der untätigen Dampfplauderer im Rat degradiert, weshalb Denning eher (seiner) Saba Sebatyne den Vorzug gibt. Die Barabel-Jedi-Meisterin die auch Leia Organa-Solos Training vollendete verbleibt jedoch trotzdem als Nebencharakter und von ihrem Sohn Tesar, der sich in Dennings DAS ULTIMATUM bewähren musste fehlt fast jede Spur. Zugleich stützt sich Denning wieder einmal sehr stark auf diesen Erbe der Jedi-Ritter-Roman und knüpft offensichtlich auch an Dunkles Nest an. Das Geheimnis der Killiks und der mysteriösen Erbauer von Centerpoint Station und Schlund, avanciert allmählich zum möglichen Anstoß für die neue Bedrohung der gesamten Galaxis. Die geheimnisumwitterte uralte Macht im Schlund scheint jedenfalls Teil der großen Bedrohung zu sein, vor der die Galaxis in Verhängnis der Jedi-Ritter bewahrt werden muss, neben den Sith, abtrünnigen Moffs und einer jedifeindlichen Staatschefin. Und wer weiß was da noch hinzukommt, wenn Daala überlegt Mandalorianer als Sicherheitstruppe für den Jedi-Tempel zu rekrutieren (in SIEG schon angedeutet). So nebenbei ist auch Raynar Thul wieder zurück und könnte sich als einer von Dennings Charakteren wie Alema Rar in Wächter der Macht eine wiederkehrende Rolle erobert haben.
Es bleibt jedenfalls spannend, denn Denning bringt vieles in Bewegung, während er erste Geheimnisse enthüllt und gerade soviel zeigt, dass der Leser bei der Stange bleibt. Gut gemacht, auch wenn das Buch ziemlich deutlich nur ein Appetitanreger ist und zur einleitenden Trilogie der neunteiligen Reihe gehört. Für sich genommen ist ABGRUND dessen ungeachtet ein positives Zeichen. Zum Buch an sich muss man jedenfalls festhalten, dass es durchaus spannende Einlagen und einiges an Action bietet, während sehr viel offenbart und die Handlung konsequent weiterentwickelt wird. Die Actionsequenzen sind allerdings eher nach der Mitte angesiedelt und die Szenen mit Luke und Ben auf der "Astralebene" waren für mich ein Moment wo ich das Buch auf keinen Fall aus der Hand legen wollte.
Kritisch zu betrachten ist die Darstellung Wynn Dorvans, der überraschend auf die Seite der Solos umschwenkt, jedoch womöglich durch seine Assistentin Deshar Lor in Misskredit geraten könnte, wenn sich diese als "Spionin" Daalas erweisen sollte, welche die Loyalität Dorvans sicher stellen soll. Von Lor bekommt man in ABGRUND nur seltsamerweise nichts zu sehen, scheinbar wurde auf sie irgendwie vergessen, was für diese mögliche Wendung trotzdem nichts zu bedeuten hat, solange sie spätestens von Christie Golden wieder in die Handlung integriert wird. Ebenso wird der Plot um Jag Fels Verhandlungen um einen Wiedereintritt des Imperiums in die Galaktische Allianz in ABGRUND keine allzu große Bedeutung beigemessen, wie auch von möglichen Verbündeten der Jedi unter den Senatoren zwar die Rede aber keiner zu sehen ist, wohl weil man diesen Aspekt schon in Wächter der Macht im Gegensatz zu Erbe der Jedi-Ritter zu vernachlässigen pflegte, wodurch jetzt ein ärgerlicher blinder Fleck entstanden ist. Zu Zeiten eines Borsk Fey'lya waren Jedi-Ressentiments schon hoch im Kurs, doch es gab mit Leuten wie Cal Omas durchaus Fürsprecher, die nun einfach fehlen, genauso wie Offiziere vom Kaliber eines Admiral Kre'fey. Der Jedi-Rat wurde zudem gerade deswegen gegründet, weil Fey'lya die mangelnde Autorität Lukes über seine einstigen Schüler kritisierte und doch wurde die Idee von einem Kollegium der größten Meister ad absurdum geführt, als sich Luke im Konflikt mit den Killiks wiederum zum Großmeister erklärte, damit der Orden wieder primär durch eine Person vertreten wird. Jetzt wo Luke weg ist, wird Kenth Hamner kritiklos in dieser Funktion akzeptiert und sogar ein Kyp Durron, der sich Luke in der Vergangenheit immer wieder entgegen stellte geht mit der Masse. Skywalkers mächtigster Schüler, dem sogar angedroht wurde wegen der Vernichtung Caridas nach Jahrzehnten doch vor Gericht zu stellen, bleibt ruhig und hat bisher wenig zu sagen. Schade, wie ich meine, denn als zweitmächtigster Jedi-Meister neben Luke und gerade aufgrund seiner vergangenen Nähe zur dunklen Seite oder der Beziehung zu den Solos, die wieder einmal zu Staatsfeinden avancieren, wäre Durron für mich der Inbegriff eines Rebellen gegen die Politik einer Natasi Daala und damit prädestiniert für eine tragende Rolle.
In weniger Worten:
ABGRUND beweist ein gewisses Potential, ohne jedoch zum Meisterwerk zu avancieren. Gerade gegen Ende gab es Stellen bei denen ich das Buch nicht mehr zur Seite legen konnte, das spricht meines Erachtens definitiv für Dennings Werk, sagt aber noch sehr wenig über die Reihe aus, die mir bisher zwar solide doch eher mittelmäßig erscheint.