Titel: Deadline 24 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die Welt, wie wir sie kannten, liegt in Trümmern. Menschen und seltsame Wesen teilen sie sich widerwillig, machen sie sich streitig. So findet sich die vierzehnjährige Heldin Sally Hayden in einer Kuppelfarm ihrer Eltern wieder. Großvater, die blinde Mutter und der Bruder bewirtschaften die Farm. Die bietet Schutz vor Hybriden, Spuckvipern, Gorgonen und anderen Kreaturen. Dies ist für Sally ein Dasein eher als Gefangene, denn als freie Bürgerin eines freien Landes. Vor Jahren kam bei einem nächtlichen Ausflug ihr Vater ums Leben. Die seltsamen Wesen, die teilweise an Menschen erinnern, sorgen für die unfreiwillige Abgeschiedenheit. Die geht Sallys Bruder Paul ebenso auf die Nerven, und er nimmt Reißaus. Eines Tages verursacht Vido, einer der Helfer der Haydens, ein Loch in der Stahldraht-Kuppel. Sallys Familie ist einem Angriff von außen hilflos ausgeliefert, als zahlreiche Hybriden eindringen. Unerwartet erhalten sie Hilfe von einer kleinen Gruppe von Menschen, die mit einer Art Flugmaschine unterwegs ist. Paul ist sehr begeistert von der Maschine und noch mehr von Josie, einem Besatzungsmitglied.
Die Flugmaschinenbesatzung um die ehemaligen Seefahrer Caleb und Josie fliegt nach getaner Arbeit wieder davon und Paul hintendrein. Paul Hayden ist von den Möglichkeiten, die sich durch die Flugmaschine eröffnen beeindruckt. Nach einem Streit mit Großvater Hayden schleicht er sich heimlich an Bord. Den alten Mann trifft die Entscheidung seines Enkels hart und er erleidet einen Herzanfall. Weil die Hilfe Pauls bei der Bewirtschaftung der Farm unumgänglich ist, bricht Sally auf, ihren Bruder zurückzubringen. War Sally früher ihre enge Welt erträglich erschienen, entdeckt sie nun ebenfalls den Freiheitsdrang in sich und macht sich auf, den Bruder zu suchen. Auslöser dafür sind die Stadtlords, die das Land beherrschen. Diese suchen die Farm der Familie Hayden auf, um mehr über die Flugmaschine in Erfahrung - und mehr noch, um diese in ihre Gewalt zu bringen. Kurzentschlossen bricht Sally auf, um Paul und die anderen zu warnen. Was als Brudersuche begann, entwickelt sich bald zu einem unglaublichen Abenteuer. Dabei lernt sie unterwegs den mysteriösen Windmann kennen. Mithilfe seiner Erleuchtungen findet sie nicht nur einen Weg, der die Spur ihres Bruders zeigt, sie kommt zudem einem unfassbaren Geheimnis auf die Spur.
Die Welt der Zukunft wird in den Jugendbüchern immer dunkler, düsterer und trostloser. Die fremden Kreaturen sorgen zudem dafür, dass der Eindruck sich verstärkt und die Einsamkeit von Sally noch extremer dargestellt wird. Gleiches gilt für die Lords, die sich lediglich äußerlich von den bösartigen Kreaturen unterscheiden, ansonsten aber ähnliche Eigenschaften aufweisen: Habgier, Gewalt, Boshaftigkeit.
Der Autorin Annette John, wohnhaft in Berlin, gelang es durchaus, ein spannendes Buch im Bereich der Dystopie zu veröffentlichen. In dieser Welt möchte ich ganz bestimmt nicht leben und für ein jugendliches Zielpublikum ist sie ebenso wenig erstrebenswert.
Sally als Handlungsträgerin gefiel mir gut, wobei sie mir anfangs noch sehr fremd war. Mit dem Auftauchen der Lords auf der elterlichen Farm erweist sie sich als mutig und schützt ihre Familie, wo sie kann. Sally Hayden ist eine jener Heldinnen, die mit ihrer Aufgabe wachsen und sich auch als Person weiterentwickeln. Um Sally Hayden wird eine Jugendliche ansprechende, spannende, düstere Zukunft aufgebaut.
Schade finde ich den Begriff Deadline, der allenthalben auftaucht. Schade deswegen, weil weder Autorin noch Lektorat der Meinung sind, in Deutschland die Amtssprache Deutsch anzuwenden. Der Begriff Todeslinie sagt das Gleiche aus und sorgt weniger für Verwirrungen. Der Begriff selbst zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Roman. Was ‚Todeslinie 24’ wirklich bedeutet, hatte ich in dieser Art nicht erwartet.